10.07.2023 | Dienststelle Ortsverband Hannover-Wasserturm

Seele im Notstand: PSNV-Kräfte trainieren den Ernstfall

Eine Übung auf einem Betriebsgelände im Norden Hannovers: Wie bereit sind Feuerwehrkräfte, Betriebsangehörige sowie Ehrenamtliche der Schnelleinsatzgruppen (SEG) Rettung und Transport sowie des PSNV-Teams aus dem Ortsverband Hannover-Wasserturm?

Das Übungsszenario geht so: Eine Halle steht voller Rauch, weil es brennt. Ein Triebwagenführer setzte in seiner „Panik“ ein Schienenfahrzeug so rasch rückwärts aus der Halle, dass es dabei Schwerverletzte gibt. Triebwagenführer und Zeugen sind traumatisiert; hinzu kommen mehr Menschen in und um der Halle, die Verletzungen aufweisen. Acht Betroffene sind es insgesamt. Den Helfenden wird also bald klar sein, dass sie es hier mit einer ManV-Lage zu zun haben; einem Massenanfall von verletzten Personen. In der Realität würde üblicherweise das zuerst eintreffende Einsatzteam (Feuerwehr oder Rettungsdienst zum Beispiel) weitere Rettungsmittel nachfordern. Die Organisator*innen schicken diesmal kurz nach der Feuerwehr auch mehrere Rettungswagen (RTW) und ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) gleichzeitig aufs Übungsgelände. Die Helfenden sollen die Übungszeit bestmöglich ausnutzen können. Nur die PSNV-Teams bleiben noch in Warteposition – noch. Ein Ziel ist auch, dass die Einsatzkräfte unterschiedlicher Organisationen miteinander kooperieren.

Gleise, Triebwagen und Diensträume und Menschen sind kaum noch zu erkennen. Für den richtigen Dunst sorgt an diesem Trainingsabend Übungs-Co-Leiter Patrick Bertuleit, Gruppenführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Stöcken, die mit 26 Einsatzkräften teilnimmt. Er hat vier Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ahlem dabei, die verletzte Personen mimen. Auch mehrere Betriebsangehörige werden von RUD-Fachleuten der Stöckener Feuerwehr in verletzte oder traumatisierte Betroffene verwandelt. RUD steht für Realistische Unfalldarstellung. Das Aussehen der Betroffenen wird den Ernst der Lage ebenso illustrieren wie es das Verhalten der „Verletzten“, der Rauch und das komplette Einsatzgeschehen der Ehrenamtlichen tun werden. Für die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) entsendet der OV Hannover-Wasserturm zwei Einsatztrupps zu je zwei Helfenden. Ihr Auftreten und ihre Taktik nehmen sowohl die stellvertretende PSNV-Gruppenführerin im OV Wasserturm, Kira Lentge, als auch ihre Kollegin Laura Zeßin unter die Lupe.

Das Suchen und Bergen von Personen sowie das Löschen etwaiger Feuer sind Aufgaben der Feuerwehr an diesem Abend. Sie sind es auch, die die Verletzten und Traumatisierten den Johanniter-Einsatzkräften aus der Gefahrenzone heraus zuführen. Diese wiederum übernehmen Erstversorgung und Transportvorbereitung. An der Übung nehmen Mitglieder der Gruppe Rettung & Transport des OV Hannover-Wasserturm teil. Sie müssen untereinander anfallende Aufgaben koordinieren, sich mit den Feuerwehrleuten sowie Mitarbeitenden des betroffenen Betriebs abstimmen. Und sie sind es auch, die später PSNV-Kräfte anfordern. Wenn Zeugen Schlimmes erlebt haben, senden sie andere Notsignale aus als es körperlich Verletzte tun. Sie brauchen dann eine psychoziale Unterstützung. Einen verstörten, in sich gekehrten „Zeugen“ muss ein Team aus seiner Teilnahmslosigkeit holen. „Es ist wichtig, dass wir mit Betroffenen in ein Gespräch kommen“, sagt Kira Lentge. Weil nur dann sichergestellt werden kann, dass ein Mensch das bekommt, was er in solch einer Lage tatsächlich braucht – Kommunikation, Fürsorge, ein Gespräch über etwaige nicht sofort erkennbare Krankheiten oder Verletzungen, Kontakt zu Angehörigen. Die Herausforderung für PSNV-Kräfte ist es, noch vor Ort einen Rahmen zu schaffen, in dem so etwas möglich ist – und zügig Vertrauen aufzubauen. Auch der Triebwagenführer, verstört an seinem Steuer hockend, braucht dringend Beistand. Team zwei ist schon unterwegs; eingewiesen von Notfallsanitäter Alihan Paruldar, der das NEF besetzt und deshalb koordinierend auf dem Übungsgelände unterwegs ist. Nach zwei Stunden ist die Übung vorbei. Einig sind sich die Moderierenden aus allen beteiligten Organisationen darin: Die Zusammenarbeit der verschiedenen Teams hat gut geklappt. Und Kira Lentge und Laura Zeßin sind zufrieden mit dem Vorgehen der vier PSNV-Fachleute.