Wissensaustausch für Dialysepatienten
Auch in der Medizin hat man den persönlichen Austausch vermisst. Nicht alles lässt sich Corona-bedingt durch Videoschaltungen ersetzen. Das hat man in der kürzlich stattgefundenen 11. Duisburger Dialyse Shunttagung deutlich gespürt.
Zwei Jahre musste auch diese Zusammenkunft pausieren, die noch vor der Pandemie in ihrem einzigartigen Konzept im Bundesgebiet ihr 10-jähriges Jubiläum feierte. Zum einen eine stolze Leistung über Jahre aller Beteiligten und ebenso ein Spiegelbild der Konstanz des Teams aller Mitstreiter der Tagungsorganisation als auch des Regionalen Shuntzentrums Duisburg. Nicht selbstverständlich in Zeiten des massiven Umbruchs im Gesundheitswesen. Allen Widerständen zum Trotz, hieß es bei den Einladenden Zentrumsärzten Dr. Alexander Meyer, Thomas Lohmann, Dr. Mark Foede und Dr. Eberhard Flicker: „Wir sind wieder zurück!“. Der Aufruf wirkte und lockte im ersten Teil wieder Workshopteilnehmer in den OP-Trakt des Johanniter-Krankenhauses Rheinhausen. Unter der Leitung von Chefchirurg Dr. Alexander Meyer wurden den Teilnehmern operationsspezifische Details und Neuerungen bei Shuntanlagen gezeigt und erklärt. Die Teilnehmer aus ganz Deutschland hatten die Gelegenheit hautnah in das praktische Geschehen am OP-Tisch mit eingebunden zu werden. Nach dem OP-Teil ging es in die Angio-Suite der Radiologie des Johanniter-Krankenhauses. Chefarzt Thomas Lohmann zeigte den Teilnehmern die Möglichkeiten der radiologisch-interventionellen Diagnostik und Therapie von Funktionsstörungen des Shunts. Verengte Shunts müssen aufgedehnt werden, um ihre Funktionsfähigkeit wieder vollständig zurückzuerhalten.
Treffpunkt Rheinhausen – Am zweiten Tag der Shunttagung fand der Kongress mit über 30 renommierten Referenten aus dem gesamten Bundesgebiet statt. Im Mittelpunkt standen die aktuellen medizinischen Erkenntnisse und Neuerungen hinsichtlich des Dialysezugangs (Shunt). Auch internationale Kollegen aus Spanien und Großbritannien standen am Podium und hielten Vorträge.
Was macht den Shunt so besonders und schwierig?
Deutschlandweit müssen sich ca. 80.000 bis 100.000 Menschen einer Nierenersatztherapie unterziehen, weil sie an einer akuten oder chronischen Nierenfunktionsstörung leiden. Diese Nierenersatztherapie nennt man Dialyse. Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste Nierenersatztherapie bei chronischem Nierenversagen und eine der Behandlungsmöglichkeiten bei akutem Nierenversagen. Da es in Deutschland nicht genügend Spenderorgane gibt und nicht jeder Patient für eine Nierentransplantation in Frage kommt, muss der Großteil der Patienten dauerhaft mit der Peritonealdialyse oder Hämodialyse behandelt werden. Für das Verfahren der Hämodialyse (über 90% der dialysepflichtigen Patienten) benötigt der Patient einen Hämodialysezugang, den sogenannten SHUNT. Ein Shunt ist eine Verbindung zwischen einer Arterie und einer oberflächlich gelegenen Vene, der dann für die Hämodialyse punktiert werden kann. Idealerweise wird hierzu kein Fremdmaterial benötigt. Allerdings kann es in seltenen Fällen notwendig sein, eine Kunststoffprothese als Shunt einzusetzen, nämlich dann wenn keine geeignete körpereigene Vene vorhanden ist. Diese Prozedur erfordert hohe Erfahrungswerte und bringt gleich mehrere Fachgebiete an einen Tisch. Gefragt sind hier insbesondere die Nephrologen, die Gefäßchirurgen und Radiologen mit endovaskulären bzw. interventionellen Erfahrungen und auch entsprechender medizin-gerätetechnischer Ausstattung als auch speziell geschultes Pflegefachpersonal. Die Shunttagung adressiert ein komplexes Thema, zugunsten tausender Patienten, die auf Experten meist über viele Jahre angewiesen sind. Ein guter Grund, bestehendes Wissen auszutauschen und auch an den medizinischen Nachwuchs weiterzugeben!