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19.02.2024 | Johanniter-Krankenhaus Stendal

„Ich musste handeln“

Kinderärztin Dr. Larissa Neumann engagiert sich für die Ukraine

Seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine sammelt Dr. Larissa Neumann Hilfsgüter fürs Kriegsgebiet.
Foto: privat

Am 24. Februar 2022 überfiel Putins Armee die Ukraine. „Als ich die Nachricht bekam, war ich wie gelähmt“, erinnert sich Dr. Larissa Neumann. „Ich weinte. Ich war verzweifelt. Es brach mir das Herz.“ Am liebsten wäre die gebürtige Ukrainerin sofort in die Heimat aufgebrochen, um dort zu helfen. „Du wirst hier gebraucht!“, fand ihr Mann die richtigen Worte.

Seit 29 Jahren lebt Dr. Larissa Neumann in Deutschland, seit 28 Jahren in Stendal. Als Oberärztin in der Kinderklinik des Johanniter-Krankenhauses ist sie für die jüngsten Patienten da. Sie ist mit Leib und Seele Kinderärztin. Ehrenamtlich engagiert sie sich seit 20 Jahren als Kreisverbandsärztin beim Deutschen Roten Kreuz.

Der Angriff auf ihre Heimat ließ sie nicht mehr ruhig schlafen. „Die Bilder vom Krieg und seinen Opfern, von zerstörten Häusern und traumatisierten Menschen ließen mich nicht los“, erzählt sie. In Telefonaten mit Familienangehörigen und Freunden erlebte sie unmittelbar deren Angst und Verzweiflung. „Es gibt genug Grund zu weinen. Es hieß, diese Situation anzunehmen. Ich musste handeln.“

Dr. Larissa Neumann begann, medizinisches Material für Notfallstationen und Krankenhäuser im Kriegsgebiet zu sammeln. Auf ihre Initiative spendeten das Johanniter-Krankenhaus, Sanitätshäuser, Apotheken, Firmen und Privatleute – von Krankenbetten und Rollstühlen, über Windeln und Verbandsmaterial bis hin zu Medikamenten, Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung. Auch Geldspenden trafen ein. „Der erste Hilfskonvoi startete am 5. März 2022“, hat sie das Datum noch im Kopf. Weitere sollten folgen – bis heute.

Als die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in Stendal eintrafen, richtete Larissa Neumann ärztliche Sprechstunden ein. „Jedes Kriegsopfer bringt seine Geschichte mit“, lässt sie durchblicken, von welchen Schicksalen sie erfahren hat. Jetzt sei nicht nur medizinische, sondern auch psychosoziale Unterstützung nötig gewesen - Beistand für die Ankunft im Alltag hier, für den Umgang mit Behörden und dem Jobcenter.

Fortwährend steht die Ärztin in Kontakt zu Landsleuten, die in Stendal Zuflucht gefunden haben, wie etwa zum schwer kranken verletzten Soldaten Konstantin Kotzar, der im Johanniter-Krankenhaus versorgt wird. Im Privaten bleibt sie für viele noch immer der Anlaufpunkt.

„Dass sich so viele Menschen hier für die Ukraine einsetzten, gab mir sehr viel Kraft und Motivation“, betont sie. Die einen nahmen extra Urlaub, um mit den Hilfstransportern hunderte Kilometer bis zu Sammelstellen an der ukrainischen Grenze zu fahren, andere halfen in der Flüchtlingsunterkunft und bei der ärztlichen Betreuung oder kümmerten sich um Möbel für Wohnungen. „Ich bin voller Dankbarkeit“, sagt Dr. Larissa Neumann.

„Dieser Krieg geht uns alle an“, sagt sie denjenigen, die meinen, dem sei nicht so und deshalb die Militär-Hilfen skeptisch sehen. „In der Ukraine geschieht die größte Tragödie in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Und niemand weiß, bis zu welcher Grenze Putins Ambitionen reichen. Die Ukraine verteidigt ihre Souveränität, doch ebenso die Prinzipien des Westens, der Freiheit und des Friedens in Europa.“

Obwohl beruflich stark eingebunden, setzt Dr. Larissa Neumann weiter ihre Kräfte ein, anderen Menschen zu helfen. Sie betont es mit Worten Bertha von Suttners: „Nach `lieben ist `helfen ´das schönste Zeitwort der Welt.“