2024: 30 Jahre Johanniter-Trägerschaft

Im Laufe des Jahres 2024 werden hier mehr Bilder und Geschichten aus 30 Jahren erscheinen.
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Krankenhaushistorie seit 2016

Nachricht: 30 Jahre Trägerschaft

Aus der Festschrift von 1994: Ganzheitliche Pflegeidee

Der Johanniter-Orden versteht sich in seinem gesamten Wesen seit seiner Gründung vor rund 900 Jahren stets als Pflegeorden. Insofern stellt sich der Pflegedienst eines jeden Johanniter-Krankenhauses ganz selbstverständlich als tragende Säule neben der ärztlichen Versorgung dar. Der Patient ist zentraler Mittelpunkt der pflegerischen Bemühungen, und zwar nicht nur in bezug auf seine körperlichen Leiden, sondern auch und gerade seiner seelischen Beschwernisse, die in der Phase der Krankheit besondere Bedeutung für den einzelnen erlangen.

An den Pflegedienst einer sich vom Akut- zum Fachkrankenhaus wandelnden Klinik werden erhöhte Anforderungen gestellt, gilt es doch hier, überwiegend den chronisch kranken Menschen mit rheumatischen oder psychiatrischen Leiden Hilfe zu spenden, Selbsthilfeaktivitäten zu fördern, Lebensmut zu vermitteln und auch den Angehörigen Wege zu weisen, wie mit den Patienten verständnisvoll und hilfreich umzugehen ist.

Im Sinne christlicher Nächstenliebe wird die Idee einer ganzheitlichen Pflege von Körper und Seele eines Patienten tagtäglich an den Johanniter-Krankenhäusern voller Fürsorglichkeit in die Tat umgesetzt. Im Johanniter-Krankenhaus im Fläming, Treuenbrietzen, sind derzeit 122 Kräfte im Pflegedienst, 23 im Funktionsdienst (OP, Radiologie, Endoskopie) tätig. Eine Krankenpflegeschule mit 60 Plätzen ist angeschlossen.

Die Pflege gliedert sich in Grundpflege, wie Ernährung, Körperpflege, Bettung, Behandlungspflege entsprechend ärztlicher Verordnung und in die psychische Begleitung des Patienten und seiner Angehörigen. Um diesen umfassenden pflegerischen Qualitätsmaßstäben gerecht werden zu können, bedarf es einer umfangreichen Ausbildung der Pflegekräfte und stetiger berufsbegleitender Weiterbildung und Qualifizierungsmaßnahmen immer unter dem historisch begründeten und bis heute gültigen Aspekt, dem kranken Menschen zu dienen und schnellstmöglich seine Genesung zu fördern oder seine Leiden zu lindern.

1996-1998: Bauarbeiten für die Beelitzer Heilstätten, sie werden nach Treuenbrietzen umziehen

Vor dem Aufbau und dem Richtfest steht der Abriss. Hier wird Platz für den künftigen Haupteingang geschaffen. Foto: Archiv

Start des Umbaus des Bettenhauses für die Lungenklinik Treuenbrietzen: Als Vorbereitungen auf den Zuzug der Lungenheilstätte aus Beelitz-Heilstätten wurde das historische Tuberkulosekrankenhaus Treuenbrietzen von 1926 für die künftige Pneumologische Klinik mit 130 Betten saniert. Außerdem entstand ein Neubau, der die Bettenhäuser 1 und 2 miteinander verbindet, Aufzüge, einen Empfang und ein Bistro beherbergt.
Zum Richtfest erschien die damalige und beliebte brandenburgische Arbeits- und Gesundheitsministerin Regine Hildebrandt.

Die Klinik nahm am 01.10.1998 ihren Betrieb in Treuenbrietzen auf.

