GROWTH-Projekt: Mit starken Partnern Ziele erreichen
Berlin, 18. Januar 2021
Unsere lokalen Partnerorganisationen spielen die zentrale Rolle bei der Umsetzung unserer Projekte weltweit. In vielen Ländern ist jedoch eine freie Entfaltung und Entwicklung zivilgesellschaftlicher Akteure nur eingeschränkt möglich. Daran setzt unser im Jahr 2018 begonnenes GROWTH-Projekt an: unabhängige zivilgesellschaftliche Organisationen können und sollen eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung der Agenda 2030 spielen. Dazu gehören die Lokalisierung der Ziele für nachhaltige Entwicklung, der Schutz ihrer Rechte und die Förderung der Rechenschaftspflicht sowie die Bereitstellung wichtiger Kontrollfunktionen.
Das länderübergreifende GROWTH-Projekt GROWTH: Grassroots Organizational Development – Working Towards Humanity) unterstützt zehn Basisorganisationen aus Myanmar, Kambodscha und den Philippinen in ihrer Organisationsentwicklung. Es stärkt ihre Kapazitäten und stellt ihnen Werkzeuge bereit, um sich nach ihren Bedürfnissen und Wünschen weiterentwickeln zu können. Führungsqualitäten und Eigenverantwortung werden gestärkt, sowie Organisationsstrukturen und Prozesse optimiert. Dabei werden die Philosophie und die Werte jeder einzelnen Organisation anerkannt und die Maßnahmen daran ausgerichtet. "Anstatt unsere eigenen Erwartungen und Forderungen - und die unserer institutionellen Geldgeber - einfach auf andere zu übertragen, müssen wir die Machtverhältnisse und die Entscheidungsebenen neu ordnen. Im Kern muss es darum gehen, lokale Akteure zu unterstützen, ihre Kapazitäten und Ressourcen anzuerkennen und ihnen den Zugang zu internationaler Finanzierung zu erleichtern", sagt Wiebke Kessens, zuständig für Qualität und Strategie bei der Johanniter-Auslandshilfe.
Nach den ersten zwei Jahren des Projektes wurde bereits vieles erreicht.
Myanmar
In Myanmar arbeiten unsere Partnerorganisationen Meikswe Myanmar (MM)und Hualgno Land Development Organization (HLDO)im Projekt daran, ihre personellen und finanziellen Ressourcen zu stärken. Sie werden in ihrem individuellen Wachstum unterstützt. Hierbei spielt die Vernetzung mit anderen lokalen Akteuren eine tragende Rolle. Die Organisationen können ihr Arbeitsspektrum erweitern und erhöhen die Chancen auf staatliche finanzielle Unterstützung.
Meikswe Myanmar (MM)setzt sich für eine adäquate Gesundheitsversorgung, Katastrophenvorsorge, mehr Bildung, sowie für die Stärkung lokaler Gemeinden und intern vertriebener Menschen ein.
Mit gestärkten personellen und finanziellen Ressourcen kann Meikswe Myanmar eine führende Rolle beim sozialen Wandel auf Gemeindeebene übernehmen. Dank des GROWTH-Projekts konnte MM bereits 85 verschiedene gemeindebasierte Organisationen im nördlichen Shan-Staat miteinander vernetzen. Für MM stehen die Ziele des GROWTH Projekt perfekt im Einklang mit ihrer Fünfjahresstrategie und mit der Unterstützung des UN-Ziels Nr. 16 der nachhaltigen Entwicklung: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. “Durch das GROWTH-Projekt erhielten unsere Mitarbeitenden viele Möglichkeiten zur Kapazitätsentwicklung, weshalb wir auch den langfristigen Nutzen des Projekts erkennen können”, zeigt sich Naw Bway Khu (Snow), die Leiterin der Organisation, zufrieden.
Hualgno Land Development Organization (HLDO)verbessert die medizinische Grundversorgung, den Aufbau von Gemeindekapazitäten und nachhaltige Lebensgrundlagen im Hualngo-Gebiet im Chin State.
Innerhalb des Projekts möchte HLDO die individuellen Fähigkeiten ihrer Teammitglieder in deren jeweiligen Arbeitsbereichen stärken. Die Organisationskultur wird systematisiert und anschließend sollen die eigenen Fundraising-Kapazitäten verbessert werden. Zudem wurde eine Kaffeefarm für die künftige Einkommensgenerierung errichtet, da vor allem kleine Organisationen häufig nur schwer ein eigenes Einkommen erwirtschaften können. Das GROWTH-Projekt bietet den HLDO-Mitarbeitenden ein kontinuierliches Training und Coaching, Unterstützung bei der Entwicklung von Organisationsrichtlinien sowie bei der Erstellung einer Organisations-Website. Außerdem fördert das Projekt die Vernetzung mit anderen öffentlichen und privaten Akteuren. Die Begleitung und das Coaching erfolgt hauptsächlich durch das Team der Johanniter in Myanmar.
