Krisenintervention Stuttgart

Hilfestellung für Betroffene

Mögliche Symptome im Umgang mit psychischen Belastungen

Außergewöhnlich belastende Ereignisse wie Unfälle, Gewalt, der Verlust nahestehender Menschen oder Katastrophen rufen bei vielen Menschen vorübergehende, nicht selten starke, Reaktionen und Gefühle hervor. Davon sind oft auch Augenzeugen und Helfende betroffen.

Folgende Reaktionen treten in unterschiedlichen Ausprägungen auf: 

  • Hilflosigkeit, Ratlosigkeit
  • Angst, Schuldgefühle
  • Niedergeschlagenheit
  • Heftige Stimmungsschwankungen
  • Orientierungslosigkeit
  • Unfähigkeit, alltägliche (gewohnte) Handlungen auszuführen
  • Starke Nervosität, Schreckhaftigkeit
  • Schlafstörungen, Albträume
  • Erinnerungs- und Konzentrationsprobleme
  • Wiedererleben, aufdrängende Erinnerungen
  • Appetitlosigkeit, Müdigkeit
  • Verstärktes Bedürfnis nach Alkohol, Beruhigungsmittel

Diese und ähnliche Reaktionen sind nach einem belastenden Ereignis völlig normal und lassen in der Regel nach wenigen Tagen bis Wochen nach.

Was können Sie für sich selbst tun?

Es hilft, sich bewusst viel Ruhe zu gönnen. Nehmen Sie sich Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten und sich zu erholen:

  • Nehmen Sie sich Zeit für Ihre momentanen Bedürfnisse.
  • Sprechen Sie mit vertrauten Personen darüber.
  • Versuchen Sie, sobald wie möglich zu Ihrem gewohnten Tagesablauf zurückzukehren.
  • Erwarten Sie nicht, dass die Zeit Ihre Erinnerungen einfach auslöscht.
  • Verbringen Sie Zeit mit Dingen, die Ihnen üblicherweise Freude bereiten und zur Entspannung dienen. Tun Sie sich bewusst etwas Gutes
  • Bewegung kann helfen. Treiben Sie etwas Sport.
  • Nehmen Sie auch psychologische Hilfe in Anspruch. Dies ist genauso selbstverständlich wie der Zahnarztbesuch bei Zahnschmerzen.

Was können Angehörige und Freunde tun?

Das Verständnis von Angehörigen und Freunden trägt sehr viel dazu bei, dass die Betroffenen mit dem Erlebten besser zurecht kommen. Oft tut schon das Gefühl sehr gut, nicht allein zu sein. Hören Sie zu, nehmen Sie sich ausreichend Zeit und die Gefühle Betroffener ernst.

Weitere Hilfe

Manche Ereignisse belasten so stark, dass professionelle Hilfe zur Verarbeitung wichtig ist. Besondere Anzeichen sind, wenn:

  • Sie den Eindruck haben, dass sich Ihre Empfindungen und Gefühle auch nach längerer Zeit nicht normalisieren.
  • Sie ständig von Albträume gequält werden oder unter anhaltenden Schlafstörungen leiden.
  • Sie häufig ungewollt, sich aufdrängende Erinnerungen an das Ereignis haben.
  • Sie Situationen und Orte meiden, die Sie an das Ereignis erinnern.
  • Sie seit dem Ereignis (mehr) rauchen, trinken, Drogen oder Medikamente einnehmen.
  • Ihre Arbeitsleistung dauerhaft nachlässt.
  • Ihre Beziehungen stark darunter leiden, Sie sich zurückziehen.
  • sich sexuelle Schwierigkeiten entwickeln.
  • Sie mit niemanden über Ihre Bedürfnisse sprechen können, obwohl Sie das Bedürfnis dazu haben.

Mögliche Anlaufstellen

Nehmen Sie diese Zeichen ernst. Es ist besonders wichtig, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, um mögliche ernsthafte Folgeerkrankungen zu lindern oder zu vermeiden. Es gibt eine Reihe von bundesweiten Einrichtungen, die Ihnen Hilfe anbieten: 

Flyer in mehreren Sprachen

Zum Download

Quelle: BBK

 

 

Kriseninterventionsteam in Stuttgart

Erste-Hilfe für die Seele

Wir betreuen Menschen unmittelbar nach stark belastenden Erlebnissen. Etwa Angehörige nach einem plötzlichen Todesfall oder während der Reanimation eines nahestehenden Menschen, Opfer von Gewalttaten oder Augenzeugen eines schockierenden Ereignisses. Aktuell leisten rund 15 ehrenamtliche Kriseninterventionshelfende in potenziell traumatisierenden Situation Psychische-Erste-Hilfe, stehen bei, unterstützen und schließen die Lücke zwischen Notfallereignis und dem sozialen Netz der Betroffenen.

