Neue Erkenntnisse in der Brustkrebstherapie für jüngere Frauen
Auf dem größten europäischen Krebskongress ESMO von 9. bis 13. September 2022 in Paris gehörte der Brustkrebs-Experte Privatdozent Dr. Oleg Gluz vom Bethesda Krankenhaus Mönchengladbach der Johanniter GmbH
zu den ausgewählten Referenten. Bei seinem viel beachteten Vortrag berichtete er über neueste Erkenntnisse, die in der Brustkrebstherapie für jüngere Frauen vor den Wechseljahren von großer Bedeutung sind. Sie könnten in Zukunft vielen jüngeren Patientinnen eine Chemotherapie ersparen.
Die Spezialisten des Brustzentrums Niederrhein im Bethesda leiten gemeinsam mit der Münchner Uniklinik der LMU mehrere bundesweite Langzeitstudien zur Behandlung des frühen Brustkrebses im Rahmen der Westdeutschen Studiengruppe. Die ADAPT und die laufende ADAPTCycle Studie haben gezeigt, dass in vielen Fällen eine Antihormontherapie bereits vor der Operation sehr gut wirksam ist und die Zellteilung der hormonempfindlichen Tumorzellen deutlich reduziert. Dies führte bereits dazu, dass insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren häufig auf die gefürchtete Chemotherapie verzichtet werden kann. Der positive Effekt schien jedoch lange Zeit bei jüngeren Frauen nicht im selben Ausmaß wie bei älteren Patientinnen zu greifen.
So wurde die Nachricht, die PD Dr. Gluz auf dem Krebskongress in Paris zu verkünden hatte, von der Fachwelt mit großem Interesse aufgenommen: Wie er berichtet, wirkt nach neuesten Erkenntnissen die Antihormontherapie auch bei jüngeren Frauen sehr gut, wenn zusätzlich die Funktion der Eierstöcke medikamentös unterbunden wird.
Entgegen früheren Annahmen kann die Wirkung der Antihormontherapie auch bei jungen Patientinnen schon sehr früh nach 3-4 Wochen am Tumorgewebe bei der Operation festgestellt werden. Die Kenntnis, wie gut die optimale Antihormontherapie wirkt, erlaubt zusammen mit dem genetischen Fingerabdruck des Tumors eine viel individuellere Behandlung als eine Entscheidung nur nach den klinischen Faktoren Tumorgröße und Lymphknotenbefall.
„Die optimale Behandlung der jüngeren Frauen ist seit vielen Jahren ein großes und sehr kontrovers diskutiertes Thema in der Forschung und wir freuen uns, dass in dieser Frage nun ein echter Durchbruch gelungen ist, der einen enormen Effekt auf die Lebensqualität jüngerer Patientinnen haben wird“, sagt Dr. Gluz. „Wir können künftig auch bei jüngeren Patientinnen sehr individuell und gezielt die Frage klären, ob eine Chemotherapie notwendig ist oder nicht. Ich gehe davon aus, dass bei rund 40 % der Patientinnen vor der Menopause, bei denen bis dato noch eine Chemotherapie diskutiert wird, in naher Zukunft auf diese ohne Einbuße in puncto Sicherheit verzichtet werden kann. Auch ein Kinderwunsch kann dann nach der Brustkrebstherapie noch erfüllt werden, da die Funktion der Eierstöcke nur vorrübergehend ausgeschaltet wird.“
Mit 450 bis 500 primär erstdiagnostizierten Brustkrebserkrankungen ist das „Brustzentrum Niederrhein“ im Bethesda Krankenhaus der Johanniter in Mönchengladbach eines der größten Brustzentren bundesweit und genießt in der Fachwelt höchstes Renommee. Neben der Auszeichnung in der aktuellen Focus-Liste 2022 als Top-Klinik für Brustkrebs, wurde das Brustzentrum des Bethesda kürzlich in die vom Stern-Magazin veröffentlichte Liste „Deutschlands ausgezeichnete Krankenhäuser“ 2022/23 aufgenommen.