Irene
Irene arbeitet an der Rezeption des Johanniter-Hauses Sinzig.
Mit einem Lächeln nach Hause
„Ich gehe mit einem Lächeln nach Hause. Meine Arbeit hier als Rezeptionistin im Johanniter-Haus hat mich von all meinen Jobs mit Abstand am meisten geprägt. Und das nicht nur im Berufsleben: Ich denke ganz anders über Dinge nach, seitdem ich hier bin – die Nähe zu den Bewohnerinnen und Bewohnern hat definitiv etwas mit mir gemacht.
Auch wenn ich nicht arbeite, habe ich einen ganz anderen Blick für ältere Menschen entwickelt. Sie sind für mich sichtbarer. Im Alltag frage ich mich jetzt viel öfter: Braucht da jemand Hilfe? Oder: Schaffen die das allein?
Früher hätte ich nie gedacht, dass mir der Kontakt zu Menschen so liegt. Als Rezeptionistin ist es schon wichtig, stets ein offenes Ohr zu haben – und auf die Menschen zuzugehen. Ich war früher eigentlich eher zurückhaltend. Aber als ich das erste Mal im Hotel gearbeitet habe, war das – unerwartet – absolut natürlich für mich. So habe ich in meinem Berufsleben schon so viele nette Menschen kennengelernt. Und hier mit Johanniter-Haus Sinzig ist das besonders schön. Ich freue mich sehr, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner zu mir kommen, um ein kleines Schwätzchen zu halten oder mir an Neujahr ein kleines Glitzerschweinchen schenken. Da muss man doch einfach mit einem Lächeln nach Hause gehen.“
Jeder Baum, jede Blume und jeder Grashalm
„Mein Mann hat mich schon oft für verrückt erklärt – aber wenn ich auf meinem Wanderweg unterwegs bin, kann ich danach etwas über jeden Baum, jede Blume und jeden Grashalm erzählen. Für mich ist Wandern nicht einfach nur schnurstracks 30 Kilometer geradeaus zu gehen. Für mich bedeutet Wandern gänzlich in meiner Umgebung aufzugehen. Ich kann mich stundenlang mit meinem Hund ins Gras setzen, und mir Pflanzen, Wiesen und Wälder ganz genau ansehen.
Beim Wandern kriege ich den Kopf frei – danach ist vieles irgendwie bereinigt. Probleme, die ich davor dachte zu haben, sind dann auf einmal keine mehr. Ganz zu schweigen von den vielen neuen Ideen, die mir auf meinen Wanderungen zufliegen.
Deswegen hat mich auch unsere Reise in die Abruzzen so fasziniert. Wir drei – mein Mann, mein Hund, und ich – waren dort vollkommen allein. Wildpferde, Wiesen und Berge soweit das Auge reichte. Trotz 5 Grad und eisigem Wind war dieser Urlaub einfach absolut unvergesslich. Da war keine Enge, nur Weite: Das ist die pure Freiheit für mich.
Mit dem Wohnmobil ab in die Ferne, Countrymusik im Radio und jeden Tag aufs Neue entscheiden, wo wir aufwachen – das ist unser Plan für die Rente. Mein Mann und ich können uns da voll treiben lassen. Das kann ich kaum erwarten, so viel Freude bringt das Reisen für mich.“
Das Leben ist zu kurz, um zu bereuen.
„Ich habe nur in große braune Augen gesehen – und habe kaum geahnt, dass sich nach diesem Abend mein Leben total drehen würde. Mein Mann hat mich von Grund auf verändert. Ihn zu treffen, hat mich aus der Bahn geworfen. Ich war damals 29 und mit meinen Mädels auf einem Wochenendtrip, ohne davon auszugehen, irgendjemanden kennenzulernen. An diesem Wochenende haben wir so viel Spaß gehabt, wir haben getanzt, gelacht, geredet – bis morgens in der Früh.
Mein Mann war auch derjenige, der damals hinter mir stand, als ich mit einer Freundin zusammen in die Selbstständigkeit ging. Er meinte: Wenn du es jetzt nicht versuchst, dann weißt du es nie.
Das war eine schöne Zeit – auch wenn es auf lange Sicht nicht funktionierte. Aber das Leben ist zu kurz, um zu bereuen. Ich bin sehr dankbar und glücklich für jeden Tag, den ich habe. Und ich würde das immer wieder versuchen – ganz frei nach meinem Lebensmotto: Et kütt wie et kütt – und et hätt noch emmer joot jejange.“