16.09.2024 | Johanniter-Krankenhaus Gronau

Wenn Vergessen zum Alltag wird

Zum Welt-Alzheimertag am 21. September: Tipps zum Umgang mit Betroffenen für Angehörige und Betreuende

Weltweit erkrankt alle drei Sekunden ein Mensch neu an Demenz. Allein in Deutschland leiden laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft derzeit rund 1,8 Millionen Menschen an dieser Krankheit – Tendenz steigend. Die häufigste Form ist die sogenannte Alzheimer-Demenz, auch Alzheimer oder Morbus Alzheimer genannt. Charakteristisch für diese Erkrankung ist der langsam fortschreitende Abbau von Nervenzellen, der die Bewältigung des normalen Alltagslebens zunehmend erschwert.

Das schleichende Vergessen

Zu den häufigsten und bekanntesten Symptomen von Demenzerkrankungen wie Alzheimer zählen zunehmende Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit sowie Störungen des Sprach-, Denk- und Urteilsvermögens. Dies geht meist einher mit Veränderungen der Persönlichkeit. Vor allem für Angehörige ist die Erkrankung oft irritierend. Denn sie entwickelt sich schleichend und beginnt meist mit dem Verlust der Merkfähigkeit sowie des Kurzzeitgedächtnisses. Das führt dazu, dass die Veränderungen zwar auffallen, selten allerdings richtig eingeschätzt werden. Im weiteren Verlauf der Erkrankung bedeutet die Betreuung eines an Demenz erkrankten Angehörigen daher viel Arbeit und ist nicht selten mit körperlichem und emotionalem Stress verbunden.

Auch wenn derzeit keine Möglichkeit auf Heilung besteht, gibt es dennoch eine breite Palette gezielter Therapien, die dazu beitragen, die Lebensqualität Betroffener zu verbessern und Angehörigen den Umgang damit erleichtern. Anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September hier ein paar Tipps, die Angehörigen den Umgang mit Betroffenen erleichtern können.

Orientierungshilfen geben

Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf gehen die Selbstständigkeit im Alltag und die Tagesstrukturierung zunehmend verloren. Ein klarer und sich wiederholender Tagesablauf ist daher für an Alzheimer erkrankte Menschen besonders wichtig. Die Betroffenen nehmen wahr, dass etwas nicht stimmt. Dies führt bereits zu starker Verunsicherung. Jede zusätzliche Veränderung bedeutet weiteren Stress – eine Anpassung an veränderte Umstände ist nahezu unmöglich. Konkret helfen können dabei vor allem etablierte Abläufe und feste Zeiten wie etwa zum Aufstehen, für Mahlzeiten oder Freizeitaktivitäten. Dies schafft einen strukturierenden Rahmen und damit Orientierung. Eine gut lesbare Uhr und ein Kalender, der das jeweilige Datum markiert, dienen als zusätzlicher „Anker“ im Alltag.

Entspannte Atmosphäre schaffen

Die Probleme, die im Zusammenleben mit einem an Demenz Erkrankten auftreten können, unterscheiden sich von Fall zu Fall. Ebenso individuell müssen die entsprechenden Lösungen sein. In diesem Zusammenhang ist vor allem das Wissen spezifischer Charakteristika der Krankheit der Schlüssel zum sicheren Umgang mit Betroffenen. Man muss sich stets vor Augen führen, dass die Krankheit langsam voranschreitet, dass es bessere und schlechtere Momente geben wird. Für Angehörige ist es daher wichtig, die besseren Momente bewusst zu genießen. In kritischen Situationen lautet die oberste Prämisse: Ruhig bleiben, auf den Betroffenen eingehen und ihn dort abholen, wo er sich gerade (psychisch) befindet. Betroffene reagieren häufig sehr sensibel auf die Ausstrahlung und Stimmung Angehöriger und betreuender Personen, weshalb eine entspannte Atmosphäre im alltäglichen Zusammenleben entscheidend sein kann.

Unterstützung suchen, auf Selbstfürsorge achten

Zu pflegen heißt auch auf sich selbst Acht zu geben. Denn nur wer sich selbst und seine Bedürfnisse nicht aus den Augen verliert, kann auch für andere da sein. Die intensive Betreuung von Alzheimererkrankten zerrt auch an den körperlichen und seelischen Ressourcen von Angehörigen. Viele stellen die eigenen Bedürfnisse hinten an und vergessen, sich auch einmal Zeit für sich zu nehmen. Daher ist es wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein. Das betrifft nicht nur das Ende der eigenen Kräfte, sondern auch die Entscheidung, dass der erkrankte Angehörige vielleicht besser in einer Einrichtung aufgehoben wäre. 

Sowohl das Case Management als auch das geriatrische Team des Johanniter-Krankenhaus Gronau (Leine) sind auf die bestmögliche Betreuung dementiell erkrankter Patientinnen und Patienten spezialisiert. Dabei steht nicht nur die individuelle Therapie während des Aufenthalts im Vordergrund, sondern zudem die Organisation und Klärung der sozialen Versorgung im Anschluss. Dafür arbeiten unsere ausgebildeten Mitarbeitenden eng mit den regionalen Pflegeeinrichtungen zusammen.

 

Informationsquellen für pflegende Angehörige:

Beratung und Hilfe im Landkreis Hildesheim https://www.landkreishildesheim.de/Leben-Lernen/Leben_Pflegestützpunkte

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. - www.deutsche-alzheimer.de

Bundesministerium für Gesundheit - www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-pflege.html