Für HLDO ist GROWTH einzigartig, um organisatorische Kapazitäten aufzubauen. Die großen Unterschiede: Es erlaubt eine flexible Umsetzung der Projektaktivitäten, die Anpassung an den jeweiligen Kontext, ausreichend Zeit für den langwierigen Prozess des Kapazitätsaufbaus sowie die verständnisvolle Unterstützung durch Mitarbeitende der Johanniter. Die Leiterin der Organisation Zir Than Hnuni ist sich sicher: ”Systematische Unterstützung und Coaching ohne Drängen und Ziehen sind der Schlüssel zu wachsendem Vertrauen.”
Kambodscha
Auch in Kambodscha sind zwei unserer Partnerorganisationen Teil des GROWTH-Projekts: Khmer Community Development (KCD)und Women Peace Makers (WPM)Diese werden darin unterstützt, ein eigenes Einkommen zu generieren und dadurch ihre Maßnahmen auszuweiten.
In den ersten zwei Jahren des GROWTH-Projekts lag der Fokus von KCD darauf, ihre Organisationskapazitäten vor allem im Bereich einkommensschaffender Aktivitäten zu verbessern, um nicht mehr ausschließlich auf Drittmittel angewiesen sein zu müssen. Vor allem das eingerichtete „Forum Theater“ (FT) entpuppte sich bei dieser Strategie als erfolgversprechender Ansatz. Im „Forum Theater“ werden die Gemeinden durch aktive Teilnahme auf soziale Herausforderungen aufmerksam gemacht. Im Theater werden diese Herausforderungen auf die Bühne gebracht und durch ein Interagieren können gemeinsame Lösungen für die Probleme innerhalb der Gemeinde erarbeitet werden. Der Ansatz ermöglicht ein Einkommen für KCD als Sozialunternehmen, womit die Grundfinanzierung der Organisation stabilisiert wird. Außerdem konnte sich die Organisation für eineGPP-Zertifizierung (Governance Professional Practice) bewerben. Diese wurde 2004 vom Cooperation Committee for Cambodia entwickelt, um die Professionalität von NGOs zu sichern, indem diese die speziell entwickelten ethischen Richtlinien einhalten und die festgelegten Mindeststandards erreichen. Durch den Erhalt des Zertifikats kann die Organisation die Anerkennung und das Vertrauen von den lokalen, sowie nationalen Behörden und Gebern gewinnen.
Women Peace Makers (WPM)arbeitet zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt und Konflikttransformation. Sie wollen vor allem Frauen und junge Menschen darin bestärken, bei der Behandlung dieser Themen Führungsrollen zu übernehmen.
Für Suyheang Kry, die Leiterin von WPC, konnte die Organisation durch das GROWTH-Projekt vor allem Veränderungen auf der organisatorischen Ebene erreichen. Die Finanz- und Programmabläufe wurden optimiert, die Entwicklung der Mitarbeitendenkapazitäten verbessert, ein Strategieplan erarbeitet und die Richtlinien sowie deren effektive Umsetzung gestärkt. Dadurch konnte WPM das Vertrauen und die Anerkennung von verschiedenen neuen Unterstützer*innen gewinnen und ihre Ressourcen stärker diversifizieren. Hatte WPM vor dem Projekt noch weniger als fünf Geldgeber, können sie heute auf die Unterstützung von zehn Gebern zählen. Auch die Anzahl des Personals ist im Projektzeitraum von 5 auf 16 Mitarbeitende angewachsen, während die Zahl der Beraterinnen von vier auf neun gestiegen ist.
Darüber hinaus wurde das Netzwerk "Weaving Women Leadership's for Change" (WWLC) ins Leben gerufen. Hier vernetzen sich 33 Leiterinnen von Graswurzelbewegungen aus 15 Provinzen, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen und zu bestärken. In einem nächsten Schritt will die Organisation nun an einer neuen internen Struktur arbeiten, die weniger hierarchisch sein soll und stärker einen kooperativen Ansatz anstrebt. Zusammen mit einer lokalen Organisation konnte mit der finanziellen Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein gemeinsames Projekt gegen genderbasierte Gewalt gestartet werden.
