johanniter.de

Daniela

// Daniela leitet den Begleitenden Sozialen Dienst im Johanniterhaus Bethanien Oschersleben.

Aus dem Lautsprecher trällert der Zillertaler Hochzeitsmarsch. Gutgelaunt sitzt die Gruppe beisammen, alle halten sich für ihren Einsatz bereit. Daniela gibt den Takt vor, dann gesellen sich Trommelklänge zu den Gitarren, Geigen und Trompeten. Zuhause hat Daniela mit den Fingern auf der Tischkante geübt, sich eine Choreographie für ihre Gruppe überlegt. Jetzt geht es ans Einstudieren. Daniela ist Leiterin des Begleitenden Sozialen Dienstes im Johanniterhaus Bethanien Oschersleben. Es ist ihr Job, den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner zu verschönern. Immer wieder lässt sie sich etwas Spannendes einfallen, so wie diesmal das Social Drumming. 

Bald wollen sie richtige Standtrommeln anschaffen. In der Zwischenzeit hat Daniela Handtrommeln und Rasseln verteilt. Was zählt, ist die Freude daran, gemeinsam etwas zu erschaffen. Regelmäßig trifft sich die Gruppe, um die Choreographie einzustudieren. Schließlich haben sie Großes vor. 

Auch zuhause dreht Daniela gern die Musik auf, singt zu Schlager-Oldies, wenn niemand zuhört. Bei der Arbeit kann sie ihre Leidenschaft mit anderen teilen. Für Angebote und Feiern fällt ihr immer etwas Besonderes ein. Als nächstes steht das Oktoberfest an. Mit ihrem Team sorgt Daniela für die Saaldeko, besorgt Dirndl, bestellt in der Küche Brezeln, Bier und Wein, denkt sich Spiele aus. Beim Maßkrug-Stemmen wird vielen das Muskeltraining zugutekommen, das Daniela neben dem Social Drumming anbietet. Hier trainiert die Gruppe mit Gewichten an Armen und Beinen. „Damit die Muskeln, die im Alter zu Rosinen geschrumpft sind, wieder zu Weintrauben werden“, motiviert Daniela die Senioren. 

Es ist wichtig, dass alle fit bleiben und Freude am Leben haben. Darum plant die Gruppe eine Überraschung. Beim Oktoberfest werden sie zum ersten Mal ihre Choreographie zum Besten geben. Dann wird der Zillertaler Hochzeitsmarsch durch den Festsaal trällern, begleitet von Trommelklängen – und von Herzen, die vor Freude und Aufregung im Rhythmus der Musik schlagen.

Als junge Frau hätte Daniela sich nicht träumen lassen, einmal in der Pflege zu arbeiten. Nach der Schule macht sie eine Lehre in einem Kleiderwerk. Hier werden Hosen am Fließband produziert, eine eintönige Arbeit, die nicht viel Abwechslung bietet. Bald wechselt Daniela den Betrieb, fängt in einer Änderungsschneiderei an. Die Handarbeit liegt ihr, und schließlich liegt das Schneidern ja in der Familie. 

Viele Jahre zuvor. Der Krieg ist noch nicht lange zu Ende, für Daniela's Großeltern ist es eine schwere Zeit. Sie haben sechs Kinder, alle müssen sie satt werden, brauchen etwas zum Anziehen. Es ist ihr Großvater, der sich an die Nähmaschine setzt, sich selbst das Nähen beibringt. Später wird es ihr Vater sein, der das Handwerk fortführt. Von ihm lernt Daniela die ersten Handgriffe an der Nähmaschine. Eine Fertigkeit, die sie in der DDR der 80er Jahre gut gebrauchen kann. Es ist die Zeit der Popper, man trägt lässigen Seitenscheitel, moderne Bundfaltenhosen und schicke Blusen. Aus Bettlaken näht Daniela sich Klamotten, die im Laden so nicht zu finden sind. 

Dann kommt die Wende, Danielas Änderungsschneiderei muss schließen. Sie verliert ihre Arbeit, doch herumsitzen ist für die energiegeladene Frau keine Option. Daniela versucht sich als Trachtennäherin, macht sogar eine Lehre zur Malerin und Lackiererin. Schließlich tritt sie eine Stelle beim Begleitenden Sozialen Dienst im Johanniterhaus Bethanien an. Daniela hat noch nie in der Pflege gearbeitet, und es dauert eine Weile, bis sie sich in dem neuen Job einfindet. Doch bald stellt sie fest, wie viel Freude es ihr bereitet, den Bewohnerinnen und Bewohnern den Alltag zu verschönern. Hier erfährt sie Anerkennung und Dankbarkeit, hier kann sie ihre vielen Talente ausleben und mit anderen teilen. Daniela bleibt. Sie bildet sich fort, steigt bald zur Leiterin des Begleitenden Sozialen Dienstes auf. „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“, schrieb Erich Kästner. Das könnte auch Daniela's Lebensmotto sein

Es ist Sommer, die Sonne steht hoch im Zenit. In Danielas Garten strecken die Rosen und Hortensien vergnügt ihre Knospen in die Höhe. Daniela wuselt im Garten herum, sie pflegt den Rasen, zupft Unkraut und gießt das Hochbeet, in dem Tomaten, Erdbeeren und Petersilie darauf warten, gepflückt zu werden. Hier draußen, auf ihren 200 Quadratmetern Grün, kommt sie zur Ruhe. Es duftet nach Blumen, nach gemähtem Gras, nach frischer, saftiger Erde. Wenn die Nachbarn nicht wären, würde Daniela vielleicht bei der Arbeit ein Lied singen, doch auch so ist sie in ihrem Element. 

Im Pool glitzert hellblau das Wasser, tankt die Wärme der Sonnenstrahlen. Wenn Daniela's Enkelkinder zu Besuch kommen, springen die Älteren hinein und plantschen herum, für den Jüngsten soll es bald einen Sandkasten geben. Daniela's Garten ist nicht nur ein Stück Grünfläche vor dem Haus. Es ist der Ort, an dem die ganze Familie zusammenkommt. Mit ihrem Sohn Patrick heckt Daniela jedes Jahr ein neues Gartenprojekt aus. Zuletzt haben sie einen Teich angelegt, in dem sich glitzernde Fische tummeln. Als nächstes ist eine neue Terrasse geplant, die sie gemeinsam bauen wollen. Dann sind sie alle da, in Daniela's Garten, die Enkel tollen herum, es wird gegrillt, gewerkelt und gelacht. 

Wenn es etwas gibt, das Daniela nicht kann, dann ist es einfach nur herumzusitzen. Sie findet immer etwas, womit sie sich beschäftigen kann, etwas, das ihr Freude bereitet. Sobald die kalte Jahreszeit kommt und es im Garten nicht mehr viel zu tun gibt, holt sie die Nähmaschine hervor. Als junge Frau hat sie sich fesche Klamotten geschneidert, später arbeitete sie in einer Änderungsschneiderei. Heute hat Daniela das Nähen wiederentdeckt. Kleidung von der Stange gibt es zwar genug. Doch wenn Daniela für ihre Enkel Pullover, Hosen oder Jacken schneidert, sind es nicht nur die Fäden, die den Stoff zusammenhalten. Da ist noch etwas anderes, etwas, das unbezahlbar ist: Daniela's Fürsorge, ihre Aufmerksamkeit und natürlich ihre Liebe.