Nachwuchs-Helferinnen und Helfer gesucht

Unser Ziel ist es, rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr verfügbar zu sein und den Menschen in Stuttgart zu helfen. Daher freuen wir uns über Unterstützung und sind immer auf der Suche nach neuen Nachwuchs-Helferinnen und -Helfern.

Sind Sie auf der Suche nach einem besonderen Ehrenamt? Nach einer wertvollen Aufgabe, um Ihren Mitmenschen in den vielleicht schlimmsten Stunden ihres Lebens beizustehen? Haben Sie Interesse an psychosozialen Themen? Dann melden Sie sich zu einem unserer Informationsabende an und erfahren mehr über unser Ehrenamt die Ausbildung und die Aufgaben im Johanniter-KIT Stuttgart.

Infoabende

Unsere Aufgabe

Unglücksfälle und überraschende Ereignisse verändern das Leben von Menschen immens. Die Zukunft ist danach oft ungewiss und das Leben wird plötzlich in Frage gestellt. Der dramatische Tod eines nahen Angehörigen oder guten Freundes, die erlebte Hilflosigkeit, das Ausgeliefertsein als Opfer eines Verbrechens, das Zuschauen müssen, während andere Menschen zu Schaden kommen, ohne selbst helfen zu können – all das prägt Menschen und beeinträchtigt ihr Leben, ihr Wohlbefinden und schließlich ihre Gesundheit. Nach einem Notfall leiden Menschen häufig unter starken seelischen Belastungen oder stehen unter akutem psychischem Schock. Genau hier beginnt unsere Aufgabe. Wir betreuen genau diese Menschen und entlasten die Rettungskräfte vor Ort, die sich um die körperlich Verletzten kümmern. Wir führen Gespräche, hören zu, aktivieren das soziale Netzwerk des Betroffenen und vermitteln bei Bedarf Betreuungsangebote für die Zeit danach.

Mögliche Einsatzindikationen sind:

  • Betreuung von Angehörigen nach einem Todesfall, z.B. im häuslichen Bereich
  • Betreuung von Angehörigen und Anwesenden während bzw. nach einer Reanimation
  • Angehörige, Beteiligte und Augenzeugen nach einem Suizid bzw. –versuch
  • Angehörige und Familien nach dem Verlust eines Kindes (Plötzlicher Kindstod)
  • Betreuung während und nach der Überbringung einer Todesnachricht durch die Polizei
  • Gewaltdelikte wie häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Tötungsdelikte oder Raubüberfall
  • Schwere Unfälle im Straßenverkehr oder Arbeitsunfälle
  • Großschadenslagen, Evakuierungen und Brände
  • Schienen- und Busunfälle, insbesondere in Kooperation mit der Stuttgarter Straßenbahnen AG

Wir sind ein ergänzender Bestandteil des Stuttgarter Rettungsdienstes und werden durch die Rettungskräfte, die Polizei oder die Feuerwehr vor Ort zum Notfall alarmiert. Dies wird über die Integrierte Leitstelle koordiniert.

Unser Team

Das Kriseninterventionsteam besteht aus Ehrenamtlichen, die unterschiedlichen Berufssparten in ihrer hauptberuflichen Tätigkeit angehören. Einige von uns bringen einen therapeutischen Hintergrund mit, andere sind Trainer, Mediatoren und Coaches. Es finden sich ebenso Verwaltungsangestellte, Arbeiter und Techniker in der Gruppe, wie auch Kaufleute, Ingenieure, Physiotherapeuten und Berufsschullehrer. Alle eint das Engagement, sich für andere einzusetzen und mit einer großen Motivation ihre Unterstützung anzubieten, wenn sie notwendig erscheint. Sie alle haben gelernt zuzuhören, leisten häufig pragmatische Hilfe und vermitteln bei Bedarf weitergehende fachliche Begleitung.

Ehrenamtliche Mitarbeit bei uns

Alle Teammitglieder des Johanniter-KIT leisten ihre Dienste neben der normalen beruflichen Tätigkeit, neben Freunden und Familie. Um dem Anspruch gerecht zu werden, 24 Stunden – sieben Tage die Woche – verfügbar zu sein, bedarf es eines großen Engagements aller Beteiligten. Umso mehr freut sich das Team über motivierte und interessierte Verstärkung.

