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Phoniatrie & Pädaudiologie

Seit Oktober 2023 wurde das Fachgebiet Phoniatrie & Pädaudiologie als neue Sektion in die Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen / Kopf- und Hals-Chirurgie des Johanniter Waldkrankenhaus integriert. Zum Aufgabenspektrum gehören die Diagnostik und Behandlung von Störungen der Stimme, der Sprache, des Sprechens, des Schluckens sowie kindlicher Hörstörungen. Aus diesem Grund wird die Phoniatrie & Pädaudiologie häufig auch als Kommunikationsmedizin bezeichnet, in der im weitesten Sinne die Kommunikation betreffende funktionelle und organische Störungsbilder behandelt werden.

Was versteckt sich hinter dem Begriff?

Der Begriff Phoniatrie leitet sich aus dem Altgriechischen von phonos (Stimme) und iatreia (Heilung, ärztliche Behandlung) ab, während sich der Begriff Pädaudiologie ebenfalls aus dem Altgriechischen von pais, (Genitiv paidos – s. auch Pädiater = Kinderarzt) und dem lateinischen Begriff audire (hören) herleiten lässt. Zwischenzeitlich wurde die Bezeichnung in Facharzt für Stimm-, Sprach- und kindliche Hörstörungen umgetauft, aufgrund der recht umständlichen Begriffslänge 2018 jedoch offiziell wieder auf die ursprüngliche Bezeichnung zurückgesetzt.

Diagnostik und Behandlung

Zur optimalen individuellen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten stehen in der phoniatrisch-pädaudiologischen Sektionder HNO-Abteilung im Johanniter Waldkrankenhaus modernste Diagnostik- und Behandlungsmethoden unter Einbeziehung hochspezialisierter Technik zur Verfügung.

Unser Leistungsspektrum der phoniatrischen Stimmdiagnostik und -Therapie umfasst:

  • Videoendoskopisch kontrollierte Untersuchungstechniken mit starren 70°- und 90°-Lupenlaryngoskopen und flexiblen Tip-Chip-Endoskopen (jeweils spezielle flexible Endoskope mit unterschiedlichen Durchmessern für die Kinder- und Erwachsenen-Diagnostik)
  • Phonochirurgische Operationen in Lokalanästhesie (z.B. Stimmlippenaugmentationen)
  • Computergestützte Elektroglottographie-, Stimmfeld- und Spektralanalyse-Messungen
  • FEES-Diagnostik (bei Schluckstörungen)
  • Logopädisches Stimm- und Schlucktraining

und in der pädaudiologischen Diagnostik:

  • Diverse pädaudiologische Untersuchungsverfahren am Mainzer Kindertisch
  • TEOAE-, DPOAE-, AABR-Messungen beim Hörscreening
  • Verschiedene BERA-Messverfahren (im Spontanschlaf aber auch in Narkose)
  • Hörgeräteanpassungen
  • Logopädische Sprach-, Sprech- und Hörwahrnehmungsdiagnostik

Unser interdisziplinäres Team besteht momentan aus einem erfahrenen Doppelfacharzt für HNO-Heilkunde und Phoniatrie & Pädaudiologie, der zudem zuvor >18 Jahre lang als Lehrstuhlinhaber für dieses Fachgebiet an der Universität Bonn tätig war, sowie aus HNO-Ärzten, einer Logopädin, mehreren Audiometrie-Assistentinnen sowie MTAs. Wir arbeiten dabei stets interdisziplinär, um gemeinsam die bestmögliche medizinische Betreuung unserer Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.

Im Johanniter Waldkrankenhaus besteht zudem eine enge Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Nachbardisziplinen wie beispielsweise der Inneren Medizin, verschiedenen spezialisierten chirurgischen Abteilungen, der Geburtshilfe, der Geriatrie, der Radiologie sowie der Neurologischen Rehabilitationsklinik Godeshöhe. Hierzu kommen Kooperationen mit Fachbereichen außerhalb unserer Klinik wie der Pädagogik, der Pädakustik (Hörgeräteversorgung bei Kindern), Sprachheilpädagogik (z.B. Schwerhörigenschulen) sowie dem Theater Bonn und verschiedenen Privattheatern bezüglich der stimmlichen Betreuung von Schauspieler*innen und Opernsänger*innen.