1999: Bis dato einmalig im Land Brandenburg: Zwei neue Kniegelenke gleichzeitig

Geglückte Knieoperation - beide zufrieden - Patientin und Oberarzt Dr. Uwe Vockert (Quelle: privat)

Im Dezember 1999 wurden in der Rheumatologischen Klinik der Johanniter-Krankenhaus im Fläming gGmbH einer Patientin erstmals gleichzeitig zwei künstliche Kniegelenke eingesetzt. Die Operation verlief erfolgreich und die Patientin hatte "zwei Fliegen mit einer Klappe" geschlagen.
Diese Doppelversorgung wurde zu diesem Zeitpunkt nur in wenigen Krankenhäusern in Deutschland vorgenommen.
Neben dem OP-Stress für die Patienten verringern sich auch die Kosten für den stationären Aufenthalt, die durch die Krankenkassen zu tragen
sind.

2004: Waldgottesdienste

1997 fand der erste Waldgottesdienst statt. Quelle: privat

Erinnerungen von Eva-Marie Wunderlich zum 10. Trägerschaftsjubiläum 2004

Eva-Marie Wunderlich war eine sehr beliebte Kankenhausseelsorgerin für viele Jahre (2001 bis 2010). Mit dem Trägerwechsel 1994 wurde das Haus evangelisch und bot ab 1995 Seelsorge.

"Als Pastorin und Seelsorgerin wurde ich gefragt, wann die Krankenhausseelsorge und Gottesdienste hier im Haus angefangen haben. Diese Frage gab ich an Pfarrer Zimmermann weiter und er wusste zu berichten: Nachdem am 3. Dezember 1993 in einem Festgottesdienst in der St. Marienkirche in Treuenbrietzen die Übernahme des Krankenhauses durch den Johanniterorden gefeiert wurde, fanden schon bald die ersten Gespräche über die Schaffung einer Krankenhausseelsorgestelle zwischen Kuratorium und Kirchengemeinde statt.

Im Herbst 1995 war es soweit. Mit Dr. Stephan Fritsch wurde eine Krankenhausseelsorgestelle besetzt, die halb im Krankenhaus und halb in der Gemeinde angebunden war. Der Erntedankgottesdienst 1995 war der erste Gottesdienst im Krankenhaus nach über 20 Jahren. Seitdem finden jeden Sonntag im Krankenhaus Gottesdienste statt. Die Patienten und Mitarbeiter im Krankenhaus hatten nun einen Ansprechpartner, der sie in schwierigen Situationen begleitete.

Auch ein Andachtsraum wurde eingerichtet. Heute hängt hier ein großes Tuch mit einem Bild. Es wurde für den Waldgottesdienst gemalt, der einmal im Jahr hinter dem Krankenhaus im Grünen mit der Gemeinde und den Patienten gefeiert wird. Die Idee zum Waldgottesdienst hatten die Junge Gemeinde und der ökumenische Gesprächskreis, den Pfarrer Dr. Fritsch leitete. Man wollte einmal einen besonderen Gottesdienst feiern - ganz anders als die Gottesdienste in der Kirche. Warum nicht im Grünen draußen im Wald in der Nähe des Krankenhauses?
Offen für jeden sollte der Gottesdienst sein, so offen wie der Himmel über den Baumwipfeln und die "Wände" aus den hellen Kiefernstämmen. Patienten sollten leicht den Weg zum Gottesdienst finden können ebenso wie die Menschen aus Treuenbrietzen. 1997 wurde die Idee mit Unterstützung der Johanniter-Krankenhaus im Fläming gGmbH zum ersten Mal am Reichhelmsteich umgesetzt.
Inzwischen wird der Waldgottesdienst auf dem Krankenhausgelände gefeiert. Der Treuenbrietzener Posaunenchor begleitet ihn und die fröhlichen Töne schallen weit über das Gelände.

Seit August 2001 bin ich hier Seelsorgerin. Immer wieder treffe ich Patienten, die sich an den Gottesdienst auf der grünen Wiese hinter dem Krankenhaus erinnern können. Sie erzählen von dem Posaunenchor und dass sie vom Balkon aus leise mitgesungen hätten. Viele andere Patienten kommen mit hinunter und freuen sich über die engagierten jungen Leute, die den Gottesdienst gestalten. So ist dieser Gottesdienst immer wieder ein Höhepunkt für das Krankenhaus und die Gemeinde."

