Johanniter-Standort Geesthacht soll durch Sanierung gesichert werden
Für das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht sowie die Klinik für Geriatrie und Seniorenhaus GmbH wurden heute vorsorglich Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, für das MVZ an der Bergedorfer Straße eine Regel-Insolvenz
Situation:
- Chronische Unterfinanzierung und zunehmende regulatorische Anforderungen an Krankenhäuser trifft auch den Standort Geesthacht
- Eigenverwaltungsverfahren für das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht und für die Johanniter Geriatrie und Seniorenzentrum Geesthacht GmbH als Schutzschirm sollen Grundlage für eine Sanierungsperspektive des Standortes darstellen
- Gespräche mit der Stadt Geesthacht sind mit dem Ziel angeschoben, das Krankenhaus am jetzigen Standort mit möglichst vielen Fachabteilungen zu erhalten. Abstimmungen mit Stadt, Kreis und Gesundheitsministerium Schleswig-Holstein sollen kurzfristig stattfinden.
- Antrag auf Eröffnung eines Regel-Insolvenzverfahrens für das MVZ des Johanniter Krankenhauses Geesthacht
- Versorgung von Patientinnen und Patienten sowie der Geschäftsbetrieb werden zunächst uneingeschränkt fortgeführt
Geesthacht, 23.09.2024 - Die Geschäftsführung der in der Folge genannten Gesellschaften hat am heutigen Tag angesichts drohender Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens für die Johanniter Medizinisches Versorgungszentrum Geesthacht GmbH gestellt. Für die Johanniter-Krankenhaus Geesthacht GmbH sowie für die Johanniter Geriatrie und Seniorenzentrum Geesthacht GmbH wurde die Eröffnung eines Insolvenz- verfahrens in Eigenverwaltung beantragt. Das Amtsgericht Schwarzenbek hat den zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter/Sachwalter noch nicht benannt.
Auch nach Antragstellung wird der Geschäftsbetrieb aller Einrichtungen ebenso wie die Versorgung der Patien- tinnen und Patienten sowie der Bewohnerinnen und Bewohner zunächst vollumfänglich fortgeführt. Lohn- und Gehaltszahlungen sind in beiden Verfahren grundsätzlich und nahtlos über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit und die beantragte Insolvenzgeldvorfinanzierung bis Ende November abgesichert.
„Wir kämpfen seit Jahren darum, das Angebot der Johanniter-Einrichtungen in Geesthacht auf wirtschaftlich solide Füße zu stellen. In den letzten Jahren sind am Standort Defizite in Millionenhöhe aufgelaufen, die durch die Johanniter GmbH, die Trägergesellschaft der Geesthachter Einrichtungen, finanziert wurden. Die chroni-
sche Unterfinanzierung der Krankenhäuser in Deutschland ist hinlänglich bekannt. Für die Versorgungsaufträge der Grund- und Regelversorgung mit Notfallversorgung sowie die Geburtshilfe sind erhebliche Kostenstrukturen vorzuhalten, die über die Patientenzahlen nicht refinanzierbar sind. Angesichts des sich verschärfenden Fach- kräftemangels mussten zudem in den letzten Jahren zur adäquaten Abdeckung der 24/7-Versorgung zunehmend
Leiharbeitskräfte rekrutiert und zusätzlich finanziert werden. Um den durch die Krankenhausreform noch einmal erheblich veränderten Rahmenbedingungen aktiv und innovativ zu begegnen und drohenden Leistungsbeschnei- dungen entgegenzuwirken, werden wir im Zuge des Insolvenzverfahrens verschiedene Möglichkeiten prüfen und in diesem Zusammenhang auch einen Investorenprozess mit dem Ziel der Suche nach einem neuen Träger für eine wirtschaftlich tragfähige Versorgungsstruktur als Alternative für den Fall, dass die anstehenden Gespräche mit
der öffentlichen Hand scheitern“, äußert sich der für den Bereich Krankenhäuser der Johanniter GmbH zuständige Geschäftsführer Matthias Becker zur Situation am Standort Geesthacht und ergänzt: „Es muss das Ziel aller Beteiligten sein, bis zum Jahresende eine Lösung zu präsentieren und damit der Belegschaft, den Patienten und den Bewohnern der Senioreneinrichtung alsbald Sicherheit und Klarheit zu geben.“
Chance für eine Sanierung
Für das Johanniter Krankenhaus am Runden Berge bedeutet die Insolvenz in Eigenverwaltung nach einer drei- monatigen Übergangsphase die Chance auf eine Sanierung trotz finanzieller Schieflage. Zum Jahresende 2023 hatte das Krankenhaus erneut mit Verlusten in Millionenhöhe abgeschlossen. Auch ein konsequentes Kosten- management konnte die zu schwache Leistungsentwicklung nicht im notwendigen Umfang ausgleichen.
