Reformationstag am 31. Oktober
„Müssen muss man nichts ….“ Geistliche Worte zum Reformationstag
Geistliche Worte zum Reformationstag
Christine Bormann, Seelsorgerin am Johanniter-Krankenhaus in Gronau, legt für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten der Johanniter-Kliniken die Bedeutung des Reformationstages am 31. Oktober aus:
„Müssen muss man nichts“, singen die Prinzen. Und ich stelle mir gern vor, wie Martin Luther in diese Liedzeile eingestimmt und sie mitgesungen hätte: „Müssen muss man nichts!“ Jahrelang hatte sich Luther genau mit dieser Frage herumgeschlagen: Was muss ich tun, damit Gott mir gnädig ist?
Priester werden? Unaufhörlich beten? Gute Werke tun? In ein Kloster eintreten? Fasten? All das tat Luther – und kam immer wieder an den Punkt, an dem er feststellte: Es reicht nicht! Ich reiche nicht! „Ungenügend“ lautete deshalb sein Urteil über sich selbst und es führte ihn in tiefe Verzweiflung.
Bis er eines Tages im Römerbrief in der Bibel las und es ihm wie Schuppen von den Augen fiel: ... Nur auf den vertrauenden Glauben kommt es an, …*(1). Luther erkannte: Es geht nicht darum, was ich tue. Nicht ich mache es Gott recht, er macht mich (ge-)recht.
„Müssen muss ich gar nichts!“, singe ich deshalb zum Reformationstag. Aber dürfen darf ich! – OIb wirklich „alles“, wie es die Prinzen singen? Da bin ich mir nicht so sicher. Aber vieles andere darf ich tun – oder lassen: mich um Patientinnen und Patienten kümmern oder in den Urlaub fahren, fasten oder feiern, in den Gottesdienst gehen oder ausschlafen, Pastorin werden oder Managerin, für einen guten Zweck spenden oder ein neues Kleid kaufen. Grundlage bei allem ist ein vertrauender Glaube, der mein Handeln bestimmt. Damit bin ich Gott recht!
Und das feiern wir – am Reformationstag!
*(1): Gute Nachricht, Röm. 1,17
Christine Bormann, Seelsorgerin am Johanniter-Krankenhaus Gronau