Aus der Festschrift 1994: Bauplanung 1995-1998

1994: Alte und neue Fassaden in der historischen Krankenhausanlage

Die Um- und Ausbauvorhaben des Johanniter-Krankenhauses im Fläming, Treuenbrietzen, sehen drei Bauabschnitte zwischen Anfang 1995 und Ende 1998 vor. Die Gesamtplanung liegt beim Architekturbüro Dr. Pawlik. Das Haus wird dabei der Umwandlung vom Kreis- zum Fachkrankenhaus angepaßt, ferner sind umfangreiche Modernisierungsarbeiten erforderlich, um die medizinischen Einrichtungen, Funktionsräume, Krankenzimmer und Verwaltungsbereiche der Klinik zeitgerechten Anforderungen und ästhetischen Wünschen anzupassen.

Bauabschnitt I

... ab 1995 Haus 1. Neuer zentraler Eingangs- und Aufnahmebereich. Die Funktionsdiagnostik, die wegen der Übernahme der Pulmologie aus Beelitz erheblich erweitert wird und die Bettenstationen der Pulmologie werden hier ihren Platz finden, ebenso die Physiotherapie, die hohe Bedeutung für Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatologischen Formenkreis hat.

Bauabschnitt II

... sieht die Modernisierung und Umgestaltung der weiteren Häuser und Einrichtungen des gesamten Areals vor. Unter anderem ist geplant: ein Cafe mit Terrasse zum Park im Zentralbereich, ein neues Mitarbeiter-Casino mit Sitzmöglichkeiten auch im Parkgelände, Bau modernerer Arbeitsräume für Apotheke, Labor und Verwaltung. Die Kapelle wird an der Stelle des heutigen Casino-Bereichs wiedererstehen und damit ihren ursprünglich historisch richtigen Platz wiedererhalten. Der Zugang zum Krankenhaus wird verändert und später über den derzeitigen Besucherparkplatz erfolgen können.

Bauabschnitt III

Neubau einer bislang im Krankenhaus nicht vorhandenen Rheuma-Chirurgie in unmittelbarer Nachbarschaft zur Rheumatologischen Abteilung. Zweck der Maßnahmen ist es, eine zeitgemäße Fachklinik zu erstellen, die unter möglichster Beibehaltung des so liebenswert spezifischen Charakters des Hauses dem Patienten eine optimale Stätte zur Linderung oder Heilung seiner Leiden bietet.

 

Aus der Festschrift 1994: Vom Wanderarbeitsheim zum Fachkrankenhaus

Im Jahr 1912 übernahm der Brandenburgische Provinziallandtag als freiwillige soziale Aufgabe den Aufbau sog. Wanderarbeitsheime an Hauptverkehrsstraßen nahe Berlin für nicht-seßhafte, früher als Landstreicher oder Vagabunden bezeichnete Menschen, die der Armenfürsorge unterstanden. In diesem Heim eines modellhaft spezifischen Bautyps sollten die Insassen zu geregelter, meist landwirtschaftlicher Arbeit erzogen werden und erhielten bei längerzeitiger Bewährung auch eine Entlohnung. Die drei baulich fast  gleichartigen Wanderarbeitsheime in Strausberg, Kyritz und in Treuenbrietzen nahe der alten Staatsstraße Berlin - Leipzig wurden 1913 und 1914 errichtet. In den Häusern befand sich jeweils auch eine Leichtkrankenabteilung (Revierstube) und ein Krankenhausbau für schwerer Erkrankte (Lazarett).

