Südsudan: Nach Überschwemmungen droht verbreitet Hunger

Berlin, 04. November 2021

Seit Mai dieses Jahres sind 623.000 Menschen in acht Provinzen im Südsudan von schweren Überschwemmungen betroffen. In mehr als zwei Drittel der betroffenen Bezirke ist die Ernährung stark gefährdet. Schulen, Häuser, Gärten, Gesundheitseinrichtungen und Wasserquellen wurden überschwemmt, wodurch die Grundversorgung der Menschen und der humanitäre Zugang zu ihnen beeinträchtigt sind. Die Johanniter leisten weiter Gesundheitsdienste und verteilen Wasserkanister.

Die Johanniter hatten in betroffenen Gebieten der Provinz Western Bahr el Ghazal Erkundungen durchgeführt und Menschen unterstützt, deren Häuser durch die Fluten zerstört worden sind. Allein in sechs Dorfgemeinden des Bezirks Jur River suchten mehr als 13.000 Menschen Schutz in provisorischen, höhergelegenen Lagern. „Zum Glück gab es keine schweren Regenfälle mehr in den letzten Tagen und die Überschwemmungen sind zurückgegangen“, berichtet Janvier Bahati, zuständig für die Programme der Johanniter im Südsudan. „Bisher hat keine Organisation oder die Regierung im Bereich WASH, Nahrungsmitteln oder Unterkünften helfen können. Die Johanniter haben als einzige ihre bereits bestehenden Dienste zur medizinischen Versorgung der Menschen weitergeführt.“

Johanniter verteilen Wasserkanister, Menschen benötigen weitere humanitäre Hilfe

Betroffene Familien aus dem Dorf Gumel im Bezirk Jur River erhalten Kanister. Damit können sie sauberes Trinkwasser sicher lagern und sich vor Krankheiten besser schützen.

Zudem verteilten sie 524 Wasserkanister an 215 Familien, um den Zugang zu sauberem Wasser zu gewährleisten. Allerdings werden weitere humanitäre Hilfsgüter wie Wasseraufbereitungstabletten dringend benötigt. „Wenn die Menschen zurück in ihre Heimatdörfer gehen, benötigen sie zudem Zelte und Plastikplanen, da ihre Hütten eingestürzt sind“, sagt Janvier. Auch müssen die Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt werden, da ihre Vorräte durch die Fluten zerstört wurden. 64.000 Gärten sind laut dem Erkundungsteam durch die Wassermassen verwüstet worden. „Durch das stehende Wasser ist zudem mit einem erhöhten Malariaausbruch zu rechnen“, befürchtet Janvier. Die Einrichtungen der Johanniter wurden bereits mit Malariamedikamenten ausgestattet. Nahrungsergänzungsmittel für eine wachsende Zahl Unterernährter wurden bereitgestellt.

60 Prozent der Menschen im Südsudan von Hunger bedroht

Eine Frau mit ihrem Kind auf dem Arm auf einem Bett des Stabilierungszentrums.
In unserem Stabilisierungszentrum in Wau können Mütter ihre unterernährten Kinder behandeln lassen. Die Zahl der Patienten steigt durch die Überschwemmungen an.

Die Johanniter sind im Südsudan in den Provinzen Western Bahr el Ghazal und Eastern Ecuatoria tätig. Sie stellen die Gesundheitsversorgung von hunderttausenden Menschen in einem Stabilisierungszentrum, zwei Gesundheitsstationen und über lokale Programme zur Versorgung mangel- und unterernährter Kinder und Frauen sicher. Rund 7,2 Millionen Menschen, etwa 60 Prozent der Bevölkerung des Südsudans, sind laut Angaben der Vereinten Nationen von Hunger bedroht. Der Grund dafür sind die Konflikte zwischen verschiedenen Milizengruppen und ständige Vertreibungen. Die jüngsten Fluten verschlimmern die Situation erheblich. "Die Zahl der unterernährten und erkrankten Kinder in unserem Stabilisierungszentrum in Wau ist sprunghaft angestiegen. Wir befürchten, dass sich die Situation in den kommenden Monaten in der Zeit der Aussaat noch weiter verschlechtern wird", sagt Janvier.

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