Kinderschutz bei den Johannitern

Die Fachstelle Kinderschutz stellt sich vor

Der Bundesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. hat am 22. November 2016 neun Johanniterinnen und Johanniter aus allen Landesverbänden zu „Fachkräften Kinderschutz“ ernannt. Unser bundesweit gültige Konzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sieht jeweils eine Fachstelle Kinderschutz pro Landesverband vor, um sichere Räume für Kinder und Jugendliche zu schaffen und der gesellschaftlichen Verantwortung im Kinderschutz nachzukommen. Unter dem Motto "Wir sind Johanniter – und wir achten auf Kinder!" sollen alle Dienstleistungsbereiche für die Situation von Kindern sensibilisiert werden.

Für den Landesverband Nord hat Helena Hasenkamp, Fachbereichsleitung Kinder, Jugend und Freiwilligendienste, die Ausbildung nach § 8a SGB VIII (Sozialgesetzbuch) absolviert. In unserem Interview erläutert sie das Konzept und ihre Aufgabe.

Warum brauchen wir als Johanniter ein Kinderschutzkonzept?

Helena Hasenkamp: "Ein Kinderschutzkonzept zu haben ist natürlich keine Neuerfindung der Johanniter. Aber es sollte gerade für uns als Hilfsorganisation eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir auf Schutzbedürftige besonders aufpassen. Und das gilt für alle Bereiche! Das neue Kinderschutzkonzept richtet sich nämlich explizit nicht nur an unsere Kindertagesstätten, wie man vielleicht vermuten könnte. Die Kitas haben ohnehin ein sehr ausgereiftes Konzept und einen guten Draht zum jeweiligen Jugendamt, beides benötigen sie für ihre Betriebserlaubnis. Unser neues Konzept ist für alle Bereiche gedacht, die Berührung mit Kindern haben, sei es im Fahrdienst, im Rettungsdienst oder in der Johanniter-Jugendgruppe."

Warum engagieren wir uns so im Bereich Kinderschutz?

„Als Träger von bundesweit über 400 Kitas, zahlreichen Kinder- und Jugendhilfe-Angeboten, einem Fahrdienst, der täglich zahlreiche Kinder und Jugendliche befördert und mit einer eigenen Jugendorganisation haben wir eine besondere Verantwortung. Da war die Entwicklung eines Kinderschutzkonzeptes nur folgerichtig. Die flächendeckende und bereichsübergreifende Achtsamkeit Kindern gegenüber ist jedoch bisher einzigartig unter den Hilfsorganisationen. Vorbild für das Kinderschutzkonzept war das !Achtung-Konzept zur Prävention von sexuellem Missbrauch, das unsere Johanniter-Jugend vor über zehn Jahren entwickelt hat. Die Fachstellen Kinderschutz in jedem Landesverband sind in engem Austausch mit den !Achtung-Vertrauenspersonen und der Bundesgeschäftsstelle in Berlin.“

Und wie funktioniert das Konzept?

"Nehmen wir das Beispiel Fahrdienst: Ein Fahrer beobachtet, dass ein Kind im Winter nicht ordentlich angezogen ist, etwa ohne Socken oder nur mit einer dünnen Trainingsjacke bei Minusgraden. An unserer bundesweiten Kinderschutz-Hotline für Mitarbeitende und die Helferschaft kann der Fahrer sich beraten lassen, wie er am besten zum Wohle des Kindes handeln kann."

Was für Fälle melden die Anrufenden?

„Das reicht von der Beobachtung, dass ein Kind zuhause allein vor verschlossener Tür steht bis hin zu Fällen von eindeutiger Körperverletzung. Manche Situationen stellen sich als harmlos heraus. Wichtig ist, dass wir alle sensibilisiert sind und mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen: Einem Verdacht muss immer nachgegangen werden. Wenn der Verdacht sich bestätigt, steht ein Gespräch mit den Erziehungsberechtigten an, bei dem wir diese aufklären und sie in die Verantwortung nehmen. Im Idealfall kann die Situation so geklärt werden. Sonst folgen von Fall zu Fall weitere Schritte, zum Beispiel das Hinzuziehen des Jugendamtes. In der Ausbildung zur Fachkraft Kinderschutz hat eine Referentin von der Charité Berlin uns Bilder gezeigt von Kindern, die bei ihr im Krankenhaus gelandet sind, weil niemand rechtzeitig eingegriffen hat. So etwas zu verhindern, das ist mein Ansporn.“

Welche Vorteile hat das Konzept für die Mitarbeitenden und die Helferschaft?

"Das Konzept und die dazugehörigen Materialien sollen den Johanniterinnen und Johannitern Handlungssicherheit geben: Bei Verdachtsfällen wissen sie genau, wie sie reagieren können - und im Zweifelsfall rufen sie unsere Hotline an und holen sich Rat. Das geht auch anonym. Mit unserer Kampagne hier im Landesverband Nord möchten wir möglichst viele Menschen auf das Thema aufmerksam machen und sie für das Wohl der Kinder sensibilisieren. Nur so können wir Kinder wirksam schützen."