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Patricia

// Patricia ist Pflegefachkraft im Johanniterhaus Bethanien Oschersleben.

Einen ganz normalen Arbeitstag gibt es in Patricias Leben nicht. „Man arbeitet mit Menschen – da kann man nicht stur immer genau nach Plan handeln“, erklärt sie lachend. Die Frau mit der warmen Stimme ist erst 33 Jahre alt – doch in Sachen Ruhe bewahren ist sie schon eine wahre Meisterin. Selbst in den stressigsten Situationen behält sie einen kühlen Kopf. Ihre Entscheidung, für die Johanniter zu arbeiten, trifft Patricia vor 16 Jahren eher aus dem Bauch heraus – etwas, das sie bis heute nicht bereut. „Ich war damals der erste hauseigene Lehrling und seitdem bin ich da“, erinnert sie sich lächelnd zurück. Seither kümmert sie sich mit Herz und Seele um Bewohnerinnen und Bewohner. Dass Patricia in die Pflege will, hat sie eigentlich schon immer gewusst und vielleicht ist es gerade deswegen, dass ihre Energie so unerschöpflich scheint. 

Patricia ist Pflegefachkraft, Mutter, derzeitige Stationsleitung und tritt mit zehn Stunden wöchentlich nun auch langsam in die Fußstapfen der Pflegedienstleitung ein. Aber von Anspannung kann man in ihrem offenen Gesicht kaum eine Spur entdecken. „Egal, wie schwierig es auch manchmal ist, mit gutem Beispiel voranzugehen und seine Arbeit vernünftig abzuliefern – das ist mir schon wichtig und klappt bis zu einem gewissen Grad auch immer“, sagt sie. Doch die Begeisterung für ihre Arbeit geht noch ein bisschen darüber hinaus: Abgesehen von den pflegerischen, administrativen und leitenden Aufgaben dekoriert Patricia beispielsweise jede Saison aufs Neue liebevoll die Flure der Wohnbereiche. „Manchmal brauche ich eine Woche, um die nächste Jahreszeit auf dem Wohnbereich einziehen zu lassen“, erklärt sie und fügt dann noch schnell hinzu: „Natürlich ist es viel Arbeit, aber ich finde das so schön, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner über den Flur gehen und allerlei kleine Deko im Haus entdecken“, bekräftigt sie begeistert.

Auch in ihrem Familienleben ist Patricia mit Herz und Seele involviert. „Ich liebe meine Familie und gehe sowohl in der Arbeit als auch in meiner Rolle als Mutter voll auf, das Schwierige ist eigentlich nur der Spagat zwischen allem. Man will allem gerecht werden und muss aufpassen, sich selbst dabei nicht zu vergessen“, erklärt sie. Daran erinnert sie von Zeit zu Zeit auch ihr Ehemann. „Ich höre oft von ihm ‚Jetzt denk doch mal an dich‘“, erzählt sie lachend. Vor 15 Jahren hätte dies aber keiner von beiden jemals geahnt, denn Patricia und ihr heutiger Ehemann lernen sich als eigentlich rivalisierende Mitglieder von unterschiedlichen Feuerwehrlagern kennen: „Es wäre damals eigentlich weder für ihn noch für mich infrage gekommen, mit jemandem aus der gegnerischen Feuerwehr zusammen zu kommen. Aber die Zeit hat ja gezeigt, dass es funktioniert“.

Den Rat ihres Mannes legt sie heute auch gern ihren jüngeren Kollegen ans Herz. Denn in all den Jahren hat sie auch gelernt, ihren Hang zum Perfektionismus etwas zu kontrollieren. „Als ich nach meiner Ausbildung angefangen habe, war ich sehr ehrgeizig und motiviert. Mit der Zeit bin ich hier viel ruhiger geworden.“ Patricia strahlt vielleicht gerade deswegen so eine unerschütterliche Ruhe aus – weil sie bei all ihrer Liebe zu der Arbeit gelernt hat: „Es kann nicht immer alles perfekt funktionieren“.

Am meisten Freude bereitet es Patricia, dass sich ihr mit den Jahren selbst verschlossene Bewohnerinnen und Bewohner öffnen. „Wenn Bewohner auf mich zukommen und etwas auf dem Herzen haben, dann ist das ein unwahrscheinlicher Vertrauensbeweis für mich“, erzählt sie strahlend. Und selbst wenn sie mal nicht auf Arbeit ist, lässt ihr das Wohlergehen der Bewohnerinnen und Bewohner keine Ruhe. „Wenn jemand zum Arzt muss und ich frei habe, rufe ich auf Arbeit an, ob er alles gut überstanden hat. Dieses Verantwortungsbewusstsein geht nicht weg, das kann ich nicht abschalten“, stellt sie schulterzuckend fest. 

Eine weitere Unterstützung für Patricia sei ganz klar ihre „zweite Familie“, wie sie ihre Kollegen liebevoll nennt. Mit ihnen kann sie sowohl die guten als auch die traurigen Momente teilen. Traurige Momente wie zum Beispiel jener, als sie einen relativ jungen Bewohner gemeinsam mit dessen Mutter bis zum letzten Atemzug begleiten. „Es passiert nicht oft, dass eine Mutter bei uns in der Einrichtung ihr Kind beim Sterben begleiten muss“, erklärt Patricia noch sichtlich mitgenommen. Da sei auch bei aller Professionalität im Team kein einziges Auge trocken geblieben, meint sie und fügt noch hinzu: „Ich finde es aber gut, dass auch nach all den Jahren die Menschlichkeit nicht verloren geht. Denn dass alle geweint haben, war vielleicht nicht professionell – aber menschlich“, sagt sie.