johanniter.de
06.06.2023 | Johanniter-Krankenhaus Stendal

Mit einem 24/7-Telemonitoring länger leben

Telemedizin-Zentrum optimiert Versorgung von Herzpatienten

Privatdozent Dr. Michael Gross an einem Monitor des Telemedizin-Zentrums. Stehend von links: Bundestagsabgeordneter Dr. Herbert Wollmann, Digitalisierungsministerin Dr. Lydia Hüskens, Professor Rüdiger Braun-Dullaeus, Direktor der Magdeburger Uniklinik für Kardiologie und Angiologie, Landrat Patrick Puhlmann und Krankenhausdirektor Michael Schmidt.
Foto: Claudia Klupsch

Das neue Telemedizin-Zentrum am Johanniter-Krankenhaus Stendal optimiert innovativ die medizinische Versorgung von Herzpatienten. „Unser Projekt hat Leuchtturmcharakter“, so Privatdozent Dr. Michael Gross, Chefarzt der Kardiologie und Angiologie, bei der Vorstellung des Zentrums vor geladenen Gästen. Der Mediziner ist Initiator und Leiter des Zentrums sowie Sprecher des Netzwerkes für chronische Herzinsuffizienz in Sachsen-Anhalt. „Mit dem Zentrum leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in der ländlichen Region“, betont Krankenhausdirektor Michael Schmidt.

„Alter und die lebensbedrohliche Herzinsuffizienz gehören zusammen“, erklärt Dr. Gross. In den kommenden Jahren werde der Anteil der über 65-jährigen in der Bevölkerung bei über 25 Prozent liegen. „Insbesondere in ländlichen Regionen wie der Altmark, in der viele ältere Menschen auf großer Fläche zu versorgen sind, ist die chronische Herzschwäche ein herausgehobener Anwendungsfall für die digitale Medizin.“

Grundlage ist ein 24/7-Telemonitoring, mit dem Vitaldaten von am Programm teilnehmenden Patientinnen und Patienten an das Telemedizin-Zentrum gesandt werden. „Sie bekommen dazu ein Tablet, ein Blutdruckmessgerät, ein kleines EKG-Gerät und eine Waage mit nach Hause. Rufen sie damit täglich ihre Daten ab, gelangen diese direkt ins Zentrum. Bei Auffälligkeit (zu hoher Blutdruck etwa) blinke ein Warnfeld auf den Monitoren der extra geschulten Herzinsuffizienz-Schwestern des Zentrums auf. Telefonate mit dem Patienten und dem Hausarzt bzw. dem behandelnden Kardiologen innerhalb von 24 Stunden würden dann entscheiden, welche Maßnahmen, wie etwa eine veränderte Medikamentengabe, ergriffen werden bis hin zur stationären Aufnahme oder Alarmierung des Notarztes.

Das Land Sachsen-Anhalt fördert im Rahmen seiner „Digitalen Agenda“ das Projekt mit rund 140.000 Euro. „Telemedizin ermöglicht, dass Menschen länger selbstbestimmt leben können“, hebt Ministerin Dr. Lydia Hüskens hervor. „Mit einer digitalen Überwachung der Vitaldaten müssten die Patienten weniger ins Krankenhaus, erklärt Professor Friedrich Köhler von der Charité, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Zentrums. Und „Studien haben ergeben: Telemedizinische Patienten leben länger!“

Im Netzwerk des Telemedizin-Zentrums arbeiten Kooperationspartner auf Augenhöhe, wie Dr. Gross betont. An der engmaschigen Betreuung der Patienten sind u. a. die Hausärzte, drei von vier Krankenhäusern der Region, eine Reha-Klinik und Facharztpraxen als Konsortialpartner beteiligt. Künftig sollen über 200 Patientinnen und Patienten telemedizinisch im Zentrum betreut werden.