In Treuenbrietzen begann man nach Fertigstellung des Heims 1914 mit dem Bau einer Pflegeanstalt für sieche Frauen und eines Allgemeinen Krankenhauses, u.a. mit 44 Betten für Kranke aus der Stadt Treuenbrietzen.
Bereits im April 1916 waren die vier Häuser um einen rechteckigen Hof fertiggestellt und wurden sofort umgewidmet zu einem Lazarett für tuberkulosekranke Soldaten. 1920 konnte das Haus (zwei Siechenhäuser, Lazarett, Betriebsgebäude) endlich seiner ursprünglichen Bestimmung als Pflegeanstalt übergeben werden. Zur Anstalt gehörten noch kleine Wohnhäuser für verheiratete Beamte.

1926 im Zuge der staatlichen Tuberkulosebekämpfung einigte man sich, die beiden Anstalten (Wanderarbeitsheim und Lazarett) durch Neubau eines Tuberkulosekrankenhauses mit 200 Betten (Heilstätte mit loggiaähnlichen Liegehallen, Infektionskrankenhaus und Siechenhaus für offene Tbc-Fälle) zueinander in architektonische Beziehung zu setzen.

Handwerksarbeiten und die Versorgung des Krankenhauses mit Obst, Gemüse und Fleisch übernahm der landwirtschaftliche Betrieb des Wanderarbeitsheims.

Über die Jahre hindurch blieb der Lazarettbereich Krankenhaus und wird nun zum Fachkrankenhaus erhoben.

Aus der Festschrift 1994: Die Zeit des Umbruchs

Tuberkulose-Krankenhaus von 1927 und zukünftige Heimstatt der Beelitzer Heilstätten als 3. Fachklinik in Treuenbrietzen im Zustand von 1994

Der Krankenhausplan des Landes Brandenburg brachte in seiner Novellierung von 1993 Unruhe in die Krankenhauslandschaft, da durch notwendigen Abbau, Umstrukturierungsmaßnahmen und Setzen neuer Schwerpunkte im Südwesten des Landes Brandenburg erhebliche Veränderungen bewirkt wurden. Diese Situation verschärfte sich noch zusätzlich durch die Neuordnung der Landkreise in diesem Gebiet.

Das bisherige Kreiskrankenhaus des Kreises Jüterbog in Treuenbrietzen wurde von beiden Umstrukturierungsmaßnahmen betroffen. Jüterbog verlor seinen Status als Kreisstadt, und Treuenbrietzen wurde mit seinem Krankenhaus der Kreisstadt Belzig zugeordnet.

Da Belzig selbst ein Kreiskrankenhaus unterhält, stellte sich die Zukunft des Krankenhauses Treuenbrietzen zunächst sehr ungewiß dar. Durch die vom zuständigen Ministerium in Potsdam entwickelte Idee, das Kreiskrankenhaus in ein Fachkrankenhaus umzuwandeln, konnte der Standort jedoch gesichert werden.

Die Vorgaben und verbindlichen Pläne des Landes sehen vor: Das zukünftige Fachkrankenhaus soll drei Abteilungen Platz bieten, einer Psychiatrischen Abteilung mit 60 Betten, einer Rheumatologischen Abteilung mit 70 Betten, ergänzt später durch zusätzliche 20 Betten Rheuma-Chirurgie sowie einer Pulmologischen Abteilung mit 130 Betten.
Insgesamt sollen dem Krankenhaus schließlich 280 Planbetten zustehen. Die 130 Betten der Pulmologie werden nach gründlichem, zeitgerechtem Umbau und Neubau des Hauses laus der Lungenheilstätte Beelitz Ende 1996 nach Treuenbrietzen verlegt.
Die bislang internistischen, geriatrischen und rheumatologischen Betten werden bis dahin als Innere Abteilung betrieben, dann auf 70 Betten reduziert und schließlich als rheumatologische Betten weitergeführt.
Die Psychiatrische Abteilung wird durch eine Tagesklinik mit zehn Plätzen erweitert.

Der Johanniter-Orden als alterfahrener Träger vieler Kliniken und ähnlicher sozialer und medizinischer Einrichtungen hat das Krankenhaus in Treuenbrietzen am 1. Januar 1994 übernommen. Es trägt den Namen Johanniter-Krankenhaus im Fläming gGmbH, Treuenbrietzen.

