Gronau ist „Demenzsensibles Krankenhaus": Zertifizierung geschafft
Die Versorgung demenziell Erkrankter ist heute aktueller und zugleich komplexer denn je. Allein in Deutschland leben derzeit rund 1,8 Millionen Menschen, die von Demenz betroffen sind. Doch auch hier hinterlässt der demografische Wandel deutliche Spuren.
Bis 2050, so offiziellen Schätzungen zufolge, könnten bereits bis zu 2,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt sein – Entwicklungen, die vor allem Krankenhäuser in ihren Abläufen und Strukturen, aber auch mit Blick auf eine zugewandte, patientenzentrierte Betreuung und Versorgung vor enorme Herausforderungen stellen. Dies vor Augen hat das Johanniter-Krankenhaus Gronau (Leine) bereits 2023 zukunftsweisend damit begonnen, die Zertifizierung als „Demenzsensibles Krankenhaus” durch die Silviahemmet-Stiftung* voranzutreiben. Mit Erfolg: In einer offiziellen Feierstunde am 5. Juni überreichten Vertreterinnen der Stiftung aus Stockholm nun das offizielle Zertifikat. Damit ist das Johanniter-Krankenhaus bundesweit eines von insgesamt drei Krankenhäusern und in Niedersachsen das einzige mit der Auszeichnung „Demenzsensibles Krankenhaus”.
Besuch aus Stockholm zum Festakt
Dr. Wilhelmina Hofmann, Geschäftsführerin der Silviahemmet-Stiftung, sowie Ulrika Granér, grad. „Silvia-Schwester” und zuständig für die internationalen Kontakte, waren eigens für die Zertifikatserteilung aus Stockholm angereist. Gemeinsam mit Dr. Ursula Sottong, Dozentin der Silviahemmet-Stiftung, die in Gronau den Vorbereitungsprozess begleitete, überreichten sie vor 55 geladenen Gästen, darunter Vertreterinnen und Vertreter des Johanniterordens, der Politik sowie des Kuratoriums und des Fördervereins, zunächst der gesamten Klinik und im Anschluss allen Fachbereichen und -abteilungen die offiziellen Zertifikate. Einen Tag später wurde das gemeinsam Erreichte auch in großer Runde mit allen Mitarbeitenden bei einem Grillfest gefeiert.
Von der Demenzfreundlichen Klinik…
Die bestmögliche Betreuung demenziell erkrankter Menschen gehört bereits seit vielen Jahren zur gelebten Praxis in Gronau: Mit der seit 2008 bestehenden Klinik für Geriatrie und dem 2022 dazugekommenem AltersTraumaZentrum ist die Behandlung von älteren Menschen ein entscheidender Schwerpunkt im Johanniter-Krankenhaus. Hinzu kommen mehrere Teilprojekte auf unterschiedlichen Ebenen: 2015 wurden erste Mitarbeitende zu sogenannten „Demenzbeauftragten” geschult sowie sukzessive erste Materialien in den Stationsalltag eingebunden, die demenziell erkrankten Patientinnen und Patienten den Aufenthalt erleichtern sollen.
…zum Demenzsensiblen Krankenhaus
Für eine gute, individuelle Versorgung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht, sind umfassende Teamarbeit und engmaschige fachübergreifende Kommunikation innerhalb aller Professionen unabdingbar – sprich: eine gemeinsame Philosophie. Voraussetzung der Zertifizierung durch die Silviahemmet-Stiftung war daher eine verpflichtende dreitägige Schulung aller Mitarbeitenden: Absolviert und mit einem Abschlusstest bestanden wurde diese von über 90 Prozent.
Von der Theorie in die gelebte Praxis
Die eigentliche Aufgabe besteht nun darin, das erworbene Wissen in sämtlichen Bereichen mit der Praxis und den alltäglichen Strukturen zu verflechten: Von der Anschaffung bestimmter Materialien, wie etwa farbige Trinkbecher, gut erkennbare Uhren, verständliche Kalender, über Orientierungshilfen in Form von z. B. Neuausschilderung der Zimmer und Sanitärräume, bis hin zur konkreten Unterstützung im „Klinikablauf” durch die Neuorganisation von Abläufen oder auch die Ergänzung der bestehenden Teams durch spezielle Alltagshelferinnen und -helfer. Die Anpassung an demenziell erkrankte Patientinnen und Patienten ist ein fortlaufender Prozess, den das Johanniter-Krankenhaus Gronau (Leine) zukünftig gemeinsam mit allen Mitarbeitenden weiterentwickeln wird.
*Initiiert von Königin Silvia von Schweden, setzt sich die Stiftung Silviahemmet für eine Versorgung von Menschen mit Demenz bei höchstmöglicher Lebensqualität ein.