13.03.2023 | Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

Pflege ist nicht nur Frauensache

Schubladendenken und Klischees bei Pflegeberufen entgegenwirken: Große Diskrepanz zwischem dem Bild der Gesellschaft von Pflegeberufen und den tatsächlichen, hoch qualifizierten Tätigkeiten von Pflegekräften in den Kliniken.

Oberin Una Kniebusch mit Stationsleiter Bastian Lüderitz und Schwester Michelle Wricke. Foto: Johanniter/Ina Tessnow

Anlässlich des Internationalen Frauentages sprach die Märkische Allgemeine Zeitung mit Oberin Una Kniebusch und Stationsleiter Bastian Lüderitz vom Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen über immernoch verbreitete Klischees zu Pflegeberufen. Manche Vorurteile zum Berufsleben sind besonders hartnäckig. Oft heißt es, dass Frauen für diesen und Männer für jenen Beruf besser geeignet sind.

Dabei ist gerade in Pflegeberufen der männliche Anteil in den letzten 20 Jahren deutlich angestiegen.

Inwieweit spiegelt sich diese Entwicklung in Ihrem Haus?

Una Kniebusch: Derzeit arbeiten am Treuenbrietzener Standort rund 88,2 Prozent Frauen und 11,8 Prozent Männer. Als ich vor 20 Jahren hier angefangen habe, lag der Anteil bei den Männern noch unter zwei Prozent. Eine ähnliche Entwicklung ist an der hauseigenen Pflegeschule zu sehen. Aktuell sind 15 der 63 Auszubildenden Männer (23,8 %) - mit steigender Nachfrage.

Mit welchen Vorurteilen zum Berufsbild sind Sie im Arbeitsalltag oder auch im Privatleben schon konfrontiert worden?

Bastian Lüderitz: Viele Berufsanfänger unterschätzen die Qualifikationsmöglichkeiten des Berufes. Ich selbst bin bisher nicht mit Vorurteilen konfrontiert worden.

Una Kniebusch: Das Problem liegt meiner Meinung nach eher darin, welches Bild die Gesellschaft grundsätzlich von Pflegeberufen hat – und den Aufgaben, die die Kolleginnen und Kollegen tagtäglich bewältigen. Das hat dann aber weniger mit dem Geschlecht zu tun. Obwohl durchaus mal die Bemerkung fällt, dass Männer nicht feinfühlig genug seien.

Warum sind Pflegeberufe nicht nur Frauensache? Wo können sich die Geschlechter gut ergänzen/voneinander lernen?

Bastian Lüderitz und Una Kniebusch: Im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen lernt jeder von jedem – und zwar jeden Tag. Dafür ist allein die Fachkompetenz entscheidend, nicht das Geschlecht. Für die Teamstruktur ist gut, gleichermaßen Frauen und Männer dabei zu haben, weil sich die Themen, die besprochen werden, dadurch noch mal verändern und auch die Sichtweise darauf.

Ist das Ganze eine Generationenfrage, die sich im Laufe der Zeit selbst lösen wird, weil Menschen jeden Geschlechts immer selbstbestimmter leben und auch schon bei Kindern immer mehr darauf geachtet wird, Rollenklischees nicht mehr (so stark) zu bedienen?

Wir wünschen uns, dass der Trend der vergangenen Jahre anhält, dass sowohl Mädchen als auch Jungen sich für eine berufliche Karriere in der Pflege entscheiden. Wichtig ist, dass man gerne mit Menschen arbeitet und eine gewisse soziale Kompetenz mitbringt. Empathie und Einfühlungsvermögen sind keinesfalls nur typisch weibliche Eigenschaften.

 

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