Kniescheibenverrenkung (Patellaluxation)

Kniescheibenverrenkung

Die Patellaluxation ist mit sechs Ereignissen auf 100.000 Einwohner keine seltene Verletzung des Kniegelenks. Die Kniescheibenverrenkung tritt häufig auf dem Boden einer weichteiligen oder knöchernen Pathologie (Erkrankung/Veränderung) auf. Nach der Verrenkung muss zügig entschieden werden, ob eine konservative oder operative Therapie erforderlich ist. Das Vorgehen bei der Erstverrenkung wird immer noch kontrovers diskutiert. Im Verlauf gilt es erneute Verrenkungen zu vermeiden, da sonst funktionelle Einschränkungen und Knorpelschäden am Knie resultieren können.

Abriss des MPFL und Trochleadysplasie

Bei der operativen Therapie muss die Pathologie beseitigt werden, um den stabilen Lauf der Kniescheibe auch in Zukunft zu gewähren. Hierfür steht eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung, die gezielt eingesetzt werden müssen. Dazu gehören die Naht des MPFL (mediales patellofemorales Ligament), die Plastik des MPFL, Achskorrekturen, Neuformung der Gleitrinne (Trochleaplastik) und die Veränderung des Kniescheibensehnenansatzes (Versatz der Tuberositas tibiae).

Das richtige Verfahren finden

Entscheidungsbaum für die Wahl des richtigen Behandlungsverfahrens

Welches Verfahren – konservativ oder operativ - gewählt wird, hängt von der Anamnese, dem Unfallmechanismus, der klinischen Untersuchung und der Bildgebung ab. Liegt eine Erstluxation vor und zeigen sich in der klinischen und radiologischen Untersuchung keine Hinweise für eine Instabilität der Kniescheibe, kann auch ein Versuch der Therapie ohne Operation erfolgen. Aber auch hierbei ist ein genaues Nachbehandlungskonzept einzuhalten. Wie nach Operationen ist auch hier die Behandlung in der Orthese und ein präzises Physiotherapiekonzept vorgesehen.

MPFL (mediales patellofemorales Ligament)

Darstellung einer MPFL Plastik bei zentrierter Kniescheibe

Bei den operativen Eingriffen steht das sog. MPFL (mediales patellofemorales Ligament) im Zentrum der Behandlung, denn es ist der Hauptstabilisator der Patella (Kniescheibe) in strecknahen Beugegraden und arbeitet gegen einen Großteil der nach außen wirkenden Kräfte. Dieses Band ist in etwa 90% nach einer Patellaluxation zerrissen. Es wird bei der Operation durch eine körpereigene Sehne (Gracilis- oder Quadricepssehne), welche im Verlauf des MPFL gespannt wird, ersetzt. Sollten noch weitere, die Instabilität begünstigende Faktoren vorliegen, werden auch diese in die Therapie mit einbezogen. So kann es erforderlich sein, eine neue Gleitrinne im Oberschenkelknochen für die Kniescheibe zu schaffen, um eine knöcherne Stabilität zu erreichen. 

Knöcherne Korrektur: Achse und Tuberositas