Für uns sind folgenden Voraussetzungen wichtig:

  • Mindestalter 24 Jahre
  • Wohnsitz im Großraum Stuttgart oder der unmittelbar angrenzenden Umgebung
  • PKW-Führerschein und mindestens zwei Jahre Fahrpraxis
  • Stabile Persönlichkeit und Lebenssituation
  • Engagement und Interesse am Umgang mit Menschen
  • Keine Berührungsängste mit den Themen wie Sterben, Tod und Trauer
  • Motivation, Teamfähigkeit, Offenheit, Sensibilität, Toleranz und Verlässlichkeit
  • Bereitschaft, sich intensiv aus- und fortzubilden
  • Bereitschaft zur aktiven Teilnahme am Dienst (mind. zwei x 24h pro Monat) und den Teamveranstaltungen

Interesse geweckt? Dann schreiben Sie uns:

Die Ausbildung erfolgt in mehreren Stufen. Die Rückmeldungen durch das Team und insbesondere der Ausbilder sowie Mentoren sind dabei besonders wichtig. Ohne Vorbildung dauert die Ausbildung zum Kriseninterventionshelfenden ca. 1 bis 1,5 Jahre. Wie auch bei anderen "Rund-um-die-Uhr-Bereitschaftsdiensten" sind wir darauf angewiesen, dass Ehrenamtliche auch werktags und an Feiertagen zur Verfügung stehen. Gerne bestätigen wir daher schriftlich gegenüber dem Arbeitgeber die ehrenamtliche Tätigkeit und stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung.

Gleichzeitig geht an dieser Stelle der Dank an die Arbeitgeber für das Wohlwollen und damit die große Unterstützung. Auch dies ist eine Form der Spende, die sehr wertvoll für die Arbeit des KIT Stuttgart ist.

Der Ausbildungsablauf

Alle Ehrenamtlichen müssen eine medizinische Ausbildung, mindestens zum Sanitätshelfer, absolvieren. Daneben gehören Grund- und Aufbaumodul (mit ca. 80 UE) zur Ausbildung. Inhalte darin sind z.B.:

  • Kommunikation (Modelle, Grundlagen, Gesprächsführung)
  • Stress und Stressbearbeitung
  • Psychohygiene
  • Psychische-Erste-Hilfe
  • Trauer und Psychotraumatologie
  • Religion und Kulturen
  • Besondere Einsatzsituationen
  • (Selbst-)Wahrnehmung und Reflexion
  • Einsatztaktischen Grundlagen wie Organisation des Rettungsdienstes, Einsatzablauf, Funk und Fahrerschulungsgesetz
  • Recht und Versicherung

Abgerundet werden die Module durch Rollenspiele, Übungen und Fallbeispiele.

Interesse geweckt? Dann schreiben Sie uns:

Ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung ist die Hospitationsphase, in der erfahrene Kollegen bei Einsätzen begleitet werden, um Einsatzerfahrung zu sammeln. In den Nachbesprechungen besteht Raum für Austausch und Aufarbeitung. Die Dauer dieser Phase hängt i.d.R. von der Anzahl und Art der Einsätze sowie der eigenen Sicherheit nach den durchgeführten Einsätzen ab. Im abschließenden Ausbildungsschritt, der Mentorenphase, werden die Neulinge durch erfahrene Teammitglieder begleitet. Stehen während dem Einsatz zur Verfügung und auch danach wieder für Nachbesprechungen.

Generell wird auch bereits während der Ausbildung die Teilnahme an den regelmäßigen Supervisionen und Teamabenden vorausgesetzt. Diese finden regelmäßig ca. alle vier Wochen statt. Die Teilnahme an Fortbildungen und Trainings ist ebenfalls Voraussetzung für dieses Ehrenamt.

Helfen Sie uns, zu helfen

Unterstützen Sie uns mit einer Spende. So können wir neue Ehrenamtliche ausbilden, unser bestehendes Team weiterbilden oder auch unsere Einsatzfahrzeuge oder –ausrüstung finanzieren.

Bank für Sozialwirtschaft
Verwendungszweck: Johanniter-KIT
BIC BFSWDE33XXX
IBAN DE45370205000020121681

Vielen Dank!

Wir bedanken uns bei allen, die uns mit ihrer Spende unterstützen oder sich in dieser Form für die Arbeit des Teams bedanken. Vielen Dank! Nur so kann dieses besondere Hilfsangebot weiter den Stuttgarter Bürgern angeboten werden.