Behandlungskonzept für Angehörige erklärt

Unsere Patienten kommen mit sehr unterschiedlichen Diagnosen. Sie eint aber das Gefühl und die Erfahrung, „anders“ oder „krank zu sein“. Mit ihren Problemen werden sie in vielen Lebensbereichen nicht verstanden und ausgegrenzt. Sie gelten als schwierig und erfahren Aggressionen und Ablehnung. Die Folge: Die Kinder und Jugendlichen fühlen sich nicht wertgeschätzt. Oft finden sie nur noch Rückhalt in ihrer Familie, aber auch viele Eltern erleben sich zunehmend als hilflos.

Auf diese Erfahrungen reagieren viele mit einer Zunahme ihres Störungsbildes. Hinzu kommen auch oft depressive Verstimmungen oder Aggressionen. Sie wehren sich gegen Hänseleien und können mit Kritik nicht mehr umgehen, da sie diese zu sehr verletzt. Wir möchten Ihrem Kind bei seinen individuellen Schwierigkeiten helfen! Wie? Indem wir in unseren Therapien vor allem sein Selbstwertgefühl stärken und ihm seine Stärken und Fähigkeiten wieder bewusst machen. Denn nur selbstbewusste Mädchen und Jungen können auch selbstbewusst mit Schwächen umgehen. Dies ist die Basis dafür, dass Ihr Kind Hilfe annehmen und auch einfordern kann.

Durch Gruppengespräche erfährt Ihr Kind, dass andere Mädchen und Jungen – obwohl sie völlig andere Störungen entwickelt haben – im Alltag ähnliches erleben. Wir ermuntern sie, miteinander zu reden, Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und sich gegenseitig zu stärken.

Ihr Kind soll erfahren, wie man Konflikte lösen kann und dies auch gleich innerhalb der Gruppe ausprobieren. Dieses Vorgehen bezeichnen wir als milieutherapeutischen Basisansatz. Auch der Erlebnisbereich ist für die Vermittlung neuer Strategien und Selbstwertstärkung enorm wichtig. Wir arbeiten daher nicht nur mit Gesprächen, sondern auch mit praktischen Übungen und Förderungen im Rahmen der Sport- und Bewegungstherapie, der Motopädie, der Ergotherapie, der heilpädagogischen Reittherapie und tiergestützten Therapie.

Therapie

Parallel hierzu wird Ihr Kind auch Therapien erhalten, die ganz auf sein individuelles Störungsbild abgestimmt sind. Bei Übergewicht und Adipositas lernt es beispielsweise sein Essverhalten zu kontrollieren. Wenn es sich einnässt, erhält es verhaltenstherapeutische Programme (Weckprogramm, Selbstweckprogramm, Blasen- und Toilettentraining). Kinder und Jugendliche mit ausgesprochen seelischen Verletzungen, werden bei uns auch verstärkt einzeltherapeutisch gefördert. Dabei hat die Einzeltherapie in der Rehabilitation einen primär ressourcenorientierten Charakter hat und ist daher nicht mit den Möglichkeiten ambulanter Psychotherapie zu vergleichen.

Therapie

Ein weiterer wichtiger Bereich für alle Mädchen und Jungen ist die Schule. Gerade dort erleben sie immer wieder, nicht verstanden zu werden. Sie werden als erziehungsschwierig abgestempelt, als lustlos empfunden und ihre inneren Nöte und Defizite werden oft nicht gesehen. In der uns angeschlossenen Schule der Gemeinde Bad Sassendorf ist es möglich, in kleinen Gruppen den Schulunterricht in den Hauptfächern fortzuführen. Daneben gib es auch individuelle Fördermöglichkeiten wie zum Beispiel Aufmerksamkeits- und Konzentrationstraining, Lese- und Rechtschreibförderung, Förderung bei Rechenschwäche. Viele Kinder werden erstmals wieder erleben, dass Lernen Spaß macht. Angst kann überwunden werden und sie können wieder an ihre Leistungsfähigkeit herangeführt werden.

Schule

Die Rehabilitationsbehandlung allgemein ist immer ein Teil eines Gesamtkonzeptes. Rehabilitation kann viel, aber nicht alles. Oberstes Ziel ist die Förderung und Erhaltung der sogenannten Aktivität und Teilhabe. Das heißt, die Ressourcenförderung steht im Mittelpunkt. Rehabilitation ersetzt nicht die Notwendigkeit individuelle psychotherapeutische Behandlungen der zugrunde liegenden Ursachen. Rehabilitationsfähigkeit bedeutet, dass die Patienten das Konzept und die Strukturen der Rehabilitationsklinik annehmen und eigenständig umsetzen können.

Seit dem 1. März 2019 ist auch die Mitaufnahme von Begleitpersonen in unser Konzept aufgenommen worden. Eine Begleitung des Kindes während der Rehabilitation, zum Beispiel von Mutter, Vater, Pflegeelternteil, Oma, Opa, Geschwisterkind, ist bei Anträgen über die Deutsche Rentenversicherung (DRV) bis zum zwölften Geburtstag des Kindes möglich. Über den zwölften Geburtstag des Kindes hinaus, besteht nach Angaben der DRV, die Möglichkeit der Begleitung, wenn diese ärztlich begründet, also medizinisch notwendig, ist.

Bitte beachten Sie, dass Begleitpersonen – im Gegensatz zum Patienten – während des Reha-Aufenthalts nicht automatisch unfallversichert sind!

Mehr erfahren

Begleitpersonen erhalten keine medizinischen Behandlungen. Sie haben jedoch die Möglichkeit sich auf verschiedene Weise zu schulen und auszutauschen. 

So binden wir Sie Begleitpersonen unter anderem in Schulungen zu einem besseren Umgang mit der Krankheit des jungen Patienten ein, um das Gelernte im Alltag umzusetzen und informieren über weitere pädagogische Themen. Außerdem bietet ein "Elterntreff" Gelegenheit für einen gemeinsamen Austausch.

Die medizinischen Unterlagen, die Sie bei der Antragstellung an Ihre Versicherung geschickt haben, wurden dort von ärztlichen Mitarbeitern begutachtet. Sie haben nach fachkundiger Prüfung die Rehabilitationsklinik ausgewählt und auch die voraussichtliche Dauer der Behandlung festgelegt. Die Rehabilitationsträger merken aber an, dass die endgültige Dauer einer Rehabilitationsbehandlung letztendlich nur von den Therapeutinnen und Therapeuten der Klinik festlegen kann. Dies bedeutet, dass die vorgesehene Dauer individuell über den bereits bewilligten Zeitraum hinaus verlängert werden kann – wenn dies medizinisch-therapeutisch erforderlich ist. Sie brauchen aber nicht in Sorge zu sein, dass wir hier willkürlich entscheiden. Der für Ihr Kind zuständige Therapeut wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen und eine mögliche Fortsetzung der Therapie mit Ihnen gemeinsam beraten.