Demenzsensibles Krankenhaus
Unsere Vorgeschichte
Unser Krankenhaus hat sich mit der Klinik für Geriatrie bereits seit 2010 auf die Behandlung von älteren Menschen spezialisiert. Kommt im Alter durch chronische, sich gegenseitig beeinflussende Krankheiten eine akute schwere Erkrankung, kann das die Fähigkeit, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen, gefährden. Um dem Wandel mit einer alternden Gesellschaft und der zunehmenden Zahl älterer Patientinnen und Patienten gerecht zu werden haben wir uns 2022 mit einem Alterstraumazentrum auf die Behandlung dieser Bevölkerungsgruppe fokussiert.
Spezialisiert auf Demenz
Zum Ende des Jahres 2021 lebten in Deutschland fast 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. In Niedersachsen betraf das 2021 ca. 170.000 Menschen (Quelle Dt. Alzheimer Gesellschaft). Im Landkreis Hildesheim leben z. Zt. ca. 6.500 Menschen mit Demenz. Bis 2030 wird sich der Anteil voraussichtlich um 30 % erhöhen (Quelle: Landkreis Hildesheim).
Wir stellen uns der Aufgabe, die mit der wachsenden Zahl an Demenz erkrankter Patienten einhergeht. Die Anpassung an die entsprechende Patientengruppe ist komplex, es besteht aber die Notwendigkeit, sich dieser Herausforderung zu stellen. Aus diesem Grunde soll der Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus sukzessive beschritten werden. Neben einer möglichst individuellen Therapie während des Aufenthalts gehören auch die Klärung und Organisation der sozialen Versorgung im Anschluss zu den Kernaufgaben.
Krankenhäuser stehen heute mehr denn je unter dem Druck, wirtschaftlich zu arbeiten und die Prozesse effizient zu steuern. Dazu sind die Abläufe funktionell organisiert. Dementiell Erkrankte können sich aber der Funktionalität kaum anpassen. Trotzdem sind sie im zunehmenden Maße Kunden der Krankenhäuser. Es gilt also nun, die Strukturen und Prozesse des Krankenhauses an diese wachsende Klientel zu adaptieren.
Die Zertifizierung zum Demenzsensiblen Krankenhaus
Für eine gute Versorgung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht, sind eine umfassende Teamarbeit und eine engmaschige Kommunikation innerhalb aller Professionen unabdingbar. Voraussetzungen sind dazu Schulungen aller Mitarbeitenden und die Qualifikation ausgewählter Führungskräfte.
2023 haben wir mit der Silviahemmet Stiftung in Stockholm Kontakt aufgenommen mit dem Ziel, unsere Klinik zertifizieren zu lassen. Im Juni 2024 wurde uns von Vertretern der Silviahemmet Stiftung das Zertifikat überreicht.
Das Konzept der Silviahemmet Stiftung
Ziel der Zertifizierung ist die Verankerung einer ganzheitlichen Perspektive in der Versorgung und Pflege demenziell erkrankter Personen nach der Silviahemmet Philosophie sowie die Etablierung von fortlaufenden Weiterbildungen und regelmäßigen Reflexionen.
Die Silviahemmet-Philosophie ist ein personenzentrierter Ansatz, der auf vier Säulen ruht: Symptomkontrolle, Unterstützung der Familie/Angehörigen, Teamarbeit und Kommunikation. Personenzentrierte Versorgung bedeutet, dass die Fähigkeiten, Ressourcen, die Selbstbestimmung und die Teilhabe der Person im Mittelpunkt stehen.
Der Ablauf gliedert sich in fortlaufende Schritte:
• Schritt 1: Alle Mitarbeitenden der Einrichtung nehmen an einer dreitägigen Basisschulung zum Thema Demenz ausgehend von der Silviahemmet Philosophie teil. Die Schulungen finden grundsätzlich Berufsgruppenübergreifend statt.
→ Über 90 % unser Mitarbeitenden sind geschult
Nachschulungen für neue Mitarbeitende werden organisiert.
• Schritt 2: Alle Leitungskräfte erhalten eine Weiterbildung mit dem Schwerpunkt „Anleitung zur Teamarbeit“.
→ Unsere Führungskräfte sind geschult und in die Organisation von Umsetzungen eingebunden
• Schritt 3: An der Reflexionsleiter-Ausbildung nehmen ausgewählte Mitarbeitende teil, in deren Bereichen Demenzkranke versorgt und begleitet werden.
→ Unsere Reflexionsleiter sind qualifiziert und organisieren und leiten Reflexionsgruppen
• Schritt 4: Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildungen besteht die eigentliche Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin, das erworbene Wissen in der Praxis umzusetzen.
→ Die Umsetzung in die Praxis betrifft alle Bereiche: von der Anschaffung bestimmter Materialien (Bsp.: farbige Trinkbecher, gut erkennbare Uhren, verständliche Kalender usw.) über Orientierungshilfen (Bsp.: Neuausschilderung der Zimmer und Sanitärräume usw.) bis zur Unterstützung im „Klinikablauf“ (Bsp.: Einstellung von Alltagsbegleiterinnen, Neu-Organisation von Abläufen usw.). Die Anpassung an Demenzerkrankte Patienten und Patientinnen ist ein fortlaufender Prozess, der sich in der Zukunft mit der Beteiligung der Mitarbeitenden weiterentwickelt.
Was hat sich geändert?
Wir haben Mitarbeitende befragt: was hat sich geändert mit den berufsgruppenübergreifenden Schulungen?