Saskia

// Saskia arbeitet als Pflegefachkraft im Johanniterhaus Johann Sebastian Bach in Salzgitter.
„Wenn ich spiele, denke ich an gar nichts. In meiner Jugendzeit hat mich eine Klassenkameradin das erste Mal zum Spielmannszug mitgenommen – seitdem hat mich das Musizieren nicht mehr losgelassen. Ich spiele seit vielen Jahren Querflöte und kann auch Trompete spielen, was ich allerdings seit Jahren nicht mehr spiele, seitdem ich den Verein gewechselt habe. Sobald ich ein Instrument in der Hand habe, vergesse ich alles um mich herum, das ist wie Magie. Aber es ist nicht nur das Musizieren, was mir am Spielmannszug so gut gefällt – das Musizieren im Verein ist Tradition, die ganz vielen verschiedenen Menschen Spaß macht. Man geht raus und erlebt mit allen zusammen etwas – Vereine sind für mich einfach Geselligkeit. Ich finde Freude am gemeinsamen Feiern und Tun und dadurch entsteht eine echte Gemeinschaft.
Eines der Highlights war für mich vor vielen Jahren der Wettkampf im vorherigen Verein. Da war die Aufregung schon sehr deutlich spürbar. Bei den Wettkämpfen sind die Regeln streng – auf die Spielleute wird ein ganz genaues Auge geworfen. Bereits der kleinste falsche Schritt bis zur Abweichung von Reihe und Glied wird schon mit Punktabzug bestraft. Von Spannung über Hoffnung, Freude und Erleichterung war alles mit dabei, aber am Ende wurde unser Einsatz mit Silber belohnt.
Abgesehen von der traditionellen Musik höre ich alles durch die Bank – von Techno bis Schlager. Hauptsache, die Musik macht was mit mir. Hip-Hop und Rap zum Beispiel katapultiert mich zurück in meine Kindheit und Jugendzeit – das hat meine Mutter nämlich am liebsten gehört. Mit Rap bin ich sozusagen aufgewachsen.
Musik hilft mir auch, mich aufzurappeln, wenn ich einen schlechten Tag habe. Wenn ich kann, versuche ich die schlechte Laune abzuschütteln, sonst zieht sich das über den gesamten Tag hinweg – und ich möchte meiner Tochter vorleben, dass schlechte Laune kein Grund ist, andere damit zu verletzen.“

„In schweren Zeiten habe ich mir immer nur selbst in den Hintern getreten. Ich bin mit 17 ausgezogen – das Geld, das ich in meiner Ausbildung verdient habe, hätte sonst das Jobcenter bekommen. In meiner Kindheit war eigentlich nie viel Geld da. Und zu Hause wurde es schon mal eng – in einer Vier-Zimmer-Wohnung mit noch drei weiteren Geschwistern. Es gab Tage an denen einfach nichts mehr übrig war – zum Glück reichte es aber immer noch für Ketchup und Nudeln.
Ich habe früh gelernt, dass es Zeiten gibt, in denen man die Zähne zusammenbeißen muss. Und ohne Fleiß gibt es sowieso keinen Preis. Deswegen habe ich mich schon früh entschieden: Bei mir soll das alles ganz anders laufen. Ich ziehe das, was ich mache, einfach durch. Und heute kann ich stolz sein: Meine Pläne – alles, was ich mir in den Kopf gesetzt habe – sind aufgegangen. Ich wollte meine Ausbildung durchziehen, meiner Tochter ein gutes Vorbild und allem voran unabhängig sein. Die Begegnungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und meine Tochter sind das Beste, das mir je passieren konnte.
Mit so wenig finanziellen Mitteln aufzuwachsen hat mich geprägt, aber rückblickend habe ich eigentlich nur dazugewonnen: Ich weiß heute, wie man mit Geld umgeht. Ich bin ein richtiger kleiner Sparfuchs. Ich überlege zweimal, ob ich etwas Neues kaufe – weil für alle Eventualitäten habe ich lieber noch was im Ärmel. Ich kann mich, egal was passiert, auf mich selbst verlassen – bin von nichts und niemandem abhängig. Das ist mir unheimlich wichtig. Denn wenn ich es nicht tue, wer würde es sonst meiner Tochter vorleben?“

„Wenn ich an meinen letzten Urlaub in der Türkei denke, komme ich ins Träumen – es hat einfach gutgetan, mal eine ganz andere Kultur zu sehen. Die Atmosphäre an den Bazaren ist so besonders. Es ist ganz neu, so viele Gerüche und Farben gleichzeitig zu erleben. Wir sind morgens einfach aufgestanden, haben das Frühstück genossen und hatten nichts anderes vor, als einfach nur zum Strand zu gehen.
Natürlich gibt es in jedem Urlaub auch ein paar Komplikationen – uns ist nämlich gleich bei der Ankunft am Flughafen der Kinderwagen kaputt gegangen. Mit einer Dreijährigen ohne Kinderwagen zu reisen – das wäre schon eine kleine Katastrophe gewesen! Wir haben direkt am Flughafen den Schaden gemeldet und bekamen nach dem Urlaub einen ganz neuen Buggy. Aber in der Türkei ist die Kultur halt ganz anders: Während unseres Aufenthalts in der Türkei konnten wir problemlos einen Buggy leihen.
Aber auch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gab es seit meinem Ausbildungsbeginn 2015 keinen Tag, der dem anderen gleicht. Da ist der Spaß mit den Kolleginnen und Kollegen oder das Lachen der Bewohnerinnen und Bewohner welches einem so viel zurückgibt. Denn stressig darf es schon mal werden, nur Eintönigkeit – die geht gar nicht.“