Wenn Kunst das Seelenleben berührt
Spannende Fotos für die Fachklinik Psychiatrie und Psychotherapie - Fotokünstlerin Dagmar Weiss (Berlin) stattet einen Patientenwartebereich aus.
Kunst in der Behandlung psychischer Störungen - in diesem Sinn sind ungewöhnliche, inszenierte Fotowerke von Dagmar Weiß im Rahmen einer Vernissage vorgestellt worden. Vier Bilder hat die Klinik angekauft, die nun zur dauerhaften Ausstattung eines Patientenwartebereiches gehören.
In seinen einleitenden Worten sagt Dr. Eike Ahlers, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, dass Kunst diesen Bereich aufwerten soll und dies im besten Fall beim Betreten des Wartezimmers und während des Aufenthaltes klar und erfahrbar wird: "Es geht um das Signal, dass sich hier wirklich Mühe gegeben wird, jemanden zu behandeln, dass jemand mit einer psychischen Beeinträchtigung ernst genommen, respektiert und wertgeschätzt wird." Diese detailreich inszenierten Fotos sollen neugierig machen und zum Fragen stellen animieren.
Und tatsächlich spannend waren die Reaktionen der Gäste, die zumeist aus der Mitarbeiterschaft der Klinik kamen. Von ratlos über irritiert bis begeistert ging das Spektrum. Deutlich spürbar: Ihre Kunst berührt das Seelenleben, denn außergewöhnlich: in großer gemeinsamer Runde tauschte man sich direkt vor den Bildern aus, statt in sonst oft bei Vernissagen gesehenen Kleingruppen.
Zum Entstehungsprozess gibt die Künstlerin ihre Einblicke: Es sei zuweilen herausfordernd für ihre Modelle, sich ihren Regiewünschen für ein Motiv zu fügen, es gäbe aber auch den Austausch über Grenzbereiche und manchmal auch völlige kreative Freiheit für das Model. Oft ein langwieriger Prozess: die Suche nach der richtigen Umgebung für das Motiv.
Wichtig sei ihr, innere Bilder nach außen zu transportieren, jedoch ausdrücklich keine therapeutischen Bilder zu erzeugen. Hier zog sie einen Vergleich zur Kunsttherapie in der Klinik, in der genau daran gearbeitet wird, dass psychisch Erkrankte unter therapeutischer Begleitung ihre Emotionen und inneren Bilder in unterschiedlichen Kunstformen ausdrücken.
"Vielleicht sind dann die Bilder gar kein so schlechter Weg, denn sie verleiten weniger zu der fälschlichen Annahme, dass die Dinge sind was sie sind", sagt Künstlerin Dagmar Weiß.