Die bipolare Störung, früher bekannt als manisch-depressive Erkrankung, gehört zur Gruppe der Gefühlsstörungen (affektive Störungen). Phasen der Depression und der Manie (oder eine weniger schwere Form der Manie, genannt Hypomanie) wechseln sich ab. Zwischen den sehr unterschiedlich langen Phasen treten gesunde Phasen auf. In der Manie fühlen die Betroffenen sich voller Energie mit gehobener, manchmal gereizter Stimmungslage, die in keinem Verhältnis zu einem vorausgegangenen positiven Ereignis steht. Die Folgen der übertrieben wirkenden Verhaltensweisen sind in dem Moment für die Betroffenen nicht absehbar. So können unkontrollierte Geldausgaben sowie Beziehungswechsel und Umtriebigkeit auftreten. Wenn nach einer depressiven Episode eine Phase mit leicht gehobener Stimmungs- und Aktivitätslage gesehen wird, spricht man von einer Hypomanie oder Bipolar-II-Störung. Manchmal treten gemischt-manisch-depressive Phasen auf. In diesen Episoden sowie in den Übergängen der Phasen sind suizidale Entwicklungen zu beachten.
Die Diagnose wird anhand der Symptommuster und des typischen Verlaufs diagnostiziert. Familiäre Häufungen sind zu beobachten. Körperliche Erkrankung sowie Medikamenteneffekte sind auszuschließen.
Bei Kindern unter 11 Jahren ist die Diagnosestellung mit großen Unsicherheiten verbunden. Bei Jugendlichen ist das Erscheinungsbild ähnlich wie bei den Erwachsenen, kann zunächst jedoch als Störung des Sozialverhaltens oder als Persönlichkeitsstörung, Angststörung oder anderes in Erscheinung treten. Eine depressive Phase mit Erschöpfungssyndrom, Fatique, Antriebsmangel, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Denkhemmung, Freudlosigkeit, Traurigkeit, rückzügigem Verhalten, Schlafstörungen, Todessehnsüchten sowie psychosomatischen Beschwerden kann als erste Symptomatik auftreten.
Als wirksame Therapien haben sich medikamentöse Behandlungen mit Lithium sowie in der Behandlung der Manie Neuroleptika wie Aripiprazol als wirksam gezeigt. Bei Erwachsenen werden zur Stimmungsstabilisierung bestimmte Antiepileptika erfolgreich eingesetzt. Eine psychotherapeutische Begleitung der Betroffenen und der Familien mit Psychoedukation kann helfen, die Folgen der Erkrankung zu mildern und Rezidiven vorzubeugen.
Jungen und Mädchen sind gleichhäufig betroffen. Meist beginnen die Störungen in der Jugend und zwischen dem 20. bis 40. Lebensjahr. Die Lebenszeitprävalenz für das Auftreten von Bipolar-Spektrum-Erkrankungen ist mit bis zu 5 % anzunehmen (S3-Leitlinie https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-019l_S3_Bipolare-Stoerungen-Diagnostik-Therapie_2020-05.pdf ). Wegen der gravierenden Auswirkungen der Erkrankung im Jugend- und frühen Erwachsenenalter ist die Früherkennung und rasche Diagnosestellung mit effizienter Behandlung sehr wichtig.