„Leider hat sich herausgestellt, dass die Entwicklung des Krankenhauses selbst hinter den Mindestplanungszielen für 2024 zurückbleiben wird. Vor diesem Hintergrund haben sich die Zukunftsaussichten gegenüber der ursprüng- lichen Planung deutlich verschlechtert“, führt Mattias Becker aus. Auch die in Geesthacht ansässige Schwester- gesellschaft des Krankenhauses, die Johanniter Geriatrie und Seniorenzentrum GmbH, verfügt gegenwärtig über kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept. „In der Verbindung der Stärken der beiden Gesellschaften sehen wir die Chance und das Potenzial einer Sanierung in Eigenverwaltung für eine bedarfsgerechte und gleichzeitig finanzier- bare Versorgung am Standort“, so Becker weiter.
Auf der Suche nach Lösungen zur Vermeidung des Insolvenzverfahrens wurden im Vorfeld Gespräche mit
anderen Krankenhausträgern in der Region über eine mögliche Zusammenarbeit oder Übernahme geführt, die bisher ergebnislos verliefen. In Gesprächen mit der Stadt Geesthacht war diese sehr daran interessiert, das Krankenhaus am jetzigen Standort mit möglichst vielen Fachabteilungen und Arbeitsplätzen zu erhalten. Insbe- sondere Bürgermeister Olaf Schulze machte sich in konstruktiven Gesprächen dabei für den Erhalt des Johanniter- Standorts Geesthacht zur Sicherung der Gesundheitsversorgung in der Region stark.
Pressekontakt
Regina Doerr
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johanniter GmbH
regina.doerr@johanniter-gmbh.de
Das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht ist ein regionales Akut-Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung und alleiniger Versorger für das Fachgebiet Psychiatrie für das Herzogtum Lauenburg. Das Krankenhaus verfügt über rund 300 voll- und teilstationäre Behandlungsplätze, verteilt auf sechs Fach- und zwei Belegabteilungen. Jährlich werden 10.000 Patientinnen und Patienten stationär und 20.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt. Die Klinik beschäftigt ca. 600 Mitarbeitende.
Das Johanniter-Haus Geesthacht ist ein Seniorenzentrum und gehört seit 2018 zum Johanniter-Verbund. Das Haus bietet 76 stationäre Pflegeplätze an, dazu gehören auch Plätze für die Kurzzeitpflege. Das Johanniter-Haus beschäftigt ca. 50 Mitarbeitende.
Die Klinik für Geriatrie Geesthacht verfügt über 73 stationäre Betten. Es werden jährlich etwa 1000 Patien- tinnen und Patienten stationär versorgt. Die Klinik beschäftigt ca. 100 Mitarbeitende.
Das MVZ an der Bergedorfer Straße beherbergt eine Praxis für Angiologie und eine Praxis für Allgemeinmedizin. Im MVZ sind 13 Mitarbeitende beschäftigt, die rund 2500 Patienten pro Quartal behandeln.