100 Tage „Demenzsensibles Krankenhaus“
Mit Zertifikat
Seit rund drei Monaten ist es nun auch offiziell nach außen sichtbar: Das Johanniter-Krankenhaus Gronau (Leine) ist auf vielfältigen Ebenen auf die besonderen Bedürfnisse dementiell erkrankter Patientinnen und Patienten eingestellt. Das bestätigt das Zertifikat „Demenzsensibles Krankenhaus” der Silviahemmet-Stiftung*.
„Im Gegensatz zu vielen anderen Zertifizierungen ist das Zertifikat als ‚Demenzsensibles Krankenhaus‘ als fortlaufender Entwicklungsprozess zu verstehen. Unsere eigentliche Aufgabe besteht deshalb darin, das Wissen, das wir auf dem Weg zur Zertifizierung erworben haben, nun in sämtlichen Bereichen mit der Praxis und den alltäglichen Strukturen unseres Krankenhaus-Alltags zu verflechten“, erklärt Birgit Töben, Geschäftsführerin des Johanniter-Krankenhauses Gronau.
Von der Theorie in die gelebte Praxis
Im Zuge der Zertifizierung haben bereits alle Mitarbeitenden eine verpflichtende dreitägige Schulung durchlaufen. Sie werden diese jährlich auffrischen und erhalten darüber hinaus kontinuierlich Informationen zu klinikinternen Neuerungen in Form eines Newsletters.
„Mit verschiedenen Arbeitsgruppen bringen wir viel Bewegung in unser Projekt, so z. B. durch die Reflexionsgruppe mit Mitarbeitenden unterschiedlichster Berufsgruppen. Unsere Aufgabe hierbei ist es, neben einem Erfahrungsaustausch, vor allem die Planung, Organisation und Umsetzung weiterführender Maßnahmen anzustoßen“, erläutert Elke Tafel, Öffentlichkeitsbeauftragte und Qualitätsmanagerin des Johanniter-Krankenhauses Gronau.
Fühl-Decken für Demenzpatienten
Dazu gehört z. B. die Anschaffung und Weiterentwicklung von Materialien zur Orientierung, Teilhabe und Beschäftigung – z. B. laminierte Fotobücher, Beschäftigungskästen, Dauerkalender aus Holz sowie spezielle Fühl-Decken mit sensorischen Reizen für Demenzpatientinnen und -patienten, sogenannte Nesteldecken.
Große Bildmotive an den Türen
Auch das äußere Bild der Stationen, Flure, Aufenthalts- und Sanitärräume verändert sich nach und nach. So wurden bereits Türbeschilderungen sowie erste Hinweisschilder auffällig und mit verständlicher Beschriftung umgestaltet. Zusätzlich sind die einzelnen Türen der Patientenzimmer – innen wie außen – mit großen Bildmotiven gekennzeichnet und viele Lichtschalter zur besseren Erkennbarkeit mit farbigen Umrandungen versehen.
Alltagshelferinnen unterstützen die Teams
Um die derzeitigen Klinikabläufe zielgerichtet anzupassen und dabei sowohl Patientinnen und Patienten als auch deren Angehörige während des Aufenthaltes im Krankenhaus zu begleiten, werden die bestehenden Teams zeitnah durch Alltagshelferinnen unterstützt. Hierbei handelt es sich um zwei bereits im Haus tätige examinierte Pflegefachkräfte mit intensiver Erfahrung in der Begleitung Demenzerkrankter. Eine von ihnen trägt zudem die Qualifizierung als gerontopsychiatrische Fachkraft.
Demenzsensibel – auch im Notfall
Speziell auf dementiell Erkrankte ausgerichtet, steht seit kurzem ein umgestalteter Aufnahmeraum in der Zentralen Notaufnahme zur Verfügung. Beruhigende Wandfarben, eine gutleserliche Uhr sowie dimmbares Licht und ein Wandbild, das den Eindruck verschafft, aus dem Fenster in eine Landschaft zu schauen, sorgen für eine wohnliche, ruhige Atmosphäre – eine Maßnahme von vielen, die zeigt, wie vielschichtig die Herausforderungen mit Blick auf eine zugewandte, patientenzentrierte Betreuung und Versorgung bei Demenz sind.
*Initiiert von Königin Silvia von Schweden, setzt sich die Stiftung Silviahemmet für eine Versorgung von Menschen mit Demenz bei höchstmöglicher Lebensqualität ein.
Weitere Informationen und Mitarbeitenden-Stimmen aus Gronau (Leine) zur Zertifizierung als „Demenzsensibles Krankenhaus“ unter:
www.youtube.com/watch?v=aAa1Wcs1v5M