Philippinen
Auf den Philippinen unterstützt das GROWTH-Projekt eine Allianz aus sechs Organisationen auf Mindano: EcoWEBBALAODKAABAYPASAKKKASILAK HIPPEDiese setzen sich vor allem für gemeindebasierte Resilienzstärkung und Katastrophenvorsorge ein. Im Projekt haben sie unter anderem die Möglichkeit, sich in Workshops auszutauschen und mithilfe von Peer-Learning voneinander zu lernen. Im Fokus steht dabei das Erarbeiten von Richtlinien zu Themen wie zum Beispiel Sicherheit oder zur Selbstbeurteilung der Organisation mithilfe derCore Humanitarian Standard (CHS).
Ecosystems Works for Essential Benefits Inc. (EcoWEB)fokussiert sich auf die miteinander verknüpften Probleme Armut, Konflikt, Regierungsführung, Umweltzerstörung und Klimawandel, die Gemeinschaften auf Mindanao gefährden und verwundbar machen.
Durch die Workshops im Rahmen von GROWTH konnte EcoWEB zusätzliche Erkenntnisse über die Konzepte der Lokalisierung und der Partnerschaft gewinnen: “Der Kontakt mit den anderen Partnern durch die Peer Learnings hat uns die Augen für andere Aspekte der Gemeindearbeit geöffnet“, Arven Kim Arceno, der Kommunikationsbeauftragte der Organisation. Während eines Workshops zum Core Humanitarian Standard (CHS) konnte die Organisation ihre eigenen Richtlinien anpassen und verbessern.
BALAOD hat 20 Jahre praktische Erfahrung und Verantwortung bei der Arbeit mit Gemeinden und ihren Partnern gesammelt. Doch nie wurden diese niedergeschrieben. Dank des GROWTH-Projekts wurden sie dazu ermutigt, die besten Praktiken zu verschriftlichen. Durch den Austausch mit den anderen Organisationen konnten sie neue Impulse erhalten, um ihre Praktiken weiter zu verbessern.
Für Kalusugan Alang sa Bayan, Inc. (KAABAY)ist das Recht auf Gesundheit ein Menschenrecht. Deshalb setzten sie sich für einen Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle Menschen ein.
Die Teilnahme am GROWTH-Projekt eröffnete die Möglichkeit, auf die vergangenen Jahre und die geleistete Arbeit zurückzuschauen und diese zu bewerten und zu analysieren. Mit Hilfe der CHS konnte die Organisation Bereiche definieren, in denen sie noch stärker werden können, um somit die zukünftige Arbeit zu verbessern.
Kasilak Development Foundation Inc. (KASILAK)setzt sich für Umweltweltschutz, eine nachhaltige Landwirtschaft, die Sicherung von Lebensunterhalt, Einkommensförderung, sowie die Organisations- und Gemeindeentwicklung ein.
Durch GROWTH konnte KASILAK Verbesserungspotential in ihrer Arbeit erkennen und ihre Richtlinien dementsprechend anpassen. Nach den Erdbeben in Cotabato unterstützte das Projekt die Mitarbeitenden von KASILAK mit Notfallausrüstung und klärte sie über Sicherheitsmaßnahmen auf. Dadurch wurde die Sicherheit während der Katastrophenhilfe gesteigert und die Mitarbeitenden sind auch auf zukünftige Naturkatastrophen besser vorbereitet.
Wie geht es weiter?
Die Corona Pandemie stellt sowohl die Partnerorganisationen als auch das GROWTH-Projekt vor neue Herausforderungen. Viele der Veranstaltungen finden auf Grund von Reisebeschränkungen nun virtuell statt und außerplanmäßige Corona-Maßnahmen werden in die verschiedenen Projekte integriert. Trotz der derzeitigen Widrigkeiten durch Corona werden die Organisationen weiterhin in ihrer Kapazitätsbildung unterstützt, um ihre wichtige Arbeit verbessern zu können. Außerdem bot die Pandemie den Organisationen die Chance, sich virtuell stärker zu vernetzen, auch über Ländergenzen hinweg. Dies hat zusätzlich neue Formen des Peer-Supports und des Austausches ermöglicht.
Das Projekt wird finanziell vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.
Mit starken Partnern auf lokaler Ebene
Unsere lokalen Partner spielen eine große Rolle bei der Umsetzung unserer Projekte. Wir wollen die Wichtigkeit und den Beitrag lokaler Partner gegenüber Geldgebern und der Öffentlichkeit stärker betonen und uns für deren direkte Unterstützung einsetzen.