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01.03.2022 | Johanniter-Krankenhaus Duisburg-Rheinhausen

Darmkrebsmonat März: „Vorsorge bringt dich nicht um - Darmkrebs schon" Viele aufgeschobene Untersuchungen in der Corona-Pandemie

Der März steht zum 21. Mal bundesweit im Zeichen der Darmkrebsprävention. Das diesjährige Motto der Stiftung Lebensblicke, einer Stiftung zur Früherkennung von Darmkrebs, lautet: „Vorsorge bringt dich nicht um - Darmkrebs schon".

Der Blick ins Innere veranschaulicht durch ein begehbares Darmmodell, welches die Johanniter bei ihren zahlreichen Patientenveranstaltungen zur Aufklärungsarbeit der Bevölkerung genutzt haben. Die Darmkrebsvorstufe „Polyp“ wird in der Regel direkt bei der Darmspiegelung abgetragen – und dies ganz schmerzfrei!
Bildquelle: S. Kalkmann

Das Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen ruft deshalb zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen auf – auch und gerade in der Corona-Pandemie.

Als eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen in Deutschland hat das Thema Darmkrebs auch bei den Johannitern einen hohen Stellenwert. „Derzeit erkranken hierzulande etwa 55.000 Menschen jährlich an Darmkrebs und zirka 25.000 sterben daran. Das sah vor einigen Jahren noch ganz anders aus. 2002 betrug die Zahl der Neuerkrankungen noch 71.400 bei 28.900 Todesfällen. Der Rückgang ist maßgeblich der Einführung eines nationalen Krebsplanes mit einer strukturierten Darmkrebsvorsorge zu verdanken. Doch seit der Covid-19 Pandemie steigen die Zahlen der fortgeschrittenen Tumorstadien wieder an“, erklärt Dr. med. Alexander Meyer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie und Koloproktologie und Leiter des Magen-Darm-Zentrums im Johanniter-Krankenhaus Duisburg Rheinhausen. Das Krankenhaus betreut jährlich mehr als 150 Patientinnen und Patienten mit Darmkrebserkrankungen.

Aufgeschobene Vorsorgeuntersuchungen in der Pandemie
„2020 haben wir bereits weniger ambulante Darmspiegelungen – sogenannte Koloskopien – durchgeführt als 2019. Und 2021 sank die Zahl dieser ambulanten Koloskopien gegenüber 2020 noch einmal um rund 20 Prozent. Das kann fatale Folgen haben“, sagt Dr. Meyer. So kann sich die Überlebenschance bei einer Erkrankung bereits innerhalb von 30 bis 40 Tagen verschlechtern.

„Die Corona Pandemie hat viele Menschen von Arztbesuchen abgehalten. Das ging auch zulasten der Vorsorge. Zu Beginn der Pandemie wurden teilweise bis zu 75 Prozent der Vorsorgekoloskopien von den Patientinnen und Patienten aktiv abgesagt. Das ist ein Phänomen, welches nicht nur in Deutschland beobachtet werden konnte. Es gibt beispielsweise eine Studie aus Japan, die belegt, dass während der COVID-19-Pandemie die Zahl der diagnostizierten fortgeschrittenen Krebsstadien um etwa 68 Prozent anstieg, während niedrigere Tumorstadien um etwa ein Drittel zurückgingen“, erklärt Chefarzt Dr. Alexander Meyer des Johanniter-Krankenhauses Duisburg Rheinhausen. Es sei gut möglich, dass sich die Negativeffekte der COVID-19-Pandemie durch aufgeschobene Untersuchungen und zum Teil auch verzögerte Therapien in naher Zukunft noch stärker auswirken werden. Dabei betont Meyer, dass die Angst vor einer Ansteckung kein Grund sein sollte, einen Arztbesuch aufzuschieben: „Etablierte Hygiene- und Sicherheitskonzepte und die zunehmende Immunisierung der Bevölkerung sorgen für ein hohes Maß an Sicherheit. Die Angst vor einer COVID-19-Infektion sollte also niemanden mehr abschrecken.“

Früherkennung und Vorsorge – Je früher desto besser
Darmkrebsexperte Dr. Alexander Meyer appelliert, Vorsorgeuntersuchungen unbedingt wahrzunehmen: „Eine Darmspiegelung ist völlig schmerzlos. Und nichts ist schöner als mit der Gewissheit zu leben, dass alles in Ordnung ist. Wird eine Erkrankung entdeckt, heißt es außerdem ganz klar: je früher desto besser.“ Bei der Früherkennung von Anfangsstadien des Darmkrebses durch die Vorsorgekoloskopie liegt die Überlebensrate bei nahezu 100 Prozent. Wird der Krebs dagegen erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt, in dem sich Lymphknotenmetastasen bilden, sinkt die Lebenserwartung deutlich. „Doch auch hier ist die heutige Medizin sehr gut aufgestellt. Moderne Therapiemethoden ermöglichen präzise und möglichst schonende Behandlungen“, erklärt Dr. Meyer.

Infokasten: Darmkrebsvorsorge in Deutschland
Seit 1. Juli 2019 werden gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren durch ihre jeweilige Krankenkasse zur Teilnahme an der Darmkrebs-Vorsorge schriftlich eingeladen. Weitere Einladungen erfolgen – sofern Versicherte nicht widersprechen – jeweils mit dem Erreichen des Alters von 55, 60 und 65 Jahren. Die Teilnahme am Darmkrebs-Screening ist freiwillig.

  • Frauen und Männer haben ab dem 50. Lebensjahr Anspruch auf einmalige ausführliche Beratung über die Darmkrebs-Vorsorge in der Arztpraxis.
  • Zwischen dem 50. und 54. Lebensjahr besteht der Anspruch auf einen jährlichen Stuhlbluttest (immunologischer Stuhlbluttest iFOBT).
  • Männer können ab dem 50. Lebensjahr eine Früherkennungs-Darmspiegelung (Früherkennungskoloskopie) durchführen lassen, da sie statistisch früher und auch häufiger als Frauen an Darmkrebs erkranken. Die Früherkennungs-Darmspiegelung kann frühestens nach zehn Jahren einmal wiederholt werden. (Somit können sich Männer ab 50 Jahren zwischen einer Darmspiegelung und einem Stuhlbluttest entscheiden).
  • Frauen können ab dem 55. Lebensjahr eine Früherkennungs-Darmspiegelung (Früherkennungskoloskopie) durchführen lassen. Die Früherkennungs-Darmspiegelung kann frühestens nach zehn Jahren einmal wiederholt werden.
  • Solange noch keine Früherkennungskoloskopie in Anspruch genommen wurde, haben Frauen und Männer ab 55 Jahren (alternativ) alle zwei Jahre Anspruch auf einen Stuhlbluttest.
  • Frauen und Männer, die das Koloskopie-Angebot erst ab dem 65. Lebensjahr wahrnehmen, haben Anspruch auf nur eine Früherkennungskoloskopie.