01.10.2024 | Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

Internationale Pflegekräfte starten in Fachkliniken Treuenbrietzen

Auf den Pflegenotstand allerorten bereitet sich auch das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen vor: Am 4. September kamen vier indische Pflegekräfte nach Treuenbrietzen.

Gut ausgebildete Pflegekräfte sind gespannt und freuen sich auf den neuen Lebensabschnitt.

 „Ohne ausländische Mitarbeitende wird der Pflegenotstand noch sehr viel größer werden“, sagt Oberin Una Kniebusch. „Wie viele andere Kliniken in Deutschland und Brandenburg gehen auch wir jetzt verstärkt den Weg, Fachkräfte im Ausland zu suchen. Nun freuen wir uns über die geglückte Ankunft von Pflegekräften aus Indien und sind sehr gespannt auf den Start des lange vorbereiteten Projektes.“ 

Anfang September sind vier fertig ausgebildete Frauen aus Indien eingetroffen mit einem Bachelor-of-Nursing-Abschluss (B. Sc.) – einem sehr hochwertigen Pflegeabschluss und guten Deutschkenntnissen. Trotzdem durchlaufen sie in den nächsten 6-8 Monaten ein fachliches Anerkennungsverfahren mit abschließender Kenntnisprüfung und erhalten weiterhin Sprachunterricht.
Zum 1. Oktober beginnt der Einsatz in den Fachkliniken Treuenbrietzen parallel zum Sprachunterricht. Von den ersten Eindrücken erzählen sie: „Bei der Ankunft waren wir sehr nervös, mittlerweile fühlen wir uns fantastisch. In Deutschland gibt es so viele Möglichkeiten, wir wollen die Menschen, die Kultur und Natur kennenlernen. Wir wollen hier unsere beruflichen Fähigkeiten verbessern, können neue Dinge im Dienst lernen und wollen uns gut auf die Prüfungen vorbereiten. In Indien haben wir vier Jahre studiert und schon im Pflegeberuf gearbeitet. Um noch besser Deutsch zu lernen, hören wir seit längerem deutsche Musik, lesen deutsche Blogs und nutzen YouTube. Wir bekommen viel erklärt und gezeigt im Krankenhaus und in der Umgebung. Außerdem haben wir Unterstützung beim Wohnraum und wollen uns demnächst Fahrräder kaufen.“

 „Dreh– und Angelpunkt für den Erfolg ist neben allen organisatorischen Erfordernissen einerseits das Miteinander hier in den Stationsteams. Es sind unsere zukünftigen Kolleginnen und Integration kann nur mit kollegialer Unterstützung gelingen. Andererseits möchten wir auch erreichen, dass sie sich in der Stadt und in der Region wohlfühlen“, sagt Una Kniebusch, „dazu wünschen wir uns die Akzeptanz und Wertschätzung in der Nachbarschaft und aus der Bevölkerung. Es ist enorm wichtig, dass die Frauen hier eine freundliche Perspektive finden und hier bleiben möchten.“ 
Im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen sind aktuell 251 Pflegekräfte beschäftigt, von denen ca. 14 in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand gehen werden. Dazu kommen Lücken durch Elternzeiten, Langzeiterkrankungen, Fluktuation usw., die gefüllt werden sollen, damit keine übermäßigen Belastungen für aktiven Pflegekräfte entstehen. 

Bausteine zur Integration am Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

In Treuenbrietzen sind das die ersten Pflegekräfte aus außereuropäischen Staaten. Verschiedene Bausteine sollen eine gute Integration ermöglichen:

  • Welcomemanagerin Anne Koch und die Pflegedienstleitung Somatik, Dipl. Pflegewirtin Cornelia Partusch, kümmerten sich zusammen mit dem Projektteam um die bestmögliche Vorbereitung und Organisation der Ankunft.
  • Sprache und Missverständnisse dürfen keine Hürde im Berufsalltag sein. Deshalb bringen unsere zukünftigen Kolleginnen bereits das B2-Sprachniveau mit bzw. werden es demnächst abschließen. Auch nach ihrer Ankunft werden die jungen Frauen bis zum Jahresende umfangreichen Unterricht von einer zertifizierten Sprachenschule erhalten, um die Welt der Fachbegriffe kennenzulernen.
  • Darüber hinaus es gibt ein Mentorenkonzept: In den Zeiten des Stationseinsatzes begleiten Mentoren und Mentorinnen aus dem Kollegenkreis die Einarbeitung.
  • Wohngemeinschaften mit Einzelzimmern zur Miete sind ebenfalls organisiert: Die neuen Kräfte werden im Krankenhaus bzw. in dessen unmittelbarer Nähe wohnen. 

Außerdem Zuwanderung in der Pflegeausbildung 

Intensive Integrationserfahrungen sammelt die Fachklinik seit 2023. Damals begannen erstmals vier junge Menschen aus dem Kosovo an der Pflegeschule ihre Ausbildung. Wenige Wochen später besuchte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Pflegeschule, um sich zu informieren. Vier weitere Damen aus dem Kosovo starten ihre Ausbildung ab 1. Oktober 2024. Insgesamt nimmt die Pflegeschule jedes Jahr 25 Auszubildende an. „Die Integrationserfahrungen sind sehr gut. Die sprachlichen Kenntnisse sind keine Barriere, da auch sie sehr gut vorbereitet hier ankamen“, sagt Schulleiterin Gabriele Unger. „Und das Miteinander mit den deutschen Azubis war nie angespannt, denn unsere Pflegeschule ist für ihre familiäre und behütete Atmosphäre sowie ihr hohes Ausbildungsniveau bekannt.“

In Deutschland arbeiten immer mehr Pflegekräfte aus Drittstaaten

In Deutschland arbeiteten laut einer Untersuchung des Mediendienstes Integration schon Ende 2021 deutlich mehr Pflegekräfte aus Drittstaaten (120.000) als aus der Europäischen Union (90.000).