Welt MS Tag
Zum 15. Mal wird die Aufmerksamkeit heute auf Multiple Sklerose (MS) gelenkt, eine entzündliche Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks. Jährlich wird bei mehr als 15.000 Menschen MS neu diagnostiziert, Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männ
Die Ursache der MS ist noch nicht geklärt. Vermutlich müssen mehrere Bedingungen zusammentreffen, um die MS zu verursachen (multifaktorielle Entstehung). Das Abwehrsystem des Körpers spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die Symptome sind vielfältig. Zu Beginn der MS-Erkrankung treten häufig Lähmungen und Sehstörungen auf (Optikusneuritis). Daneben kommen oft Gefühlsstörungen, Blasenstörungen, Unsicherheit beim Gehen oder beim Greifen, Doppelbilder und "verwaschenes" Sprechen vor. Im Verlauf sind die Lähmungserscheinungen häufig mit einem Steifigkeitsgefühl verbunden (Spastik).
Einige Beschwerden sind nicht gut fassbar oder sichtbar. Dazu gehören eine abnorme Erschöpfbarkeit (Fatigue), Einschränkungen der Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Konzentration, depressive Verstimmungen, Schmerzen, Schwindel sowie sexuelle Funktionsstörungen. Besonders diese Symptome der MS können Erkrankte im Alltag in ihrer Eigenständigkeit und Lebensqualität stark einschränken.
Es gibt keinen spezifischen Test auf MS. Die Diagnose beruht auf verschiedenen Mosaiksteinchen aus: Krankheitsgeschichte, neurologischer Untersuchung, evozierten Potentialen, Lumbalpunktion und Magnetresonanztomographie des Gehirns und des Rückenmarkes (MRT, Kernspin).
Die Multiple Sklerose ist bis heute nicht ursächlich heilbar. Die Behandlung besteht aus den 3 Schwerpunkten:
- akute Schubtherapie
- verlaufsmodifizierende Therapie
- symptomatische Therapie
Die symptombezogene Therapie besteht auch aus vielen und unverzichtbaren nicht-medikamentösen Maßnahmen. Hierzu gehören: Ambulante Heil- und Hilfsmittel, Reha- und Funktionssport, Selbsthilfe und Neurorehabilitation. Ziel ist die Linderung der Krankheitssymptome, die Vermeidung und Behandlung von Sekundärkomplikationen, Sicherung der Selbstständigkeit im alltäglichen Leben und Erhalt der sozialen und beruflichen Teilhabe. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass mittels multimodaler Rehabilitation die Lebensqualität von MS-Patienten verbessert werden kann.
Die Johanniter-Klinik am Rombergpark bietet diese multimodale Rehabilitation im ambulanten oder stationären Setting. Die Stärke der Rehabilitation ist das interdisziplinäre Team. Hierzu gehören:
- Ärztliche Behandlung
- Aktivierende therapeutische Pflege
- Physiotherapie
- Physikalische Therapie
- Ergotherapie
- Psychologische Betreuung
- Neuropsychologie
- Logopädie
- Sport- und Bewegungstherapie
- Sozialberatung und
- Ernährungsberatung
Initial erfolgt eine Analyse der Funktionsbeeinträchtigungen und Kontextfaktoren anhand des biopsychosozialen Modells der ICF. Besondere Aspekte sind Mobilität, Kognition, physische und psycho-mentale Belastbarkeit, Eigenaktivität, Krankheitskenntnisse und -verarbeitung, Partnerschaft, Berufstätigkeit und Nachsorge.
Die Verordnung von Hilfsmitteln erfolgt ärztlich, die Indikationsstellung, Auswahl, Gebrauchsschulung und Reevaluation interdisziplinär gemeinsam mit dem Betroffenen und Angehörigen.
Trotz mäßiger Behinderung sind 30% der MS Patienten vorzeitig berentet. Bei den Erwerbstätigen erfolgt deshalb eine Analyse der beruflichen Situation mit ärztlicher, sozialmedizinischer Leistungsbeurteilung. Ziel ist, geeignete Leistungen zu ermitteln, um die Erwerbsfähigkeit zu erhalten. Es können Weichen gestellt werden zur Anpassung des Arbeitsplatzes oder zur Inanspruchnahme von Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Denn Beschäftigung hat einen signifikanten Einfluss auf Stimmung und Lebensqualität. Beschäftigte mit MS haben einen besseren Umgang mit der Erkrankung und mit Stress. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines frühzeitigen Einsatzes von geeigneten Maßnahmen wie ambulante Heilmittel und Neurorehabilitation.
Die Johanniter-Klinik am Rombergpark bietet hierzu auch Nachsorge Programme wie IRENA, TRENA oder telemedizinische Rehabilitation (Caspar APP) an.
In der Physiotherapie werden Gangstörungen, Paresen, Spastik, Ataxie, Kontrakturen, motorische Fatigue und Schmerzen behandelt. Ziel ist es die Mobilität zu verbessern und zu erhalten. Untersucht werden Muskeltonus, Gelenkbeweglichkeit, Rumpfstabilität, Koordination, Bewegungsübergänge, Stehen und Gehen. Zum Einsatz kommen aktive Techniken, wie Balancetraining, Gehtraining auf dem Boden, Laufband- und Roboter-assistiertes Gehtraining, Krafttraining, Behandlungstechniken auf neurophysiologischer Basis und passive Techniken (Weichteil-, Gelenk- und Muskelmobilisation, physikalische Therapie). Die Therapie beinhaltet auch die Erstellung eines Eigenübungsprogramms und Impulse für die Verordnung von Hilfsmitteln, wie Gehhilfen, Orthesen, funktionelle Elektrostimulation.
Behandlungsschwerpunkte der Ergotherapie sind Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens, im häuslichen, sozialen und beruflichen Umfeld. Besonderes Augenmerk gilt der Armfunktion und Feinmotorik, der Sinnes – und Körperwahrnehmung sowie der Hirnleistung. Ziel ist die Selbstständigkeit zu fördern, geeignete Kompensationsstrategien und Hilfsmittel, wie Lagerungsschienen, Orthesen und Alltagshilfen zu identifizierenden und den Gebrauch zu schulen. Zum Einsatz kommen auch moderne Therapien wie virtuelle Realität und roboter-assistiertes Training.
Schwerpunkte in der Logopädie sind die Behandlung von Sprech- und Schluckstörungen. Es wird die Sprechatmung, Stimme, Artikulation und Prosodie beurteilt und therapiert. Die Häufigkeit der Schluckstörung steigt mit dem Behinderungsgrad und zunehmender Krankheitsdauer. Auf Grundlage der Diagnostik werden die Ernährungsform und Schlucktechniken festgelegt. Restituierende Verfahren finden Anwendung in der Remissionsphase eines MS-Schubes. Kompensatorische Verfahren sollen den Schluckvorgang durch Haltungsänderung oder spezielle Schlucktechniken verbessern. Adaptierende Verfahren umfassen Trink- und Esshilfen, diätische Maßnahmen und eine Anpassung der Nahrungskonsistenz.