Als Aufsichtsgremium erhielt das Haus ein Kuratorium, vergleichbar einem Aufsichtsrat. Der Geschäftsführer vertritt den Träger vor Ort und führt organisatorisch zusammen mit der medizinischen und pflegerischen Klinikleitung das Krankenhaus.

Es ist zu hoffen, daß nach der notwendigen Umstrukturierung das Krankenhaus, das in arger finanzieller Not war, durch tätige Mithilfe und Verständnis der Mitarbeiter wieder erstarkt und zu einem aus der Krankenhauslandschaft Brandenburgs nicht mehr wegzudenkenden stabilen Faktor wird.

Von der Jüterboger Straße 68 zur "Johanniter-City"

Michael Knape übereicht symbolisch das neue Straßenschild zur Umbennung 2003. Foto: Johanniter/Ina Tessnow

Ein Ort - drei Straßennamen in Laufe des Bestehens

Bewusst 1916 gegründet als Krankenhaus am Rande der Stadt, umgeben von gesunder Waldluft, Wiesen und Äckern, heißt die erste Anschrift Jüterboger Straße 68 in Treuenbrietzen-Süd.

Bis 1998 blieb das so, dann zogen die Beelitzer Heilstätten als Lungenfachklinik nach Treuenbrietzen um und auch der Straßenname wandelte sich in Südstraße 20-28.

Nur fünf Jahre später eine weitere Umbenennung: Anlässlich der Einweihung eines modernen Holzhackschnitzel-Heizhauses für das Krankenhaus im Mai 2003 verkündete Treuenbrietzens Bürgermeister Michael Knape, dass die Straße ab August 2003 in Anerkennung der Verdienste der Johanniter um den Standort den Straßennamen Johanniterstraße 1 führen darf.  Augenzwinkernd etablierte er in diesem Zusammenhang den Spitznamen "Johanniter-City" wenn er vom Krankenhaus spricht.

So sah es 1994 aus bei Übernahme durch die Johanniter

Foto: Wilfried Jakisch

1994: Eine Luftbildpostkarte aus den 1990er Jahren. Sie zeigt die Krankenhausanlage in ihren historischen Grundzügen mit den Bauten von 1916 und 1927, wie durch Jahrzehnte fast unverändert bestand.

Die grauen Fassaden werden nur einmal unterbrochen vom gelb leuchtenden Bettenhaus der Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die bereits 1991 gegründet und hergerichtet wurde.

Auf der linken Bildseite zeigt sich der dreieckige, damals noch lichte Park hinter dem Bettenhaus von 1927. An seiner Spitze befindet sich ein historisches Brunnenbecken, heute außer Betrieb. Von dort bot sich eine schöne Sichtachse auf das Haus. Dieses Areal ist seit 1996 als denkmalgeschützte Parkanlage eingetragen.

Die linke obere Bildecke dokumentiert den ehemaligen Sportplatz des Krankenhauses, der heute eine andere Funktion hat. 

In der Bildmitte reicht der Wald direkt bis an die Rückseite des Hauses 2 heran. Heute schließt sich dort ein neuer Innenhof an, der seit 2019 von Erweiterungsbauten der Lungenklinik umfasst ist. 

Am unteren Bildrand steht ein Barackenkomplex aus dem 2 Weltkrieg, der heute zu einem Teil abgerissen, zum anderen Teil noch in Nutzung ist.

Markant verlaufen zwei ausgebaute Zufahrten direkt zum ehemaligen Haupteingang (Bildmitte) und zum Betriebsgebäude am rechten Bildrand.

Luftbild von 2020 aus einer anderen Perspektive. Deutlich heben sich zwei Neubauten und der zusätzliche Innenhof ab. Quelle: Fabian Derlig

Die Festschrift vom 03.12.1994 anlässlich der Übernahme

Grußwort der 8-seitigen Schrift 1994 zur Übernahme

Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser.

