Ostern im Spreewald

Das Osterfest nimmt genau wie Weihnachten in meiner Familie einen hohen Stellenwert ein. Seit Generationen feiern wir das Fest auf unsere Weise: einer Mischung aus christlichen Traditionen und Bräuchen aus dem Spreewald.

Als es an Ostern schneite...

Am Karfreitag, dem Tage der Kreuzigung Jesu, verbringt meine Familie einen eher ruhigen Tag. Wir hören an diesem Tag keine Musik und essen kein Fleisch. Deshalb kocht uns meine Oma meistens Fisch. 

Am darauffolgenden Samstag geht es dann mit den Vorbereitungen los. Es werden die Eier gefärbt und bemalt. Aus dem Wald wird Moos geholt und dann werden Osternester daraus gebaut. Früher haben die Kinder nur ein Osternest gehabt und es meist auch selbst gebaut. Dieses musste damals nicht versteckt werden, sondern konnte vom Kind platziert werden, wo es gewünscht war. 

So hatte meine Oma, als sie klein war, ihr Osternest so hingelegt, dass sie es besonders genau beobachten konnte. Statt des Osterhasen sah sie aber leider nur ihre Tante. Ab diesem Punkt war das Osterfest für sie gelaufen, sie war „fix und fertig“, wie sie mir erzählte.  

Auch ein Osterfeuer haben wir des Öfteren gemacht. Es kam natürlich immer auf das Wetter an. So wird dieses traditionell eigentlich immer am Samstag gemacht.

In der Nacht zum Ostersonntag kommt unsere lokale Spreewald-Tradition mit ins Spiel: das Osterwasser holen. Dieser Brauch wird von den Frauen der Familie durchgeführt. Mit einem Gefäß oder Eimer machen sie die Frauen in der Nacht von Samstag zu Sonntag noch vor Sonnenaufgang auf den Weg zur Spree. Aus dieser soll das Osterwasser geschöpft werden. Die besonderen Regeln erschweren dabei das Vorhaben. So darf auf dem Weg nicht gesprochen werden und auch nach hinten umblicken darf man sich nicht. 

Früher haben die jungen Männer versucht, die Mädchen dabei zu erschrecken, da sie ja nicht sprechen durften. Doch wenn die Mädchen es geschafft und sich mit dem Wasser gewaschen haben, dann sagte man, dass sie davon besonders schön wurden.
Ein besonders kreatives Versteck

Wenn man es dann schließlich zurückgeschafft hatte, wurde die Familie mit dem Wasser gesegnet und Jesus für sein Opfer und seine Auferstehung gedankt. Leider ist dieser Brauch mittlerweile kaum mehr zu finden. Doch in meiner Familie habe ich die Tradition jetzt seit zwei Jahren von meiner Oma übernommen und führe sie weiter.

Am Ostersonntag werden dann vormittags ganz klassisch Eier, Süßigkeiten und Geschenke gesucht. Nach dem Mittag machen wir dann unseren Osterspaziergang, meist gefolgt von einem Spiel Kricket. Dazu gibt es dann Eierlikör und mein Opa isst an diesem Punkt wahrscheinlich bereits sein achtes Ei. 

Auch beim Paten wird dann am Nachmittag noch mal gesucht. Dort bekommt das Kind ein „Pingel“, ein viereckiges Tuch, in dem dann die Eier und Geschenke verstaut werden können.

Den Rest des Nachmittags und abends lassen wir dann in der Familie ausklingen. Wir spielen laut Musik, trinken und lachen gemeinsam so lange wir können, denn am Montag wird sich dann vom Wochenende erst einmal erholt.