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05.09.2023 | Johanniter-Krankenhaus Stendal

Im zweiten Anlauf hat es geklappt: Yohannes Yeebyo ist frischgebackener Pflegefachmann

Yohannes Yeebyo freut sich auf das Telefonat mit seinen Eltern. Ihnen kann er verkünden: Geschafft! Er ist nach drei Jahren harter Ausbildung examinierter Pflegefachmann.

Foto: Yohannes Yeebyo mit seinen „Ersatzeltern“ Christine Härtel und Michael Gambke. Foto: Claudia Klupsch

Das Abschlusszeugnis hält er stolz in der Hand. Seine Eltern können ihn nicht in die Arme schließen, denn sie sind im 4.800 Kilometer entfernten Eritrea, aus dem Yohannes Yeebyo 2016 fliehen musste.

Hoch aufgeschossen, sehr schlank, dunkle Hautfarbe. Nicht nur, weil er der einzige Mann ist, fällt Yohannes Yeebyo im Absolventenkurs 09/20 der Pflegeschule des Johanniter-Krankenhauses auf. Eher zurückhaltend, doch voller Freude stößt er mit seinen Kolleginnen auf das erreichte Ziel an. „Anfangs war es wegen der Sprache für mich schwer“, erinnert er sich. Zwar hatte er nach seiner Ankunft in Deutschland das Sprachzertifikat B1 erlangt, doch die anspruchsvolle Pflegeausbildung mit zusätzlich schweren Fachbegriffen ließ ihn zunächst scheitern. Er lernte weiter fleißig Deutsch und begann ein Jahr später die Ausbildung erneut.

„Wir wussten, dass er es schaffen kann“, freuen sich Christine Härtel und Michael Gambke, die Yohannes Yeebyo zur Zeugnisausgabe im Dom begleiten. Sozusagen als „Ersatzeltern“ sind sie beim feierlichen Moment dabei. „Yohannes musste doppelt so viel lernen wie seine Mitschülerinnen“, sind sie sich sicher. „Er kann stolz auf sich sein.“  Ihren Schützling kennen sie, seit ihre Katholische Gemeinde in Tangermünde dem jungen Mann Kirchenasyl gewährte. Im ökumenischen Begegnungscafé treffen sie den evangelischen Christen Yohannes Yeebyo regelmäßig. Sie kennen seine Geschichte, wissen, dass er seine Religion in seinem Heimatland, in dem Christen der Verfolgung ausgesetzt sind, nicht ausleben kann. Der Biologie-Lehrer Yohannes Yeebyo musste schweren Herzens fliehen.

Über seine Flucht-Odyssee spricht der junge Mann nicht gern. Er erwähnt die Stationen Sudan, Libyen, Italien, Schweiz. „Es ging in einem Boot über das Meer. Drei Tage Todesangst“, bemerkt er knapp. Er hatte Glück, ist hier in Deutschland und hat sich eine hervorragende berufliche Perspektive erarbeitet. Inzwischen 40 Jahre alt, kann er neu durchstarten und überlegt, im Johanniter-Krankenhaus zu bleiben, bei „lieben Kollegen und Patienten“.

Yohannes Yeebyo ist dankbar für all die Unterstützung, die er auf seinem Weg erfuhr – von seinen „Ersatzeltern“, der Katholischen Gemeinde Tangermünde, von Lehrern der Pflegeschule, Praxisanleitern, für die zweite Chance, die Ausbildung schaffen zu können. „Ich finde nicht genug Worte, um meinen Dank auszudrücken“, sagt der Absolvent (übrigens mit Note 1 in der mündlichen Prüfung).