Fachtherapien & Erlebnispädagogik

Die Fachtherapien bilden mit den nachfolgend aufgeführten Fachbereichen sowohl im stationären, teilstationären als auch ambulanten Bereich in Neuwied eine wichtige Säule innerhalb unseres ganzheitlichen therapeutischen Angebots für die Kinder und Jugendlichen. Jede dieser Therapien fördert die Selbstwahrnehmung und die Ausdrucksfähigkeit der Patienten, was wiederum zur Verbesserung der Lebensbewältigung führen kann. Es steht ein großes Repertoire an Therapiemedien und -mitteln zur Verfügung, um sensomotorische, emotionale, soziale und neurophysiologische Ressourcen der Kinder und Jugendlichen zu aktivieren und zu stärken. Dieses erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den fallführenden Ärzten und Psychologen, dem Pflege- und Erziehungsdienst sowie dem Sozialdienst.

Für jeden Patienten werden individuell in einem persönlichen Therapieplan die jeweiligen Fachtherapien als Einzel- oder Gruppenangebot kombiniert.

Unsere Leistungen

Erlebnispädagogik
Ergotherapie
Integrative Spieltherapie
Integrative Musiktherapie
Integrative Kunsttherapie
Heilpädagogische Werktherapie

Unsere Fachtherapien im Überblick

Welche Ziele verfolgen die verschiedenen Therapien und für welche Patienten sind sie besonders geeignet? Wir haben die wichtigsten Aspekte zusammengefasst:

Die Erlebnispädagogik erschließt sowohl gehemmten wie auch impulsiven Kindern und Jugendlichen neue Selbsterfahrungsquellen und wichtige Grenzerfahrungen ihrer körperlichen und seelisch-geistigen Leistungsfähigkeit. Bewegungs- und Abenteuerdrang werden in soziale Aktivitäten eingebunden und sinnvoll umgesetzt. Anlässe zum Praktizieren von Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme ergeben sich dabei von selbst.
Ergotherapie verfolgt durch spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung das Ziel, Menschen zu mehr Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftlicher Teilhabe und erhöhter Lebensqualität zu verhelfen. Zu den Aufgaben der Ergotherapie gehört nach einer Befundung die Identifizierung der Betätigungsprobleme des Kindes im Alltag. Anschließend werden Behandlungsziele festgelegt und ein individueller Therapieplan ausgearbeitet.

Mögliche Ziele während der Therapie sind die Förderung von psychischer Stabilität, der sozioemotionalen Kompetenz und Interaktionsfähigkeit, kognitiver Funktionen (Aufmerksamkeit, Konzentration und Merkfähigkeit) sowie körperlicher Fähigkeiten. Die vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten und Methoden umfassen sowohl Einzel- als auch Gruppenangebote, wie zum Beispiel Soziales Kompetenztraining, Tiergestützte Therapie, Konzentrationstraining, Training der Motorik und gestalterische/handwerkliche Methoden.
Das Spiel ist eine fundamentale menschliche Verhaltens- und Ausdrucksform, in der der Mensch kreativ tätig ist, sich dabei entfaltet und entwickelt. Im Spiel setzt das Kind in Szene, wie es sein alltägliches Leben kennt. Dies ist gleichermaßen diagnostisch und therapeutisch bedeutsam. Diagnostisch, weil das Kind sich in seinen Lebensszenen (Lebensumfeld, familiäre und soziale Beziehungen, Rollen, Verhaltensmuster) zeigt: Fähigkeiten und Bewältigungsstrategien, aber auch Defizite, Konflikte, Traumata, Störungen und Entwicklungsverzögerungen können deutlich werden.

Therapeutisch, weil das Kind im Spiel Lebenssituationen (frühere, aktuelle) ausdrücken und sich so mitteilen kann. Es können erlebte Erfahrungen verarbeitet, integriert und neue Erfahrungen gemacht werden. Dabei können emotionales und soziales Nachnähren stattfinden, Realitätsverständnis und -bewältigung erweitert und Konflikte gelöst werden. Das Kind kann in verschiedene Rollen schlüpfen, sie erproben und üben (Probehandeln) und so sein Rollenrepertoire erweitern (Rollenlernen). Die zugewandte, wertschätzende, Struktur und Orientierung gebende therapeutische Beziehung unterstützt das Kind in seinem Prozess, ermöglicht Vertrauens- und Bewusstseinsbildung sowie wachsende Lebensbewältigung und Lebensfreude.
In der integrativen Kunsttherapie können sowohl durch die intermediale Arbeit mit kreativen Medien (Farben, Ton, Spiel, Musik, Bewegung, Sprache) als auch in der freien oder angeleiteten Imagination in besonderem Maße neben verbalen auch non-verbale, nicht sagbare und unbewusste Botschaften, Erinnerungen und Erfahrungen erschlossen werden. Dabei können die innewohnenden, heilenden Potentiale dieser Medien genutzt werden und zur Wirkung kommen.

So werden mit der Entfaltung des eigenen Ausdrucks und der kreativen Fähigkeiten folgende Entwicklungen möglich: Wachstum des Vertrauens in sich selbst, in andere und die Welt, emotionales Nachnähren, Aufarbeitung von schädigenden Erfahrungen (Defizite, Konflikte, Traumata, Störungen), soziales Lernen, Entwicklung von Ich-Stärke, Identität und Lebensfreude. Lebensbewältigungsstrategien können mit den Kindern und Jugendlichen im gemeinsamen Tun entwickelt und geübt werden. Die kreativen Medien werden in ihren speziellen Wirkweisen indikationsspezifisch eingesetzt.
Integrative Musiktherapie ist eine ganzheitliche, kreativitäts-, ausdrucks- und beziehungsorientierte Methode, die zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit eingesetzt wird. Das Potenzial der Musik ermöglicht den Kindern und Jugendlichen einen nonverbalen Zugang zu unbewusstem Erleben, verdrängten Gefühlen, inneren Ressourcen sowie kreativen Entfaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten.

Durch das Erleben von Resonanzerfahrungen, emotionalem Nachnähren, wechselseitigen Interaktionen, Hören und Gehörtwerden, Verstanden- und Berührtwerden wird die Entwicklung der Persönlichkeit (Ich und Identität) gefördert und gestärkt. Die Erfahrungen können auf die individuellen Lebenssituationen übertragen und neue Bewältigungsstrategien entwickelt werden. Im Rahmen der Einzel- oder Gruppentherapie kommen vielfältige musiktherapeutische Techniken der aktiven und rezeptiven Musiktherapie zum Einsatz, zum Beispiel Musizieren, Improvisieren, Musik hören, Malen zur Musik, musikimaginative Verfahren, musikgeleitete Entspannung, Klangmassagen. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!
Eine spezielle kinder- und jugendpsychiatrische Behandlungsform stellt das schöpferische Arbeiten dar. Der Werkstoff Holz ist ein oft bevorzugtes Material der Kinder und Jugendlichen. Er kann sowohl konstruktiv als auch plastisch genutzt werden. Im Hantieren mit Holz oder multiplen anderen Werkstoffen erleben sie ihre motorischen, kreativen, konstruktiven, sozialen, aggressiven und gehemmten Haltungen und Fähigkeiten.

Der Heilpädagoge hilft durch Motivation, Anregung, Strukturierung und Reflektion in der Therapiestunde den Kindern und Jugendlichen ihre Psychodynamik besser zu verstehen beziehungsweise zu integrieren. Im Vordergrund stehen daher die Mädchen und Jungen mit ihren erlebten Emotionen, Gefühlen, Fertigkeiten und Fähigkeiten und nicht ein zu erstellendes Produkt.