Diagnostiziert und behandelt werden in der Phoniatrie & Pädaudiologie sowohl Erwachsene als auch Kinder bereits ab dem Neugeborenen-Alter. Dazu kommen – wie bereits oben beschrieben – eine Vielzahl apparativer technischer Hilfsmöglichkeiten zum Einsatz.

In der pädaudiologischen Hördiagnostik bei Babys und Kindern führen wir sämtliche Methoden zur subjektiven und objektiven Hörprüfung bei Kindern durch. Ein Schwerpunkt unseres Leistungsspektrums liegt somit in der Erkennung sowie der entsprechenden Behandlung kindlicher Schwerhörigkeit. Hierzu gehören:

  • Verschiedene subjektive Audiometrie-Verfahren (Reinton- und Sprachaudiometrie, dichotische Hörtestverfahren etc.) am Mainzer Kindertisch
  • Tympanometrie zur Überprüfung der Mittelohrbelüftung
  • binokularmikroskopische Untersuchungen
  • unterschiedliche BERA-Verfahren (durchgeführt im Spontanschlaf oder in Vollnarkose) zur objektiven (und teils frequenzspezifischen) Feststellung der Hörschwelle
  • Objektive Hörtestverfahren im Rahmen des Neugeborenen-Hörscreenings und der Konfirmationsdiagnostik bei auffällig getesteten Säuglingen mittels automatisierter BERA-Untersuchungen (AABR) und zusätzlicher OAE-Messungen (TEOAE und DPOAE)
  • Hörgeräte-Versorgung und -Nachbehandlung bei Kindern aller Altersklassen
  • Indikationsstellung vor einer Cochlea-Implantation (CI) – im Idealfall bei connatal hochgradig schwerhörigen Kindern bereits vor dem ersten Geburtstag sowie postoperative Weiterbetreuung

Zur bestmöglichen individuellen Betreuung besteht eine enge Kooperation mit der Geburtsklinik des Johanniter Krankenhauses Bonn, des Neugeborenen-Screening-Zentrums in Köln, der Abteilung für Humangenetik von Bioscientia in Ingelheim und verschiedener Uniklinika.

Neben dem Einsatz der beschriebenen High-Tech-Verfahren umfasst unser Leistungsspektrum zudem eine manuelle und nicht-apparative phoniatrische Diagnostik und Therapie. Auch bereits mittels der auditiven Stimmbeurteilung lässt sich dabei bereits eine Vielzahl von Verdachtsdiagnosen stellen. Ein besonderer therapeutischer Schwerpunkt unserer neuen Sektion liegt im sogenannten `Holen der Stimme´ bei psychogenen Aphonien – sprich die manuelle Heilung einer psychisch bedingten Stimmlosigkeit.

Ergänzt wird die hochspezialisierte Diagnostik durch ein breites Spektrum verschiedenster Eingriffe im Bereich der Phonochirurgie. Diese wird bei uns mit Blick auf das individuelle Krankheitsbild sowohl lupenlaryngoskopisch-kontrolliert in Lokalanästhesie (ohne zusätzliche sedierende Maßnahmen = Fahrtauglichkeit auch direkt nach dem Eingriff) als auch im Rahmen einer starren Mikrolaryngoskopie in Vollnarkose durchgeführt. Zu den speziellen Schwerpunkten zählen:

  • Mikrochirurgie des Kehlkopfs
  • Stimmverbesserende phonochirurgische Eingriffe – wie Stimmlippenpolyp-Abtragungen und Stimmlippenaugmentationen mit unterschiedlichen Füllsubstanzen (z.B. Hyaluronsäure, Calciumhydroxyappatit, Silicon-Lösungen etc.)
  • Transcutane intralaryngeale Botulinumtoxin-Injektionen