Svenja
// Svenja arbeitet als Pflegehelferin im Johanniterhaus Bethanien Oschersleben.

Auf den ersten Blick sieht man Svenja ihre Robustheit gar nicht an. Ganz zart wirkt ihr Wesen. Doch die Lebensgeschichte der 31-Jährigen zeugt von mehr Belastbarkeit, Stressresistenz und vorurteilsfreier Haltung als so manch anderer Lebenslauf. Schon bevor sie zu ihrer Tätigkeit in der Altenpflege findet, setzt sie sich beruflich mit den Herausforderungen anderer Menschen auseinander. Ihr FSJ absolviert die junge Frau in einer Behinderteneinrichtung, davor arbeitet sie als Familienpflegerin. Das Motiv für ihre ausgeprägte soziale Ader ist glasklar: „Ich arbeite einfach sehr gerne mit Menschen“ – weitere Gründe braucht Svenja nicht. Und in der Arbeit mit Menschen – da ist vor allem Flexibilität gefragt. In ihrer Tätigkeit als Familienpflegerin geht es viel darum, voll anpassungsfähig zu bleiben: „In der Familienpflege ist es jeden Tag anders: Man ist dort aktiv, wo man benötigt wird. Man kocht für die Kinder oder ist in der Pflege, das ist jeden Tag unterschiedlich“, erzählt Svenja.
Von den Erfahrungen aus ihrer Zeit in der Behinderteneinrichtung wiederum berichtet sie, dass die Arbeit einem natürlich sehr nah gehe. Trotzdem fügt sie unbeirrt und mit einer Engelsgeduld hinzu: „Trotz allem fiel die Arbeit mir eigentlich leicht und es hat mir auch Spaß gemacht. Es war schön“, erklärt sie und belässt es mit einem strahlenden Lächeln dabei.
2011 fängt sie dann bei den Johannitern an – allerdings erst einmal in der Küche. Der Pflegedienstleiter des Hauses – ihr heutiger Chef - klopft zwei Mal an ihre Tür, bis Svenja dann 2020 endlich in der Pflege startet. „Aber jetzt bin ich angekommen“, fügt sie kopfnickend hinzu. Und ihr offenes, aufmerksames Gesicht strahlt nur noch heller, wenn sie darüber berichtet, was ihr an dem heutigen Job besonders Spaß macht: „Das Helfen. Die Menschen sind so dankbar, das macht einfach Spaß“.

Dass Svenja trotz ihrer milden Art so erschütterungsfest wie ein Baum wirkt, liegt vielleicht auch an der starken Verwurzelung mit ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern, ihrer Mutter und ihren sechs Haustieren teilt sie ihr Leben. Ihren heutigen Mann hat sie schon ganz früh kennengelernt – oder besser gesagt in der ersten Klasse. Und obwohl die beiden sich dann kurzzeitig aus den Augen verloren hatten, „haben wir uns gleich wieder gefunden“, sagt sie– und sind dann bis heute durch dick und dünn gegangen.
Einer der sicherlich schwersten Momente in ihrem Leben war der frühe Tod ihres Vaters. Denn ohne dass es jemand erahnen konnte, nimmt er sich, als sie 18 Jahre alt ist, das Leben. Hinterlassen hatte er nur einen Abschiedsbrief. Doch Svenja hat auf die Frage, wie sie durch diese schwere Zeit ihres Lebens gekommen sei, eine simple und dennoch gestochen scharfe Antwort: „Na ja, die ganze Familie hat zusammengehalten. Es war ein Schock. Aber es muss ja irgendwie weiter gehen“, sagt Svenja ruhig.

Dass Svenja nicht nur ein Familien-, sondern auch ein natur- und tierverbundener Mensch ist, lässt sich nicht nur an ihren sechs flauschigen Familienmitgliedern Chico, Lotte, Susi sowie Emma, Gina und Mini erkennen. Svenja genießt die Natur intensiv – und naturverbunden zu sein, heißt auch, naturnah zu leben: „Mich entspannt es, am Strand zu sitzen und einfach nur das Rauschen der Wellen zu hören. Außerdem gehe ich oft Wandern. Das Rauschen der Blätter und das Zwitschern der Vögel ist einfach wunderschön“, erklärt sie mit klangvoller Stimme.
Die Antwort auf die Frage, was Svenja noch zu ihrem Glück fehle, verwundert daher nicht: „Eigentlich nur ein bisschen mehr Platz für uns alle und ein Pferd“ verrät sie, und schmunzelt heiter.