Risikoanalyse

Stresstest für Kommunen und Kreise

Die Risikoanalyse ist eine Methode der Katstrophenvorsorge, die Schwachstellen aufdeckt und Anregungen zu deren Beseitigung oder Bewältigung liefert. Unter der Annahme verschiedener Katastrophenszenarien lassen sich spezifische Gefährdungen ermitteln, die Verletzlichkeit analysieren und damit die Risiken bestimmen, denen ein definiertes Gebiet ausgesetzt sein kann. Diese strategische Planungsaufgabe liegt in Niedersachsen bei den Städten, Landkreisen und Kommunen und ihren örtlichen Katastrophenschutzbehörden. Nach § 7 Niedersächsisches Katastrophenschutzgesetz (NKatSG) sind sie dazu verpflichtet, zu analysieren, „welche Katastrophengefahren in ihrem Bezirk drohen.

Die Eigentümer und Besitzer von Grundstücken und Anlagen, von denen Katastrophengefahren ausgehen können, sind der Katastrophenschutzbehörde zu Auskünften verpflichtet, die zur Vorbereitung der Katastrophenbekämpfung erforderlich sind.“ In Bremen ist der Innensenator zusammen mit den zwei Ortskatastrophenschutzbehörden in Bremen und Bremerhaven verantwortlich. Sie sind gemäß § 45 Bremisches Hilfegesetz angehalten, nach „pflichtgemäßem Ermessen im Rahmen der geltenden Gesetze alle vorbereitenden Maßnahmen zu treffen, die einen wirksamen Katastrophenschutz gewährleisten“.

Gefahrenprävention durch Planung der richtigen Mittel für die Bewältigung

Die Risikoanalyse liefert die Grundlagen für das Risikomanagement sowie für die Planung aller erforderlichen Maßnahmen und Mittel, um ein Großschadenereignis oder eine Katastrophe bewältigen zu können.

Grob gerastert sind folgende Szenarien zu analysieren:

  • Extremwetterlagen, wie Stürme, Starkregen, Schneeverwehungen,
  • Erdbeben,
  • Hochwasser und an der Küste Sturmfluten,
  • Gefahrstofffreisetzungen aus Kernkraftwerken oder anderen Industrieanlagen,
  • Seuchen, Pandemien und
  • schwere Störungen und Schäden an Kritischen Infrastrukturen, wie Wasser-, Lebensmittel-, Fernwärme- oder Stromversorgung.

Die Risikoanalyse verfolgt das Ziel, das Schutzniveau durch eine bedarfsgerechte Bereitstellung aller notwendigen Rettungs- und Schutzressourcen für die Bevölkerung zu erhöhen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat für die Risikoanalyse einen Leitfaden erstellt, an dem sich beauftragte Mitarbeiter der Kreise und Kommunen orientieren sollten.

Struktur und Aufbau der Risikoanalyse nach BBK

Der Leitfaden des BBK entstand bereits 2010 und wurde bis 2015 in seiner Anwendbarkeit evaluiert. An mehreren Pilotstandorten diente er den verantwortlichen Kräften in der Verwaltung für die Aufstellung ihrer Risikoanalysen. Unter Mitwirkung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Feuerwehren, Polizei und Hilfsdienste wurden Verfahrensweisen und Lösungswege getestet und auf ihre Tauglichkeit erprobt.

Das Verfahren gliedert sich in vier Abschnitte:

  1. Risikoidentifikation,
  2. Risikoanalyse,
  3. Risikobewertung,
  4. Risikobehandlung.

Risikoidentifikation

Jede geografische Topografie hat ihre spezifischen Gefahren, die allerdings nicht immer offensichtlich sein müssen. In einem Kernkraftwerk oder einer Industrieanlage, in der Gefahrenstoffe nach der „Seveso III“ beziehungsweise heute „Störfall-Richtlinie“ verarbeitet werden, erkennt jeder Laie eine Gefahr für einen Landkreis. Ein kleiner Bach, der durch eine historische Altstadt fließt, ist auf den ersten Blick harmlos. Dabei kann ein solches Flüsschen bei einem Starkregenereignis innerhalb weniger Stunden zu einem reißenden Strom mutieren.

Im Juni 2016 mussten die Bürger zahlreicher Gemeinden in Niederbayern diese Erfahrung machen, als tagelanger Dauerregen mit Starkregenepisoden ganze Dörfer verwüstete. Die Bilder aus Braunsbach, das von der sonst friedlichen Kocher überschwemmt wurde, gingen um die Welt. Solche Gefahren erkennen Geologen mit der Risikoidentifikation. So können die Behörden Abwehrmaßnahmen rechtzeitig planen – was in den nächsten drei Abschnitten des Verfahrens geschieht.

Risikoanalyse

In der zweiten Stufe des Verfahrens gilt es, Szenarien zu entwickeln und deren Eintrittswahrscheinlichkeit zu ermitteln. Abhängig von der örtlichen Situation schätzen unterschiedliche Experten, wie hoch das Schadensausmaß für die verschiedenen Szenarien ausfallen könnte. Sie dokumentieren und visualisieren ihre Analysen, die dann Bestandteil der Risikobewertung werden.

Risikobewertung

In diesem dritten Abschnitt gleichen die Experten nun ab, ob für die gefundenen Schadensausmaße ausreichende Bewältigungskapazitäten zur Verfügung stehen. Sie bilden Schadensparameter und schätzen, wie sich das konkrete Katastrophenszenario auf die verschiedensten Lebensbereiche auswirkt:

  • In welcher Anzahl und mit welchen Verletzungen könnten Mensch und Tier betroffen sein?
  • Wie und in welchem Umfang könnten Versorgungsnetze beeinträchtigt sein oder völlig ausfallen?

Risikobehandlung

Im vierten Abschnitt stehen für die geprüften Szenarien die Fragen im Zentrum, wie, mit welchen Maßnahmen, Kräften und Materialien die Folgen einer Katastrophe am besten zu bewältigen sind. Gerade für die Hochwasserbekämpfung ergeben sich häufig gute Argumente, warum Land und Kommune gemeinsam in den Hochwasserschutz investieren und beispielsweise Polder anlegen oder Deiche erhöhen sollten. Für den Schutz vor Störfällen durch Atom- oder Industrieanlagen ergeben sich Hinweise, die Schutzzonen zu erweitern und beispielsweise keine Baugebiete mehr auszuweisen. Für das Krisenmanagement im Katastrophenfall ergeben sich ebenfalls Hinweise für die Organisation von Krisenstäben.

Die kostenfreie Broschüre „Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz - Ein Stresstest für die Allgemeine Gefahrenabwehr und den Katastrophenschutz“ kann von der Webseite des Amtes heruntergeladen werden.

Ehrenamt im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz

Der Katastrophenschutz in Deutschland würde ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht funktionieren.

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