Aufgabe des Johanniter-Ordens seit seiner Gründung vor fast 900 Jahren ist es, Hilfe für den notleidenden Nächsten zu spenden. Der Orden erfüllt sie in der sich verändernden Welt mit stets zeitgemäßen und adäquaten Mitteln. Immer hatten Krankenhäuser innerhalb der Ordensaufgaben eine zentrale Bedeutung.

Vor 140 Jahren begründete der Johanniter-Orden das Krankenhaus in Jüterbog, um den Menschen im Fläming medizinische Betreuung zu bieten. Trotz großer Schwierigkeiten konnte das Krankenhaus Nazizeit und Krieg überstehen, auch in der DDR blieb es mit Hilfe der Inneren Mission ein evangelisches Krankenhaus.

Während der letzten 140 Jahre hat die Entwicklung des Gesundheits - und Sozialwesens zu umwälzenden Veränderungen geführt. Der rasante Fortschritt der Medizin durch neuartige Behandlungsmethoden und hochgradig verfeinerte Medizintechnik hat einen Wandel der Krankenhausstruktur bewirkt. Der Betrieb einer Klinik ist ohne weitgehende staatliche Ein- und Mitwirkungen kaum noch vorstellbar. Allein die Finanzierung von Krankenhausbauten übersteigt die Möglichkeiten jeder gemeinnützigen Vereinigung, auch die des Johanniter-Ordens. Der Betrieb eines Krankenhauses ist nur im Rahmen der Sozialversicherung finanzierbar.

Die seit Jahren betriebene Strukturreform des Gesundheitswesens der Bundesrepublik Deutschland fordert nun höhere Wirtschaftlichkeit und Wettbewerb unter den Krankenhäusern und damit weitgehendes Umdenken für alle Beteiligten. Und dennoch geht es nach wie vor im wesentlichen nicht um Kosten und Apparate, um Behandlungsmethoden und Entwicklungspläne, sondern um Menschen. Menschen, die in ihrer Krankheit betreut und möglichst geheilt werden wollen. Und Menschen, die diese Betreuung und Heilung bewirken und unterstützen sollen. Deshalb wird der Johanniter-Orden trotz aller Schwierigkeiten die Errichtung und den Betrieb von Krankenhäusern nicht aufgeben, sondern im Sinne des Dienstes am notleidenden Nächsten, oder wie es in der Ordensregel seit vielen hundert Jahren heißt, an "unseren Herren Kranken" seine Tätigkeit an die neuen Verhältnisse abermals anpassen und seine Aufgabe auch weiterhin erfüllen.

Der Johanniter-Orden hat vom bisherigen Landkreis Jüterbog die Trägerschaft für das Kreiskrankenhaus in Treuenbrietzen übertragen bekommen. Die staatliche Planung sieht zugleich vor, daß aus dem Krankenhaus der Grundversorgung ein Fachkrankenhaus werden soll. Diese Umstellung verlangt von allen Beteiligten, vor allem aber von den Mitarbeitern zusätzliche große Bereitschaft beim Neuerfassen ihrer Tätigkeiten. Fachkräfte werden das Krankenhaus verlassen, andere hinzugewonnen werden, manche Mitarbeiter werden ihre bisherigen Aufgaben verlieren und neue übernehmen müssen, nicht alle Arbeitsplätze können erhalten bleiben.

Umstellungen sind immer mit Beeinträchtigungen verbunden; der Johanniter-Orden als Träger des Krankenhauses wird alle Gegebenheiten ausschöpfen, um sie für Patienten, Mitarbeiter und Partner so erträglich wie möglich zu gestalten. Umstellungen sind aber auch Chancen für die Zukunft, sie gilt es zu erkennen und zu ergreifen.

Die Johanniter stellen dabei ihren Dienst vor allem unter das Wort des Erlösers, der sagt: "Was ihr getan habt einem unter diesen gemeinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."

Raven Henning von der Lancken
Kommendator der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft
des Johanniter-Ordens

03.12.1994