Afghanistan: Johanniter weiten ihre Aktivitäten aus
Der humanitäre Bedarf wird in Kabul und anderen Regionen steigen
Kabul / Berlin – Der Großteil der NATO-Truppen wird Afghanistan voraussichtlich bereits im Juli verlassen haben. Der vollständige Rückzug ist für September geplant. Die möglichen Machtverschiebungen werden auch die Arbeit der Johanniter im Land beeinflussen. Vor diesem Hintergrund reiste Rik Vaassen, Programmreferent der Johanniter-Auslandshilfe für Afghanistan, letzte Woche nach Kabul. Dort bespricht er nun gemeinsam mit unserem Team und Partnern die Zukunftsperspektiven der Johanniter im Land.
Medizinische Hilfe auf neue Projektregion ausgeweitet
In Kabul unterstützen die Johanniter gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt die medizinische Versorgung für intern Vertriebene in 21 von insgesamt 51 informellen Siedlungen. „Rund 55.000 Menschen leben hier bereits und der Bedarf wird weiter steigen, da immer mehr Menschen in die Hauptstadt strömen“, befürchtet der 34-Jährige. Mit dem Rückzug der Truppen stellen jedoch auch Hilfsorganisationen ihre Arbeit ein, weshalb die Johanniter eine Ausweitung ihrer Hilfe auf weitere Siedlungen prüfen.
Zusätzlich wird eine neue Projektregion erschlossen: „Gemeinsam mit lokalen Partnern werden wir in der Provinz Badghis, im Nordwesten des Landes, die medizinische Versorgung verbessern und einen Schwerpunkt auf die Traumabewältigung legen“, erklärt der gebürtige Niederländer. Bereits in Kunduz hatten die Johanniter ein ähnliches Projekt durchgeführt, welches aber aufgrund mangelnder finanzieller Förderung nicht fortgeführt werden konnte.
Unterstützung für Geflüchtete aus Pakistan
Vaassen besuchte zudem für mehrere Tage die Provinz Khost an der pakistanischen Grenze. Hier stellen die Johanniter seit vielen Jahren gemeinsam mit ihrem Partner HADAAF die medizinische Versorgung im Gulan Camp und den angrenzenden Siedlungen sicher. In dem Flüchtlingscamp leben rund 34.000 Menschen aus Pakistan, die 2014 vor Militäroperationen im pakistanischen Distrikt Nord-Waziristan geflohen waren. ‚Wir dürfen nicht arbeiten und haben kein Land, um etwas anzubauen. Seit sieben Jahren müssen wir jeden Monat auf unsere Lebensmittelrationen warten, um zu überleben‘, berichtet eine Geflüchtete im Camp. Nach Pakistan können die Geflüchteten nicht zurück, eine Leben außerhalb vom Camp scheint in absehbarer Zeit nicht möglich. Die meisten Organisationen sind jedoch mittlerweile aus dem Gulan Camp abgezogen. „Die Menschen hier sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Perspektivlosigkeit ist erdrückend. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Menschen nicht vergessen werden,“ so Rik Vaassen.
Hintergrund:
Die Johanniter sind seit fast 20 Jahren in Afghanistan tätig und führen in Kabul und Khost gemeinsam mit ihren Partnern Projekte im medizinischen Bereich durch. So wird in Khost die Hauptgesundheitsstation im Gulan Camp betrieben. Zudem stellen drei mobile Kliniken in Siedlungen, die Geflüchtete aufgenommen haben, die Versorgung sicher. Jeden Monat werden dadurch mehr als 9.000 medizinische Konsultationen durchgeführt und zwischen 30 und 40 Kinder in der Klinik geboren.
Hinweis an Redaktionen:
Rik Vaassen spricht deutsch und ist noch bis 22. Juni in Afghanistan. Er steht vor Ort oder nach seiner Rückkehr in Berlin für Interviews zur Verfügung. Fotos und O-Töne von vor Ort können gern zur Verfügung gestellt werden.
Pressekontakt:
Sandra Lorenz, Fachbereichsleiterin Kommunikation Auslandshilfe
Tel.: 0172 / 563 87 40, sandra.lorenz@johanniter.de
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