Lager "25 Junho"
Humanitäre Krise

Bewaffnete Auseinandersetzungen zwingen hunderttausende Menschen im Norden Mosambiks zur Flucht

Nord-Mosambik: „Ohne Vorräte, Unterkunft und Wasser“

Berlin, 30. Oktober 2020

Johanniter Landesbüroleiter David Prieto berichtet aus Cabo Delgado

Die Bevölkerung im Norden Mosambiks ist durch Naturkatastrophen, die COVID-19-Pandemie und anhaltende Konflikte auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und staatlichen Sicherheitskräften spitzen sich seit Monaten zu und haben knapp 330.000 Menschen in der Provinz Cabo Delgado zur Flucht gezwungen. Sie harren in Lagern unter schwierigsten Bedingungen aus, Hilfe kommt bei ihnen nur lückenhaft an.

Unser Landesbüroleiter David Prieto hat in den vergangenen Tagen den Bedarf in  Cabo Delgado eruiert sowie mit Betroffenen, Behörden, Gemeindevorstehern und Vertretern von UN-Organisationen über die Hilfsbedarfe gesprochen. Er berichtet von einer dramatischen Situation.

Die Familien erzählten mir alle das gleiche: Ihre Dörfer wurden angegriffen, weshalb sie fliehen mussten. Nun stehen sie ohne Vorräte, ohne Unterkunft und ohne Nahrung vor dem Nichts. Einige Familien sammeln wilde Früchte, Knollen und Pflanzen zum Essen.
David Prieto, Landebüroleiter der Johanniter in Mosambik
Lager „25 Junho”
Im Lager „25 Junho” in der Stadt Metuge sind mehr als 2.000 geflüchtete Familien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Sie besitzen weder Zelte, Planen oder andere Arten von Unterkünften. Ein Moskitonetz ist ihr einziger Schutz.

Die Vereinten Nationen, die mosambikanische Regierung sowie lokale und internationale Hilfsorganisationen bemühen sich mit Hochdruck darum, die Grundversorgung der Menschen zu organisieren. Doch nur wenige Organisationen sind in der Region tätig, zudem fehlt es an finanziellen Ressourcen. Die Auswirkungen der Coronapandemie sowie ein nur eingeschränkter Zugang in weiten Teilen der Region aufgrund der angespannten Sicherheitslage machen eine umfängliche Versorgung kaum möglich.

Viele Familien haben statt eines Zeltes nur ein Mückennetz, unter dem sie schlafen. Es gibt keine sicheren Wasserquellen oder ausreichend Latrinen und in wenigen Tagen beginnt die Regenzeit. Cholera, Malaria und COVID-19 können sich so weiter ausbreiten.
David Prieto, Landebüroleiter der Johanniter in Mosambik

 

Die Johanniter prüfen nun, wie sie in der Region um Cabo Delgado die Menschen mit dem Notwendigsten unterstützen können.

Hintergrund

Cabo Delgado gehört zu den ärmsten Provinzen Mosambiks und wurde 2019 von Wirbelsturm Kenneth schwer gezeichnet. Mit dem sich ausbreitenden Coronavirus und einem seit 2017 schwelenden Konflikt zwischen Islamisten und staatlichen Sicherheitskräften ist die Provinz von drei Krisen gleichzeitig betroffen. Besonders der Konflikt hat sich in den letzten Monaten weiter zugespitzt und bisher weit über 2.000 Todesopfer gefordert. Über 329.000 Menschen haben bereits in verschiedenen Lagern in der Provinz Cabo Delgado Schutz gesucht, knapp 500.000 Menschen sind in die anliegenden Provinzen Niassa und Nampula geflohen. Die Zahlen ändern sich ständig – Tendenz steigend.

Unsere Hilfe in Mosambik

Die Johanniter sind seit 2019 in Mosambik aktiv. Nach dem verheerenden Wirbelsturm Idai leisteten die Johanniter basismedizinische Soforthilfe. In den Provinzen Manica und Sofala arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen daran, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, die Nahrungsmittelversorgung verbessern und das Gesundheitssystems zu stärken. Besonders wollen wir Frauen einen leichteren Zugang zu qualitativ hochwertigen Gesundheitsdiensten, ermöglichen und die Hygienebedingungen durch den Bau von Latrinen zu verbessern. Derzeit sind laut UN-Angaben 1,6 Millionen Menschen in Mosambik akut von Hunger bedroht, 2,5 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.