Schwester Gundula Lieschke: Ruhestand nach 45 Dienstjahren
Schwester Gundula Lieschke beging am 1. September 2021 ihr 45. Dienstjubiläum. Zum 1. Dezember 2021 tritt sie nun in den Ruhestand. Das Berufsleben begann sie im Evangelischen Krankenhaus Jüterbog, das 1991 wieder zum Johanniter-Krankenhaus wurde.
Schwester Gundula Lieschke beging am 1. September 2021 ihr 45. Dienstjubiläum. Zum 1. Dezember 2021 tritt sie nun in den Ruhestand. Das Berufsleben begann sie im Evangelischen Krankenhaus Jüterbog, das 1991 wieder zum Johanniter-Krankenhaus wurde, und führte 2006 nach dessen verordneter Zusammenlegung weiter in das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen bis heute. Zwei Diakonissen und sechs weitere Stationsschwestern hat sie als Vorgesetzte in 45 Jahren erlebt und auf verschiedenen Stationen gearbeitet.
Was bedeutet für Sie dieses Jubiläum? Sind Sie stolz?
„Ich bin stolz auf mein Dienstjubiläum, aber 45 Jahre Arbeit hinterlassen auch ihre Spuren - körperlich und seelisch. Dafür braucht man sich nicht zu schämen.
Die Krankenpflege an sich ist ein sehr schöner Beruf, der in den letzten Jahren immer mehr mit viel aufwändigerer Bürokratie und Schreibarbeiten verbunden ist.
Ich bin seit 15 Jahren auf der Station für Onkologie/Palliativmedizin. Das ist nicht so einfach, man sieht Patienten in einem relativ guten Zustand kommen und manche begleitet man bis zu ihrem Ende, man sieht viel Leid, Schmerz und Trauer.
Umso wichtiger ist ein guter Austausch mit den Kollegen, denn das Verständnis untereinander ist durch gemeinsame Erfahrungen ausgeprägter als in der Familie zu Hause.
Manchmal ist durch kurzfristigen Personalausfall zu wenig Zeit für die Palliativbegleitung, das macht unzufrieden. Trotzdem muss man eine positive Ausstrahlung haben. Ich bin sensibel geworden mit den Jahren.“
Was hat Sie damals zu dem Beruf motiviert?
„Ich bin in Leipzig aufgewachsen und kirchlich erzogen. Mit 13 hatte ich einen Ferienjob bei meiner älteren Schwester in einem kirchlichen Kinderheim in Leipzig, danach wollte ich Krippenerzieherin werden. Es fügte sich anders und durch eine Tante, die Ärztin war, kam ich zur Anhaltischen Diakonissenanstalt Dessau, wo ich ein Jahr als Hilfsschwester tätig war.
1976 kam ich durch die Eltern einer Freundin, die Pfarrer in Kloster Zinna waren, in das evangelische Krankenhaus Jüterbog zu den Diakonissen. Von 1979-1982 absolvierte ich in Potsdam die berufsbegleitende Erwachsenenqualifikation zur Krankenschwester und war auf den Stationen für Innere Medizin, Chirurgie und zeitweise auf der ITS (Herzinfarkte) tätig.“
Was sind die größten Veränderungen in der Pflege? Was sehen Sie davon kritisch und was macht es einfacher/ effektiver?
„Früher reichten ein Notizbuch und eine Fieberkurve pro Patient. Heute führen wir komplette Akten mit vielen Formularen und Dokumenten, Fotos und Befunden. Es gibt umfangreiche Berichte bei jeder Schichtübergabe und zu besonderen Vorkommnissen, viel mehr Informationsaustausch. Das ist sicher der Verrechtlichung von Medizin und Pflege geschuldet.
Leichter wird die Arbeit durch Pflegerichtlinien, wir haben viel mehr und bessere hygienischere Arbeitsmaterialien als früher. Damals wurde viel improvisiert, z. B. mit einer Bindenwickelmaschine, Handschuhe gepudert, Spritzen und Darmrohre sterilisiert, kein Hol- und Bringedienst für die Essensversorgung in Jüterbog, manchmal war der einzige Fahrstuhl defekt.“
Pflege ist ein anspruchsvoller Job. Wie haben Sie Ihre Kräfte aufgetankt?
„Kraftquellen sind für mich ausgedehnte Spaziergänge mit Hund Lucky in der Natur, das beobachten der Jahreszeiten – vom frischen Frühlingsgrün über die sommerliche Wärme, bunte Herbstfarben bis zur winterlichen Ruhe. Und natürlich die Urlaube mit meinem Mann, z. B. auf den griechischen Inseln oder in Thailand.
Sehr wichtig ist das nette, kollegiale Miteinander auf der Station, die Kollegen achten aufeinander und helfen sich, das trägt und gibt Kraft. Man kann jederzeit zur Stationsleitung gehen, wenn etwas zu reden ist.
Und immer, wenn ein Absolvent unserer Pflegeschule sich wünscht, seinen Dienst auf unserer Station aufzunehmen, freuen wir uns besonders über die Verstärkung aus den eigenen Absolventenreihen.
Zum Schluss möchte ich mich noch einmal bei meinen Kollegen bedanken, die mich in Krankheit und Trauer mit liebevollen Worten und Gesten unterstützt haben. Ich werde mich gern an die schönen und lustigen Feiern erinnern und sie vermissen. Aber Verabschieden heißt auch sich auf die nächste Begegnung freuen.“