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22.03.2022 | Johanniter-Krankenhaus Duisburg-Rheinhausen

Mit 134 Grad auf dem Weg in den Operationssaal

Bildquelle: s. Kalkmann
Das Hüft-Operationsbesteck kommt frisch aus dem Reinigungs-Desinfektionsautomaten bevor es im dritten Aufbereitungsschritt in den Sterilisator kommt.
Maria Leone (rechts im Bild) mit ihrer Kollegin Elisavet Katsenou in der Zentralsterilisation vor der neuen Gerätegeneration des Johanniter Krankenhauses Rheinhausen.

Er ist einer der wichtigsten und zugleich auch für viele einer der unbekanntesten Bereiche eines Krankenhauses. Ganz im Hintergrund - fern ab von regen Ambulanz- und Wartebereichen befindet sich im vierten Stock des Johanniter-Krankenhauses Rheinhausen der Funktionsbereich „Zentralsterilisation“. Wie in einem OP-Saal hat dort nur ein dafür bestimmter und ausgebildeter Mitarbeiterkreis nach strengen Hygienevorschriften Zutritt. Vor der Schleuse geht es nur mit spezieller Arbeitsbekleidung von Kopf bis Fuß weiter hinter die Kulissen mit aberhunderten von OP-Instrumenten und medizinischen High-Tech-Geräten, die hier für die anstehenden Operationen und Eingriffe der verschiedenen Operationssäle und Behandlungsräume des Krankenhauses aufbereitet und sterilisiert werden. Ein Bereich, der den erfahrenen Mitarbeitern höchste Konzentration, Präzision und handwerkliches Geschick abverlangt.

Die Zentralsterilisation ist der Grundstein für jede Operation und jeden Eingriff eines Krankenhauses, berichtet Maria Leone. Auf 40 Jahre Betriebszugehörigkeit blickt Maria Leone als einer der erfahrensten OP-Managerinnen, die in der Region in Tag- und Nachtdiensten im OP-Einsatz ist, zurück. Die Sicherheit für den zu operierenden Patienten beginnt in der OP-Vorbereitung mit hygienisch einwandfreiem und vollständigem Operationsbesteck. Dies ist die Kernaufgabe des „Steris“, wie wir Mitarbeiter salopp sagen“, berichtet Maria Leone mit Begeisterung. Aktuell wurde dieser Bereich mit der neuesten Generation von speziellen Reinigungs-Desinfektionsautomaten und Sterilisatoren ausgestattet. Darüber freut sich Maria Leone besonders, nicht nur, weil der Steri somit in der ersten Liga der heutigen Medizintechnik mitspielt, sondern auch deshalb, weil sie bereits die ersten Stunden einer Zentralsterilisationsabteilung miterlebt und bis zum heutigen Tage alle Stufen des Fortschritts erfahren und mit umgesetzt hat. „1978 begann ich als frisch examinierte Pflegefachkraft im OP. Damals hatte unser Krankenhaus zwei OP-Säle, was zu der damaligen Zeit schon sehr fortschrittlich war. Damals war es üblich, das OP-Besteck im ersten Schritt händisch zu waschen um es anschließend in einem kleinen Sterilisator zu sterilisieren. Im Jahr 1993 wurde dann die erste Zentralsterilisation als eigenständige Abteilung in einem separaten Trakt des Krankenhauses in Betrieb genommen. Das war eine richtige Sensation, erinnert sich Maria Leone.

Heutzutage sind die chirurgischen Kliniken viel spezialisierter und bieten viel mehr operative Möglichkeiten an als in den 70ern. Angefangen über die Tumorchirurgie und der speziellen Schlüsselloch-Chirurgie, der Neurochirurgie bei Erkrankungen des Rückens und des Bewegungsapparates, der künstliche Gelenkersatz zum Beispiel der Hüfte und der Kniegelenke oder auch der Blut-Gefäße sind nur einige zu benennende Beispiele, die im OP-Trakt des Johanniter Krankenhauses Rheinhausen durchgeführt werden. Jede Operationsart benötigt eigene spezielle Instrumente, die immer individuell in sogenannten OP-Sets, zusammengestellt werden müssen. Das heißt, für eine Hüftoperation benötigt das OP-Team ganz andere Materialien als bei einer Knieoperation, oder die Entfernung der Gallenblase benötigt ein ganz anderes Sortiment als die einer Darm- oder Gefäßoperation.
Unsere Sterilisations-Technischen-Assistenten müssen ganz präzise, die Instrumente-  und Gerätesets nach ganz speziellen Listen und Verfahrensanweisungen fertigstellen. Auch für Notfalloperationen, muss alles bevorratet sein und parat stehen – und diese Eingriffe können sehr vielfältig sein - über die inneren Organe bis hin zu den Knochen und Blut-Gefäßen!“
erklärt Leone.

Ein OP-Set beinhaltet ca. zwischen 8 und 180 Instrumente zur operativen Versorgung. Für alle nicht vorhersehbaren Eventualitäten ist somit alles mit an Bord und jedes Instrument hat einen festen Platz sowohl im Set als auch auf dem Assistententisch des OP-Saals. Da gibt es ganz klare und strenge Regeln, an welchem Platz etwas zu liegen hat, damit jeder Kollege spontan einspringen und weiter routiniert arbeiten kann. Jeder Handgriff sitzt. Das ist unerlässlich für einen reibungslosen OP-Betrieb und Notfallkrankenhaus.
Nach erfolgter Operation, kommt das benutzte OP-Instrumentarium in den sogenannten Unrein-Bereich der Zentralsterilisation. Von dort aus wird jedes Instrument fachmännisch zerlegt, gereinigt und desinfiziert. Hier kommen die speziellen Reinigungsautomaten zum Einsatz. Die Reinigung und Desinfektion ist ein Zusammenspiel von den drei Komponenten „Chemie, Temperatur, Dauer“.  Nun folgen die weiteren Arbeitsschritte im sogenannten Rein-Bereich. Hier beginnt der erhöhte handwerkliche Teil der Aufbereitung, in dem alle Einzelteile wieder zusammengesetzt und an Ort und Stelle des entsprechenden Sets eingesetzt werden. Erst danach beginnt der eigentliche Akt der Sterilisation in einer der neuesten Dampf-Sterilisatoren-Generation. Bei exakt 134 Grad wird das Instrumentarium sterilisiert. Temperatur, Wasserdampf, Druckverhältnisse werden automatisch vom Sterilisator selbst gesteuert. Alles erfolgt nach strengen Vorgaben und Kontrollen der Aufsichtsbehörden und muss in allen Einzelschritten dokumentiert und stetig überprüft werden. „Denn es gibt ja nichts wichtigeres, als die höchste Sicherheitsstufe im Operationssaal für unsere Patienten“, so Maria Leone.