Aktuelle Lage
Die Märkische Allgemeine Zeitung möchte einmal mehr an die Basis schauen, wo täglich der Kampf gegen das Corona-Virus ausgetragen wird.
Ist es richtig, dass Fachkrankenhäuser in Brandenburg und wohl bundesweit, weil sie keinen Regelversorgungsauftrag haben, gar nicht in das System zur Betreuung von Intensiv-Corona-Patienten und den damit verbundenen finanziellen Ausgleich direkt eingebunden sind? Selbst wenn, wie im Fall Ihres Hauses, eine zertifizierte Lungenfachklinik vorhanden ist? Das klingt paradox.
Es ist richtig, dass im Land Brandenburg nur die vom MSGIV benannten Häuser Ausgleichszahlungen für die Vorhaltungen in der COVID Versorgung vorsehen. In dieser Kategorie befinden wir uns als Fachkrankenhaus leider nicht, da wir keine reguläre Rettungsstelle betreiben, sondern Notfall-Patienten als Spezialversorger für bestimmte Krankheiten aufnehmen.
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV) bat dennoch alle Krankenhäuser des Landes gebeten – auch die Fachkrankenhäuser –, an der Covid-Patientenversorgung in der 2. Welle teilzunehmen. Als größte und zertifizierte Lungenfachklinik des Landes haben wir dieser Bitte natürlich entsprochen und erneut einen COVID-Bereich in der Pneumologie mit 12 Betten eingerichtet. Weiterhin haben wir zwei Intensivbetten für beatmungspflichtige Patienten geschaffen.
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Wie mehrfach berichtet, behandeln Sie ja dennoch Corona-Patienten, sowohl im Isolationsbereich als auch auf der ITS. Wie ist der Ausgleich für diesen Mehraufwand geregelt in der „zweiten Welle“, wenn das Haus nicht in den Versorgungsauftrag eingebunden ist? In der ersten Welle gab es ja den Rettungsschirm, der nun offenbar wohl nur den gemeldeten Kliniken zusteht.
Das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen hat seit dem Herbst 2020 keine Refinanzierungen für die COVID-bedingten Ausfälle erhalten – im Gegensatz zur ersten Welle im Frühjahr.
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Was bedeutet das wirtschaftlich/personell für Ihr Haus in Treuenbrietzen, wenn neben der weiter laufenden Grundversorgung der Fachkliniken zusätzlich dennoch großer Aufwand betrieben werden muss zur Behandlung von Corona-Fällen?
Unser Fachkrankenhaus wird weiterhin von den Patienten mit behandlungsbedürftigen Erkrankungen entsprechend den Fachgebieten (Rheuma/Orthopädie, Lungenerkrankungen, psychiatrische/psychosomatische Erkrankungen) aufgesucht. Das sind zurzeit hauptsächlich Patienten mit Tumorerkrankungen in die Onkologie und Thoraxchirurgie, wo ein Aufschub der Behandlung nicht möglich, weil die Erkrankungen lebensbedrohlich sind. Überregional kommen außerdem Patienten mit Rheumaerkrankungen zu uns. Weiterhin sehen wir eine Zunahme von lungenkranken Patienten mit Rippenfellentzündungen, die zu komplizierten Rippenfellvereiterungen führten. Diese werden uns aus ganz Brandenburg und auch über den Landesgrenzen hinweg zugewiesen.
Trotzdem mussten wir Fachbereiche teilweise herunterfahren, um den Covidbereich abzudecken. Der normale Isolationsbereich ist aktuell auf unserer Station für Allergologie und Asthma eingerichtet, so dass Allergiepatienten mittlerweile über sechs Monate auf eine stationäre Diagnostik und Behandlung warten müssen.
Seit Ende Oktober ist auch die Rheuma-Tagesklinik erneut geschlossen, für die mittlerweile ebenfalls eine monatelange Warteliste auf Behandlungen besteht.
