Christina & Katharina

„Als Kinder hatten wir viele Reibereien – aber nach kurzer Zeit haben wir dann doch immer wieder die Köpfe zusammengesteckt. Wir beide waren irgendwie immer füreinander da: Der Zusammenhalt als Schwestern – also das Vertrauen, dass wir aufeinander zählen können – stand außer Frage.

Familiär hatten wir es in der Vergangenheit nicht immer einfach. An was wir uns am meisten aus unserer Kindheit erinnern können? Unsere Eltern haben sich viel gestritten. Wir Kinder haben da eher als Puffer funktioniert. Da haben wir nicht gerade viel Wertschätzung und Sicherheit erfahren.

In unseren Teenagerjahren haben wir dann unsere eigenen Strategien entwickelt, mit den Verletzungen der Kindheit umzugehen. Besser gesagt: Die eine war viel bei Freunden und auf Partys unterwegs, die andere viel auf Reisen. Um stark zu werden, mussten wir halt eine Zeit lang allein kämpfen. Es war ein langer Prozess, mit den Wunden der Vergangenheit richtig umzugehen – aber heute haben wir beide festen Boden unter den Füßen.

Dass wir zusammen in derselben Altenpflegeeinrichtung arbeiten, merkt man bei uns im Privaten eigentlich nicht. Natürlich tauscht man sich von Zeit zu Zeit über die Arbeit aus – aber wenn man keine Grenze ziehen kann, dann hat man ja nie Feierabend. Außerdem können die Anforderungen in der Pflege manchmal alle zum gleichen Zeitpunkt kommen: Da muss man fit sein und sich gut abgrenzen können. Dazu kommt noch: Die letzten zwei Jahre waren durch die Pandemie im Nachhinein dann doch sehr kräfteraubend. Aber eins haben wir beide gelernt: Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Und in der Zwischenzeit gibt es ja auch noch die Cocktailpartys am Pool – so schlecht haben wir es also nicht ;).“

// Katharina arbeitet als Pflegefachkraft im Johanniter-Haus Waibstadt.

„Schon von klein auf habe ich gerne gebacken. Torten herstellen, die schön und lecker sind – für mich gibt es keine süßere Verlockung. Dass die Arbeitsbedingungen als Konditorin so schlecht sein würden, habe ich am Anfang meiner Ausbildung nicht geahnt. Die Bezahlung war so gering, dass ich immer einen Zweitjob gebraucht habe – aus dieser Abhängigkeit wollte ich irgendwann einfach raus.

Das hat mich aber nicht daran gehindert, meiner Leidenschaft weiter nachzugehen: Pralinen und Torten zaubere ich jetzt immer noch. Nur eben zu meinen eigenen Bedingungen – ich habe jetzt ein Nebengewerbe. Zu Feiertagen und Anlässen habe ich im Bekanntenkreis schon immer gerne Pralinen verkauft. Das hat sich dann recht schnell rumgesprochen – und mit der Zeit wurden die Bestellungen immer mehr. Mittlerweile sind es rund 70 Kilo an Pralinen, die an Bestellungen bei mir zu Weihnachten eingehen. Ich könnte nicht glücklicher damit sein, denn mit meinem liebsten Hobby lassen sich Menschen glücklich machen und es lässt sich Geld verdienen.

Als Konditorin hauptberuflich einen Schlussstrich zu ziehen und in der Altenpflege neu anzufangen, war für mich tatsächlich eine der besten Entscheidungen. Das menschliche Miteinander, das Abwechslungsreiche und die herzzerreißenden Momente mit den Bewohnerinnen und Bewohnern möchte ich in meinem Leben nicht mehr missen.

Wenn ich meine Freizeit nicht gerade in der Küche verbringe, wage ich gerne den Sprung ins kalte Wasser: Gemeinsam mit meinem Partner und Freunden feiere ich nämlich seit Neuestem leidenschaftlich gerne Poolpartys in unserem eigenen Garten. Die Idee dazu hatte mein Partner – der fliegt aufgrund seiner Flugangst überhaupt nicht gerne. Als wir dann vorletzten Winter ins Warme fliegen wollten, hat er festgestellt: Unter acht Stunden Flugzeit kommen wir nicht. Der Pool und die Terrasse war natürlich ein schlauer Gegenvorschlag – da habe ich dann auch gerne auf einen Badeurlaub verzichtet.“

// Christina arbeitet ist als interne Qualitätsbeauftragte und Praxisanleiterin im Johanniter-Haus Waibstadt.

„Als ich damals nach der Ausbildung für 10 Monate nach Australien bin, waren meine Englischkenntnisse hundsmiserabel. In der Realschule war ich eine schlechte Schülerin und bin gerade so mit Ach und Krach durch die Abschlussprüfungen gekommen. Nach Australien zu gehen war nie mein Plan – es war eher eine Flucht für mich. Zu meiner Freundin habe ich noch gesagt: ‚Das ist doch am anderen Ende der Welt‘ und kaum hatte ich das ausgesprochen, ist der Groschen gefallen: Das andere Ende der Welt? Das ist genau das Richtige für mich!

Meine Erfahrung dort ist mir bis heute immer noch unvergesslich. Es sind lebenslange Freundschaften entstanden. Weil man ein Schicksal teilt und ganz auf sich allein gestellt ist, erlebt man einfach unglaublich viel. So wurde ich von heute auf morgen eigenständig. Nach meiner Rückkehr aus Australien bin ich nie wieder in mein Elternhaus zurückgekehrt. Meine Reise war in dem Sinn der Absprung für mich.

Aber auch die 17 Jahre in der Altenpflege haben mich geprägt. Obwohl ich nun schon so lange Zeit dabei bin, wird es nie langweilig. Sonst wäre das auch nichts für mich – ich brauche definitiv das Abwechslungsreiche.

Ansonsten ist mir meine Gesundheit wichtiger als alles andere – das habe ich durch meine CML (chronische myeloische Leukämie) gelernt. Ich muss nicht unbedingt ein großes Haus und Tonnen voll Geld haben. Mir reicht es schon, wenn ich gesund bin und auf Reisen gehen kann. Vor meiner Diagnose habe ich immer gedacht: So was trifft die anderen! Mit der Krankheit zu leben hat mich jedoch gelehrt, mein Leben und das, was ich jetzt habe, ehrlich wertzuschätzen.“