Begleiter auf dem letzten Lebensweg
Zum Welthospiztag am 12. Oktober
Es ist ein Thema, mit dem sich die meisten möglichst lange nicht auseinandersetzen möchten: die Vergänglichkeit des Lebens. Anders sieht es bei Paula und Soufiane aus. Die beiden sind angehende Pflegefachleute im zweiten Ausbildungsjahr. Den damit verbundenen verpflichtenden Außeneinsatz von insgesamt 500 Stunden absolvieren sie im Hospiz am Waldkrankenhaus – eine Erfahrung, die bereits jetzt Spuren hinterlässt. Denn beide sind sich sicher: nach ihrer Ausbildung möchten sie als examinierte Pflegefachkräfte in einem Hospiz arbeiten.
Was es bedeutet, zu pflegen
Schwerstkranke und sterbende Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten, ihnen Wünsche erfüllen, sie unterstützen und vor allem ein offenes Ohr für sie und ihre Angehörigen haben – im Hospiz am Waldkrankenhaus erleben Paula und Soufiane einen völlig anderen Arbeitsalltag als sie ihn aus dem Krankenhaus- bzw. Klinikumfeld kennen: „Anders als ich es mir am Anfang vorgestellt habe, herrscht hier im Hospiz eine positive und familiäre Atmosphäre. Im Mittelpunkt stehen die Gäste, sodass man sich für die Pflege – vor allem im Vergleich zum Krankenhaus – ganz besonders viel Zeit nimmt. Hier habe ich erst so richtig gelernt, was es bedeutet zu pflegen“, erklärt die 29-jährige Paula, die ihre Ausbildung am St. Marien Hospital in Bonn absolviert. Das bestätigt auch Soufiane. Der 31-Jährige stammt gebürtig aus Marokko und betreut in seiner Ausbildung in der LVR-Klinik Bonn normalerweise vorrangig Patientinnen und Patienten im Fachbereich Psychiatrie und Neurologie. „Meine Arbeit hier hat mir gezeigt, dass Hospizarbeit deutlich mehr bedeutet als Tod und der Umgang mit Sterbenden, nämlich: eine sinnvolle Tätigkeit, die einem im Gegenzug auch viel zurückgibt. Ich genieße vor allem die Ruhe und dass ich mir für jeden Gast individuell Zeit nehmen kann. Hier macht man einfach alles mit Liebe.“
Kleine Dinge mit großer Bedeutung
Dennoch gibt es immer auch Situationen, die die beiden angehenden Pflegefachleute beschäftigen. Das sei vor allem bei sehr jungen Gästen, die teilweise selbst noch kleine Kinder haben, der Fall. Aber auch hier überwiegen vor allem die positiven Aspekte: „Natürlich denke ich über das Schicksal unserer Gäste nach, jedoch macht es mich nicht traurig. Vielmehr ist es ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich durch meine Arbeit letzte Wünsche erfüllen kann. Das können schon ganz kleine Dinge sein, wie z. B. Erdbeeren oder Sauerkraut und Kartoffelpüree, die liebgewonnene Erinnerungen an früher wecken und den Gästen plötzlich wieder Freude am Essen bereiten. Ich habe vor allem gelernt, Dinge nicht immer als selbstverständlich anzunehmen und alles mehr wertzuschätzen“, so Paula.
Um das Erlebte und vor allem auch den Abschied von Gästen zu verarbeiten, gibt es im Hospiz besondere Rituale: „Jede bzw. jeder Verstorbene wird individuell verabschiedet. Dafür kommen alle zusammen, es wird ein Lied gespielt, das an den Gast erinnert, und eine Kerze angezündet“, beschreibt Soufiane die Momente, die ihn in den vergangenen Wochen emotional besonders bewegt haben.
Weitere Information über das Hospiz am Waldkrankenhaus Bonn unter: www.johanniter.de/johanniter-kliniken/johanniter-kliniken-bonn/medizin-pflege/pflege/johanniter-hospiz-am-waldkrankenhaus/