Insgesamt haben alle unser Fachabteilungen Behandlungen reduziert, um zum einen Personal umzusetzen und andererseits auch größere Abstände in den Krankenzimmern zu ermöglichen.
Und wir betreiben ein aufwändiges tägliches Mitarbeiterscreening. Trotzdem sind auch bei uns durch Quarantäne-Anordnungen oder Covid-Erkrankungen immer wieder Mitarbeiter ausgefallen. Die herausragende Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeitenden, verbunden mit Corona-Rufdiensten und o. g. Teil-Schließungen kompensieren diese Personal-Ausfälle bisher.
Das alles wirkt sich selbstredend auf die Wirtschaftlichkeit der Fachkliniken aus, bedeutet aber eben auch, dass Patienten länger Spezialbehandlungen warten müssen.
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Wie viele Corona-Patienten hat das Krankenhaus Treuenbrietzen das Jahr über bereits behandelt und wie viele sind es aktuell?
Stand 06.01.2021:
6 Corona-Patienten
1 Verdachtsfall
1 Corona-Patient auf der Intensivstation
10 Patienten in der 1. Welle Frühjahr/Sommer 2020
50 Patienten in der 2. Welle bis Ende 2020
In der zweiten Corona-Welle betreiben wir nun zwölf COVID-Betten im Isolationsbereich der Pneumologie/Allergologie. Zwei Betten sind auf der Intensivstation für Covid-Beatmungspatienten vorgehalten. Auf der Intensivstation und auf der Weaning Station sind insgesamt 20 Beatmungsbetten im Betrieb. Diese sind fast durchgängig voll belegt, wobei wir vorrangig Patienten nach der COVID-Pneumonie aufnehmen bzw. Non-COVID-Patienten von Maximalversorgern übernehmen.
Wir stimmen uns über das VCC West mit den umliegenden Kliniken ab. Besonders aus dem Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam, aus dem Städtischen Klinikum Brandenburg (SKB) und aus dem Evangelischen Krankenhaus in Ludwigsfelde haben wir Patienten übernommen. Auch die Berliner Charité hat uns eine Vielzahl von Patienten zugewiesen.
Die Anzahl der Covid-Patienten, die wir momentan behandeln, hat im Vergleich zum November 2020 leicht abgenommen. Durch die Schwere der Erkrankung hat die so genannte Fallschwere, die Teil der Vergütung ist und das Entgelt erhöht, zugenommen.
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Zudem gingen Meldungen bundesweit durch die Medien, wonach Personal in Pflegeeinrichtungen und Kliniken staatliche Corona-Prämien erhalten sollten für besondere Herausforderungen dieses Jahres. Sind solch Prämien, die Beschäftigten in einigen Behörden oder auch bei der Bundeswehr wohl schon gezahlt worden sind, im Krankenhaus Treuenbrietzen schon angekommen oder zu erwarten?
Wir haben in der ersten Corona-Welle 10 Patienten versorgt. Das war nicht ausreichend, um die so genannte staatliche Corona-Prämie für Mitarbeiter in Gesundheitswesen zu erhalten. Trotzdem hat die Krankenhaus-Betriebsleitung für Mitarbeitende der unteren Einkommensgruppen zu Weihnachten eine einmalige Sonderzahlung als Dankeschön für die Einsatzbereitschaft ausgezahlt. Diese Sonderzahlung resultiert aus den regulären Einkünften in der Patientenversorgung, denn wir haben wie gesagt keine staatlichen Zuschüsse erhalten.
Weiterhin gibt es seit der ersten Welle eine Zulage pro Mitarbeiter pro Stunde für den Einsatz direkt am Covid-Patienten, eine weitere Zulage für den Bereitschaftsdienst im Covid-Bereich.
Diese Zulagen haben wir für die zweite Welle nochmal deutlich erhöht. Auch das alles aus eigenen Mitteln.