Miguel

// Miguel arbeitet als Pflegefachkraft im Johanniterhaus Bad Doberan.
„Es war nie mein Plan, nach Deutschland zu kommen. Ich komme aus Guimarães in Portugal – ein hübsches Städtchen, das als die ‚Wiege der Nation‘ gilt, weil der erste König Portugals dort geboren wurde. Nach der Schule habe ich ein Pflege-Studium angefangen. In Portugal ist der Pflegeberuf nämlich ein Studienfach. Doch als ich im 2. Jahr war, wurde meine Mutter krank. Um sie zu unterstützen, brach ich das Studium ab. Das war schade, aber Mama hatte Priorität.
Ich habe dann zwei Jahre lang in einem Restaurant gearbeitet. Portugal ist ein schönes Land, doch leider verdient man dort oft nicht gut. Es ist nicht leicht, sich über Wasser zu halten. Als es meiner Mutter besser ging, spielte ich mit dem Gedanken, ins Ausland zu gehen. Nach Frankreich oder England, wo ich Familie habe. Doch dann habe ich von ‚Job of my life‘ erfahren. Das war ein Programm, bei dem man sich um Ausbildungsplätze in Deutschland bewerben konnte.
‚Das wird eh nix…‘ dachte ich erst. Probiert habe ich es trotzdem. Und es hat tatsächlich geklappt! Ich fand eine Stelle in einem Hotel in Kühlungsborn. Ein Resort gleich am Ostseestrand – das gefiel mir! Tagsüber ging ich zur Schule, am Abend musste ich arbeiten. Nach der Ausbildung wurde ich gleich zum Oberkellner befördert. Die Arbeit machte Spaß, dank des Trinkgelds verdiente ich gut – doch in meinem Hinterkopf war immer noch der Pflegeberuf. Sollte ich wirklich nochmal ganz von vorne anfangen?“

„Felix und ich lernten uns im Hotel kennen. Ich war damals noch Azubi, Felix arbeitete als Küchenchef. Es funkte zwischen uns, wir wurden ein Paar. Das ist jetzt bald 10 Jahre her. Heute leben wir zusammen und haben sogar ein Haus gekauft! Ich hätte wirklich nie gedacht, dass ich mich einmal so gut in Deutschland einleben würde.
Am Anfang war es nicht leicht. Ich war 23, als ich nach Deutschland kam. Ganz allein, ich kannte hier wirklich niemanden. In Portugal habe ich nur einen Einsteiger-Sprachkurs gemacht und musste erstmal richtig Deutsch lernen. Die Mentalität war auch anders als zuhause. Ich musste mich an vieles gewöhnen und hatte oft Heimweh. Heute bin ich richtig hier angekommen, es ist mein Zuhause.
Ich liebe unser Haus. Wir sind auf dem Dorf, zum Strand sind es nur ein paar Minuten mit dem Fahrrad. Doch Felix und ich verreisen auch gern. Wir haben schon die halbe Welt gesehen, waren in Amerika, Indonesien, Thailand und Afrika. Das nächste Land auf der Bucket-Liste: Japan.
Einmal im Jahr fahre ich nach Hause, um meine Familie in Portugal zu besuchen. Oder meine Mama kommt zu uns nach Deutschland. Wir alle verstehen uns prima und wir freuen uns, wenn sie da ist. Vor allem bin ich froh, dass es ihr heute wieder gut geht!“

„Manchmal braucht es im Leben einen Schubser in die richtige Richtung. Für mich war dieser Schubser Corona.
Damals arbeitete ich in einem Hotel, als Kellner verdiente ich gut und hatte Freude an dem Job. Doch dann kam der Lockdown. Das Hotel musste schließen, mein Freund Felix und ich wurden in Kurzarbeit geschickt. Wir saßen zuhause und fragten uns, was wir mit der ganzen freien Zeit anstellen sollten. Also meldeten wir uns freiwillig bei den Johannitern, um Corona-Tests durchzuführen. In Portugal hatte ich ja bereits ein Pflegestudium begonnen. Jetzt war ich Hotelfachmann, doch der Pflegeberuf war mir immer im Kopf geblieben.
‚Wenn Neustart, dann jetzt!‘ dachte ich. Ich entschied mich dazu, nochmal ganz von vorne anzufangen und eine Ausbildung als Pflegefachkraft im Johanniterhaus Bad Doberan zu machen. Und ich war nicht allein. Auch Felix hat einen Neuanfang bei den Johannitern gewagt! Heute arbeitet er als Assistenz der Geschäftsführung in Schwerin.
Wir sind beide sehr glücklich mit dieser Entscheidung. Ich liebe meinen Job und möchte mich entwickeln. Eines Tages möchte ich gerne Praxisanleiter werden, und ich kann mir sogar vorstellen, irgendwann einen Wohnbereich zu leiten.
Wer hätte gedacht, dass sich für mich in Deutschland alles so wunderbar fügt?! Für mich steht fest: Ich bleibe hier!“