Luisa

// Luisa arbeitet als Pflegefachkraft im Johanniterhaus Bad Doberan.
„Festivals sind eine Welt für sich. Und sie ziehen mich jedes Mal wieder in ihren Bann. Egal, was man anzieht oder wo man herkommt – auf einem Festival kann man einfach frei sein. Das fasziniert mich so daran. Man kann tun und lassen, was man möchte. Und gerade die Menschen, die man dort trifft – ob man sich kennt oder nicht – alle sind so offen, nett und freundlich. Das kann man anderen schlecht beschreiben, die nicht selbst dagewesen sind. Die sonst so normale Distanz zwischen Menschen, die sich nicht kennen, wird einfach aufgelöst: Man geht zu anderen Gruppen und setzt sich dazu, als ob man dazugehört. Man singt, feiert und hilft sich gegenseitig. Auch ganz gemütliche Momente sind möglich. Dieses Jahr war ich zum ersten Mal mit meinem Freund auf dem HIVE. Am ersten Abend hatte es angefangen zu regnen, also blieben wir einfach nur zusammen im Zelt. Von draußen hörten wir den Regen ans Zelt prasseln. Und wir lagen einfach da, haben diese besondere Atmosphäre genossen und über Gott und die Welt geredet.
Das Zusammenkommen und Musik zu spielen fließt durch meine Venen. Ich bin in einer musikalischen Familie groß geworden. Mein Opa, meine Tanten und mein Vater spielen alle Trompete. Früher haben wir auf Familienfeiern zusammen gesungen und musiziert. Die Familienfeiern haben zwar etwas abgenommen – aber ich spiele immer noch liebend gern Gitarre. Wie etwa auf der letzten Familienfeier meines Freundes: Wir saßen alle gemeinsam da, haben zusammen gesungen und Lieder gespielt.“

„Eine Wasserschlacht mit Kolleginnen und Kollegen? Ja, klar! Das Wetter war an diesem Tag im August war super, Bewohnerinnen und Bewohner haben gelacht, wir hatten unseren Spaß – das war richtig schön. Ich weiß nicht, ob ich so viel Spaß in der Rechtspflege gehabt hätte. Das wollte ich nämlich eigentlich studieren – aber da hat Corona meine Pläne durchkreuzt und so bin ich in der Pflege gelandet. Zum Glück!
Am meisten macht es mir Spaß, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern rumzualbern. Von deren Sinn für Humor kann man sich echt oft eine Scheibe abschneiden. Wenn man sich drauf einlässt, kann man sehr viel Spaß mit ihnen haben – wir können Faxen machen, uns gegenseitig aufziehen, Späße machen. Das begeistert mich wirklich – der Kontakt mit den Menschen.
Durch meine Teilhabe in vielen Projekten in der Kirchengemeine habe ich viel darüber gelernt, was Teamgeist wirklich heißt – vor allem, wie man in einer Gruppe arbeitet. Ich weiß was es heißt, mich auf andere einzulassen, selbst zurückzustecken und Respekt gegenüber anderen Perspektiven, Entscheidungen und Menschen an den Tag zu legen. Ich finde, dieser Teamgeist fehlt heute häufig. Dass wir alle mehr lernen, wie wir mit anderen Menschen umgehen – das wünsche ich mir.“

„Nach Taizé ist der Übergang in den Alltag fast unmöglich. Es ist ein faszinierender Ort. Die meisten denken bei einem Kloster an: Mönche, Glauben, Kirche. Doch Taizé ist viel mehr als das. Man kommt mit Menschen aus aller Welt zusammen. Frankreich, Portugal und Spanien – Differenzen fühlen sich fremd und fern an. Man hat keine Hemmungen, geht aufeinander zu und quatscht – und nicht selten schließt man Freundschaften fürs Leben.
Der Tag im Kloster hat einen festen Ablauf – morgens, mittags und abends sitzt man zusammen mit 2000 anderen Jugendlichen in einer Halle und singt. Das ist ein unglaublich schönes Gefühl. Alles wird sehr einfach gehalten. Für die Mahlzeiten stellt man sich in einer Schlange an – morgens ein Stück Brot, ein Stück Butter und ein festes Stück Schokolade. Durch die Schlichtheit fallen so viele Sorgen und Gedanken weg. Die meisten vergessen während dieser Woche, dass sie überhaupt ein Handy besitzen.
Auch die alltäglichen Aufgaben folgen einer festen Regelung: Einer macht die Küche mit, der andere den Abwasch, wieder andere machen sauber. In einem Jahr war ich bei der Gruppe für den Abwasch mit dabei. Abwaschen – das bedeutet, man hat riesige Tonnen, in die alle möglichen Becher reinkommen. Die eine Gruppe schrubbt ein bisschen, die andere macht den Schaum weg und am Ende sind alle nass und albern rum. Es ist nicht der typische Abwasch, wo keiner Bock drauf hat. Abwaschen – das heißt eigentlich man beschmeißt sich am Ende mit Wasser und Schaum und hat Spaß. Es ist schwer, die Erfahrung von Taizé in Worte zu fassen. Doch mich hat dieser Ort zutiefst geprägt.“