Die meisten Kinder und Jugendlichen, die ohne Begleitperson zu uns in die Rehabilitationsbehandlung kommen, sind das erste Mal für längere Zeit ohne ihre Eltern von zu Hause weg. Es ist daher ganz normal und natürlich, dass Heimweh auftritt. Neben dem Abschied kommen sicherlich auch Ängste vor der neuen ungewohnten Umgebung zum Tragen, Ängste auch vor den Erwachsenen und den anderen Kindern, mit denen Ihr Kind in der nächsten Zeit zusammen sein wird. Dies sind ganz natürliche Reaktionen.
Aber auch Ihnen, verehrte Eltern, wird es sicherlich schwer fallen, Ihr Kind in „fremde Hände“ zu geben. Sie können versichert sein, dass unsere Betreuer im Umgang mit Heimweh erfahren sind und Ihr Kind mit diesen Gefühlen nicht alleine lassen. Gleichwohl ist es auch für Kinder eine wichtige Erfahrung, unabhängig von ihren Eltern, Probleme und Konflikte meistern zu können, sich auch in einer unbekannten Umgebung zurecht zu finden. Alleine die Rückmeldung, dass Ihr Kind dieses geschafft hat, kann es sehr gut selbstwertstärkend verarbeiten. Es erlebt dies oft als große Leistung.
Heimweh führt in den ersten Tagen dazu, dass die Kinder oft ihre Umgebung, die Mitmenschen und auch alles andere sehr viel negativer sehen, als es sich später darstellt. Wir erleben immer wieder, dass die Kinder zunächst auch versuchen, ihre Eltern durch besonders düstere Schilderungen der hiesigen Gegebenheiten dazu zu bewegen, die Rehabilitationsmaßnahme frühzeitig zu beenden. Gleichwohl halten wir es aber nicht für sinnvoll, aus diesen Gründen, in der ersten Zeit den direkten Kontakt zwischen Kind und Eltern einzuschränken. Auch in dem Wissen, dass manche Kinder, vor allem in den ersten Tagen, Schwierigkeiten haben, das Positive unserer Einrichtung zu sehen, halten wir es für wichtig, dass sie mit ihren Eltern zu den üblichen Telefonsprechzeiten Kontakt halten dürfen und auch Briefe schreiben dürfen.
Ihnen, verehrte Eltern, empfehlen wir, Ihr Kind durch positive Äußerungen zu unterstützen, es zum Beispiel immer wieder zu fragen: „Was hast Du heute erlebt?“, „Mit welchen Kindern hast Du Dich getroffen?“, „Welche Namen kennst Du schon?“ Wichtig ist auch, dass das Kind spürt, dass Sie ihm die Notwendigkeit der jetzigen Rehabilitationsmaßnahme zu seiner Heilung mitteilen. Natürlich können auch Ihnen Zweifel kommen, ob Sie für Ihr Kind das richtige mit der Rehabilitationsmaßnahme getan haben, wenn es zum Beispiel am Telefon oder bei Besuchen weint oder Ihnen vorwirft, es abgeschoben zu haben. Wir möchten Ihnen anbieten, sich in diesem Fall, umgehend mit der für Ihr Kind zuständigen Therapeutin oder den Betreuern in Verbindung zu setzen, um hierüber zu sprechen. Unsere langjährige Erfahrung hat gezeigt, dass die Kinder, sobald sie sich mit dem Alltag der Klinik vertraut gemacht haben, sobald sie die anderen Kinder besser kennen gelernt haben und auch erfahren haben, dass ihnen hier „nichts Schlimmes“ passiert, von ihrem Heimweh abgelenkt sind und sich sehr positiv auf neue Erfahrungen einlassen. Dies bedeutet nicht, dass der Gedanke an zu Hause nicht auch hin und wieder zu Heimweh führen kann, dass dies aber überwunden werden kann und die Kinder schon nach kurzer Zeit nicht mehr beeinträchtigt.