Die zehn großen Freiheiten
Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Platz der Republik interpretieren die Zehn Gebote. Eine Ausstellung im Ev. Krankenhaus Bethesda zeigt die spannenden Ergebnisse.
Der Schattenriss eines Menschen, der vor einem brennenden Busch steht – so interpretiert Raghad Al Kenj das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“. Die 26jährige ist Schülerin des Berufskollegs Platz der Republik und angehende gestaltungstechnische Assistentin. Sie hatte sich gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern im Rahmen des Religionsunterrichts unter Leitung ihres Religionslehrer Pfarrer i.R. Rainer Pleißner Gedanken über die zehn Gebote gemacht. Grundlage dafür waren die Überlegungen des evangelischen Theologen Ernst Lange, der in den 1960er Jahren die Zehn Gebote als befreiende Texte formulierte. Die künstlerische Umsetzung der jungen Mediengestalter von heute ist in einer Ausstellung im Ev. Krankenhaus Bethesda noch bis zum 31. März 2023 zu sehen.
Der Zugang der Schülerinnen und Schüler zu den alten Texten ist ein ganz persönlicher. Raghad Al Kenj lässt in ihre Gestaltung auch die entsprechenden Koranstellen einfließen. „Im Koran gibt es ein Gespräch zwischen Mose und Gott, in dem Mose Gott bittet, ihn persönlich zu sehen, aber Gott weigert sich“, erklärt sie. Deshalb wählt sie als Motiv den brennenden Dornbusch. Ihre Mitschüler wählen ebenfalls sehr kreative Umsetzungen. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ wird mit Marionetten dargestellt, deren Fäden rasch durchschnitten werden können. Pinocchio, dessen Nase wächst, wenn er lügt, wird zur Illustration des Gebots „Du sollst nicht lügen“ eingesetzt. Und ein Herz-Tattoo mit der Aufschrift „Mom Dad“ steht für das 4. Gebot.
Die überaus lohnende Ausstellung gehört zum Projekt „Bibelworte creativ“, das Pfarrer Pleißner bereits 1993 ins Leben gerufen hat. Seitdem gibt es auch die Kooperation mit dem Ev. Krankenhaus Bethesda, in dem die Kunstwerke regelmäßig ausgestellt werden. „Krankenhaus ist mehr als Medizin, Pflege und Verwaltung“, sagt Krankenhauspfarrer Ulrich Meihsner bei der Vernissage, „Kunst regt an und setzt in Bewegung.“ Termine für Gruppenführungen können gerne vereinbart werden. Kontakt: kommunikation(at)mg.johanniter-kliniken.de